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Julian Reichelt: Bild.de-Chefredakteur fordert schnelles Internet für alle

Für ein schnelles Internet auch im ländlichen Raum macht sich mit Julian Reichelt zum ersten Mal einer der führenden Journalisten Deutschlands stark. Unterstützung bekommt er aus der Wissenschaft. Von Bülend Ürük.

Berlin - Der Breitbandausbau sei die „absolute Basisvoraussetzung, damit sich ein Land weiter entwickeln kann“, betont Julian Reichelt, der seit gut einem Jahr Bild.de verantwortet. „Wir benötigen flächendeckend schnelles Internet“, fordert der Chefredakteur von Bild.de im Gespräch mit Newsroom.de.

Vor allem auf die Entwicklung von Bewegtbildformaten legt Reichelt seit dem Aufstieg vom Chefreporter in den Chefsessel von Bild.de besonderen Wert. Dabei beweist Julian Reichelt ein gutes Händchen bei der Weiterentwicklung von Bild.de, mit fast 17 Millionen Unique Usern und über 179 Millionen Visits ist kein deutschsprachiges Nachrichtenangebot erfolgreicher.

 


Julian Reichelt verantwortet seit dem 1. Februar 2014 als Chefredakteur Bild.de. Er übernahm das mit fast 17 Millionen Unique Usern erfolgreichste Nachrichtenangebot Deutschlands von Manfred Hart.

 

Mit „Behind the Story“ bietet Bild.de gemeinsam mit dem Filmunternehmen UFA seit kurzem einen exklusiven Einblick hinter die Kulissen von Deutschlands auflagenstärkster Tageszeitung.

„Wir saßen mit Nico Hofmann zusammen, wollten über eine Zusammenarbeit bei neuen Bewegtbild-Formaten sprechen“, erklärt Julian Reichelt. Hofmann und sein Team stehen dabei für ein hohes Level an Kreativität und Qualität. Ein Team stellte mehrere mögliche Bewegbild-Formate vor, „wir waren beide nicht 100 Prozent überzeugt, ob sie zur Marke Bild passen“, so Reichelt.

Dann der Einfall, dass die spannendsten Geschichten das Leben schreibt - eine Idee, die Regisseur und Produzent Nico Hofmann ("Unsere Mütter, unsere Väter") überzeugte, der übrigens vom Hause auch Journalist ist (hat beim "Mannheimer Morgen" volontiert).

Hautnah werden daher für rund drei Monate die Krisenreporter Paul Ronzheimer, Klatschreporterin Dora Varro und Fußballreporter Kai Psotta begleitet. „Mit ihnen decken wir unsere drei Kernbereiche News, Show und Sport ab“, betont Julian Reichelt.

Für den früheren Frontberichterstatter müssen Journalisten greifbar und nahbar bleiben. „Wir müssen menschliche Marken schaffen, Gesichter zeigen, die für die Marke Bild stehen.“

Als zusätzlichen Partner konnten Bild.de und Nico Hofmann Canon gewinnen, die den Dreh mit bestmöglichem Equipment unterstützen. „Canon war von mir ein Wunschpartner, weil die Kameras in der Youtube-Community oft für hochwertige Reportage-Formate eingesetzt werden“, so Reichelt.

„Wir nehmen einen hohen Betrag in die Hand, um dieses Projekt umsetzen zu können. Insgesamt sehe ich es als Testlauf für ganz neue Formate bei Bild“, betont Reichelt. Vor allem bei der Kreativität bei Produktion und Post-Produktion könne das Bild.de-Team noch viel von der UFA lernen. Dabei sei die Zusammenarbeit für beide Seiten ein Gewinn: „Aktualität, Schnellsein ist unser Geschäft.“

„Die ersten Reaktionen finde ich sehr positiv“, freut sich Reichelt. Für ihn steht fest: „Wir machen etwas, das unserer Reichweite nützt und es zahlt am Ende auf unseren Journalismus ein, wenn wir zeigen, was unsere Reporter machen.“ Dabei setzen die Macher auf die schnelle und intime Bildsprache, die auf Youtube dominiert.

 

Hintergrund: Schnelles Internet ist in der deutschen Politik schon seit Jahren ein Thema. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte bereits 2009 versprochen, das bis 2014 75 Prozent aller Haushalte eine Anbindung von 50 Megabit pro Sekunde erhalten würden. Ihr Ziel konnte Merkel nicht einhalten, laut dem TÜV Rheinland sind in Deutschland 64,1 Prozent der Haushalte mit mindestens 50 Megabit per Kabel oder Glasfaser ans Netz angeschlossen. Bis 2018, so Infrastrukturminister Alexander Dobrindt (CSU), soll das für hundert Prozent der Haushalte gelten. Dieses Ziel will er im Schulterschluss mit Telekommunikationsanbietern wie Telekom oder Vodafone erreichen. (B.Ü.)

 

Aber wie kann sich Online-Journalismus in Deutschland noch schneller entwickeln, wenn die Rahmenbedingungen nicht stimmen? Wenn in ländlichen Regionen immer noch die Küche geputzt werden kann, bevor ein Video tatsächlich ohne Warterei angeschaut werden kann? Für Julian Reichelt steht fest, dass schnelles Internet die „absolute Basisvoraussetzung ist, damit sich ein Land weiter entwickeln kann“. „Wir benötigen flächendeckend schnelles Internet“, fordert der Chefredakteur von Bild.de im Gespräch Newsroom.de.

Dabei bekommt Reichelt Unterstützung aus der Wissenschaft. „Deutschlandweites DSL wäre für die Bürger sicher wichtiger und dringender als Maut und Co.“, sagt Verena Renneberg, Professorin für Online-Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft (HMKW) in Berlin.

Die Journalistik-Professorin lobt „Behind the Story“ von „Bild“: „Ich denke, dass die Videos für „Bild“-Leser und auch für angehende Journalisten interessant sind: Der Reporter-Alltag ist schon spannend zu erleben. Und es gibt ja auch "Making ofs" von Spielfilmen und – wir denken an Wissensformate – Beiträge über die Herstellung aller möglicher Produkte. Warum sollten dann nicht auch "Making ofs" von Print- und Online-Artikeln produziert und verbreitet werden?“, so Verena Renneberg, die vor ihrem Wechsel in die Wissenschaft die Ressorts Arbeit und Soziales sowie Recht bei der politischen Wochenzeitung „Das Parlament“ verantwortete.

Für Verena Renneberg ist bei „Behind the Story“ vor allem eines wichtig: „Solange die Beiträge wahrheitsgetreu sind und ihre Produktion keinen Einfluss auf die eigentliche Berichterstattung hat, finde ich sie gut. Außerdem wird die Nachfrage das Angebot bestimmen.“

Bülend Ürük

 

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