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DPA/Von Gisela Ostwald

Journalistin, Feministin, Aktivistin: Gloria Steinem wird 75

Steinem schrieb Bücher und gründete das erste Frauenmagazin von Frauen. Sie war 66, als sie sich dann doch noch zur Ehe entschied.

New York (dpa) - Es gibt nicht viel, was die Amerikanerin Gloria Steinem in ihrem Leben ausgelassen hat. Als junge bildschöne Frau engagierte sie sich für die Gleichberechtigung und wurde zu Amerikas wohl berühmtester Feministin - ein Ruf, den sie noch heute genießt. Sie war 66, als sie sich dann doch noch zur Ehe entschied. Steinem schrieb Bücher und gründete das erste Frauenmagazin von Frauen. Sie kämpfte für Schwarze und andere Minderheiten der US-Gesellschaft, pochte auf das Recht auf Abtreibung, bis es Gesetz wurde, und mischte sogar in Washingtons Politik mit. Noch heute meldet sie sich zu Wort, wenn ihr ein Thema unter die Haut geht. Am kommenden Mittwoch (25. März) wird die Frauenrechtlerin, Journalistin und Aktivistin Gloria Steinem 75 Jahre alt.

Das Zeug zur Rebellin hatte sie offenbar im Blut. Schon die Großmutter hatte sich für das "schwache Geschlecht" stark gemacht, als Präsidentin der Suffragetten im US-Bundesstaat Ohio. Das war im Jahr 1908. 26 Jahre später kam die kleine Gloria zur Welt. Sie war die Tochter eines Antiquitätenhändlers, der die Familie im Trailer mit sich durchs Land schleppte. Die Mutter, eine Journalistin, litt unter schweren Depressionen, noch mehr, als der Mann sie schließlich sitzen ließ. "Die meisten Frauen sind einen Mann weit von der Sozialhilfe entfernt", stellte die resolute Gloria fest und schwor, einen anderen Weg zu gehen.

Dieser führte sie nach Europa und zum Studium nach Neu Delhi und Kalkutta, für eine Frau in den 1950er Jahren noch ein echtes Wagnis. Zurück in Amerika schrieb sie Drehbücher und Artikel für namhafte Zeitschriften wie "Life", "Glamour", "Vogue" und "Cosmopolitan". 1971 rang sie sich durch, selbst ein Magazin zu gründen, das Frauen nicht über Mode und Rezepte, sondern ihre Rechte im Beruf aufklären sollte. 16 Jahre blieb Steinem an der Spitze von "Ms." und setzte sich mit journalistischen Mitteln für alles ein, was ihr am Herzen lag: die Gleichberechtigung und die "reproduktive Freiheit" der Frau, ein Begriff, den Steinem prägte.

Nebenbei hob sie neue Organisationen aus der Taufe, darunter eine Koalition von Gewerkschafterinnen, das Medienzentrum für Frauen und die Aktionsgruppe "Women against Pornography". George McGovern stellte sie als seine Pressesprecherin ein, als er das Weiße Haus zu erobern versuchte und verlor. 2005 überraschte Steinem in dem Dokumentarfilm "In Had an Abortion" mit ihrem Bekenntnis, auch sie habe einmal abgetrieben. Sie habe Jahre gebraucht, darüber sprechen zu können, gab die wortgewaltige "Pro Choice"-Kämpferin zu. Im Jahr 2000 brach sie ihren Vorsatz, nie vor den Traualtar zu treten. Doch das Eheglück war nur von kurzer Dauer. Ihr Mann David Bale, der Vater des Schauspielers Christian Bale, erlag drei Jahre später einer schweren Krankheit.