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Julia Jäkel erklärt, warum sie G+J wirklich verlassen hat

Julia Jäkel erklärt, warum sie G+J wirklich verlassen hat Julia Jäkel (Foto: G+J/Antonina Gern)

Vor rund drei Monaten gab Julia Jäkel überraschend ihren Abschied vom Hamburger Verlagshaus Gruner + Jahr bekannt. In der Wochenzeitung „Die Zeit“ spricht sie erstmals über die Gründe.

Hamburg – „Ich wollte eine Erfrischung, noch mal etwas Neues erleben, nicht more of the same. Ich wollte wie gerade eineinhalb Wochen in den Bergen kraxeln, ohne auf mein Handy zu schauen“, sagt Julia Jäkel in der „Zeit“-Story „Die Unvollendete“ von Cathrin Gilbert.


Die Vermutung, Jäkels Abgang hänge mit der angedachten Zusammenlegung von Gruner + Jahr mit dem Fernsehsender RTL zusammen, weist die Medienmanagerin zurück. Jäkel findet es „irre“, wie viele Menschen sich nicht vorstellen könnten, dass man den Posten als Vorstandvorsitzende freiwillig aufgebe. Fakt sei: „Ich hatte das Gefühl, ich kann gehen.“ Aber natürlich sei Jäkel noch nicht am Ende: „Nur Pferde oder Berge, das reicht ihr offenbar doch nicht“, heißt es in der „Zeit“.

 

Über die Atmosphäre, die bei Gruner + Jahr herrschte, als Jäkel dort 2013 den Job der Vorstandschefin übernahm, sagt sie: „Das war eine schwierige Melange aus vergangener Größe und gleichzeitig den Fragen: Wer sind wir eigentlich? Wo wollen wir hin? Haben wir eine Antwort auf die Zukunft? Kriegen wir das hin?“

 

Ihr Ziel sei es gewesen, „weiterhin mit gutem Journalismus gutes Geld“ zu verdienen. Als es darum ging, den Verlag in eine digitale Zukunft zu führen, habe Jäkel Wert darauf gelegt, nicht das eine gegen das andere auszuspielen. „Wir haben Flops hingelegt und ausprobiert“. Weiter sagt sie: „Wir haben gelernt, mutig Neues zu machen und gleichzeitig mit Effizienz und Kosten umzugehen. Das ist kein Widerspruch. Das war am Anfang für einige sicher erschreckend.“

 

Ob sie weiß, wie viele Chefredakteure und -redakteurinnen sie in der Zeit gefeuert hat, fragt Cathrin Gilbert Jäkel in der „Zeit“? „So viele waren es gar nicht“, sagt Jäkel. „Es war uns wichtig, weiche Übergänge zu erzeugen, gelungene Generationswechsel.“ Keine der Trennungen bedauert sie. „Die wirklich schlechten Entscheidungen sind die, die du nicht getroffen hast“, sagt sie, „gerade bei Personalien.“

 

Zur Person: Julia Jäkel, geboren 1971 in Mainz, studierte in Heidelberg, Harvard und Cambridge Geschichte, Politikwissenschaften und Volkswirtschaft. Ihre Karriere begann sie 1997 im Zentralen Nachwuchsprogramm bei Bertelsmann, das sie ein Jahr später zu Gruner + Jahr führte. Jäkel gehörte zum Gründungsteam der „Financial Times Deutschland“, 2004 übernahm sie die Verlagsleitung der Brigitte-Gruppe, 2008 die Geschäftsführung von rund 20 Magazinen. 2012 wurde sie Vorstand Deutschland von Gruner + Jahr, 2013 CEO. Im gleichen Jahr wurde sie in das Group Management Committee von Bertelsmann berufen. 2019 übernahm sie zusätzlich den Vorsitz des Boards der Bertelsmann Content Alliance. Am 31. März 2021 berichtete kress.de über den Abgang von Julia Jäkel bei G+J und Bertelsmann. Neuer CEO von Gruner + Jahr ist seit dem 1. April Stephan Schäfer.