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Journalist mit Pfarrer-Ambitionen: Peter Hahne wird 60

ZDF-Moderator Hahne wird am 9. November 60. Er moderierte jahrelang "heute journal" und "heute", inzwischen hat er seine eigene Talkshow. Ursprünglich wollte er Pfarrer werden - das merkt man ihm noch an.

Mainz/Berlin (dpa) - Peter Hahne wollte mal Pfarrer werden. Er hat sich anders entschieden und ist seit vielen Jahrzehnten Journalist, doch ein bisschen Pfarrer ist er auch. Am 9. November wird der langjährige ZDF-Moderator von "heute" und "heute journal" 60 Jahre alt. Nebenher hat er zahlreiche Bücher geschrieben ("Schluss mit lustig!", "Mein Leben - lebenswert?"), arbeitet als Kolumnist ("Bild am Sonntag") und hält Vorträge. Seit 2010 hat er seine eigene Talkshow.

Während seines Studiums der Evangelischen Theologie, Philosophie, Psychologie und Germanistik schnupperte Hahne Radio-Luft bei der Europawelle Saar. Da merkte er, dass Pfarrer und Journalisten ein ähnliches Handwerkszeug brauchen. "Wer eine wichtige Nachricht an Frau und Mann bringen will, muss gut recherchieren, verständlich formulieren und ansprechend präsentieren", sagt der gebürtige Westfale.

Nach dem Start beim Saarländischen Rundfunk (SR) und Moderationen für den Westdeutschen Rundfunk (WDR) ging Hahne zum ZDF. Dort moderierte er seit 1989 das "heute journal" und von 1991 an die "heute"-Hauptnachrichten. 1999 wechselte er als Vize-Chef ins Hauptstadtstudio des Mainzer Senders, wo er mit Peter Frey für das Politikmagazin "Berlin direkt" verantwortlich war. Sein markantes Lächeln darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er auch bohren kann beim Fragenstellen.

Hahne kennt zahlreiche Spitzenpolitiker. "Enttäuscht" zeigt er sich von "Opportunisten und Wendehälsen". "Sie werden jedoch dadurch bestraft, dass sie oft schneller weg vom Fenster sind als Schnee in der Sahara-Sonne schmilzt", sagt er. Das helfe, sich selbst und die Mächtigen nicht zu wichtig zu nehmen. Im Jahr 2005 war Hahne mal als Regierungssprecher von Schwarz-Gelb unter Angela Merkel im Gespräch.

Für Hahne, der die ZDF-Kindernachrichten "logo" mitentwickelt hat, ist das Erklären besonders wichtig. Etwas, was auch ein Pfarrer können muss. Die Kindernachrichten waren für ihn "die bestmögliche Schule", um zu lernen, komplizierte Fakten ohne Floskeln und Fremdwörter zu melden. "Insofern ist der Moderator nichts anderes als ein Dienstleister, der den Zuschauer im Dschungel der Informationen an die Hand nimmt." Allerdings räumt er ein: "Dennoch begrüßte ich die Leute oft mit "Guten Abend!", um ihnen anschließend eine halbe Stunde lang zu erklären, warum es kein guter Abend ist."

Beim Start seiner Talkshow hatte er Margot Käßmann zu Gast, die nach einer Alkoholfahrt als EKD-Ratsvorsitzende zurückgetreten war. Und Samuel Koch gab Hahne das erste Fernseh-Interview nach dem schweren Unfall bei "Wetten, dass..?". Das bisher spannendste Erlebnis seiner Karriere ist für Hahne die Öffnung der Mauer 1989 - an seinem Geburtstag. "Bewegend war, wie der "Maueröffner" Günter Schabowski, der Mann mit dem Zettel, letztes Jahr in meiner Sendung unter Tränen eingestand: "Ich schäme mich für alles, was ich den Leuten in der DDR angetan habe.""

Marc-Oliver von Riegen

 

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