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Marcus Engert: "Radio ist für Interviews wunderbar"

Marcus Engert: "Radio ist für Interviews wunderbar" Marcus Engert

Wie müssen Interviews sein, damit sie beim Internetradio detektor.fm die Zuhörer erreichen? Tim Farin hat mit Marcus Engert, einer der Gründer und Redaktionsleiter des Leipziger Senders, für das neue Portal "Alles über Interviews" gesprochen. Ein Auszug.

Tim Farin: Was macht Ihre Interviews aus?

 

Marcus Engert: Wir sind nicht der typische Radiosender, der Leute in 1:30 Minuten durch ein Thema durchprügelt. Wir haben mehr Zeit und hören zu. Natürlich haben wir ein Stilbuch, Leitlinien und vermitteln unseren Mitarbeitern das Einmaleins des Interviewens, aber vor allem diese Haltung zum Interview steht im Mittelpunkt.

 

Tim Farin: Welche Gründe sprechen dafür, dass Sie so stark auf Interviews setzen?

 

Marcus Engert: Man muss nicht drumherum reden: Interviews lassen sich für uns verhältnismäßig günstig produzieren. Wir haben nicht das Geld, um zehn Reporter durch die Republik zu schicken. Aber es gibt noch andere Gründe. Wenn wir Themen vorbereiten, kommen wir sehr oft zu der Frage nach unserem Anspruch, der da lautet: Hintergründe zu Nachrichten zu liefern. Da erreichen wir schnell den Punkt, wo wir sagen: Wir brauchen einen echten Experten. Wir wollen Material produzieren, das auch in ein paar Monaten noch hörbar ist und nicht nur die Aktualität abbildet. Dann kommt man um Gespräche mit Experten kaum herum.

 

Tim Farin: In der Lehre entscheiden wir immer zwischen Interviews zur Sache, zur Meinung und zur Person – bei Ihnen geht es also meist um Sach-Interviews?

 

Marcus Engert: Manchmal haben wir auch persönliche Interviews, in denen jemand über ein besonderes Erlebnis spricht. Aber meistens wollen wir Experten in der Sendung, die Themen erläutern und denen man darin auch vertraut. Das heißt nicht, dass diese Person politisch neutral sein muss – wir können das einordnen.

 

Tim Farin: Ein klassisches Vorurteil gegen Expertengespräche: Sie sind langweilig.

 

Marcus Engert: Das glaube ich nicht. Wir haben eine Zielgruppe, die bereit ist, einem Interview eine Aufmerksamkeitsspanne von fünf bis zehn Minuten zu widmen. Das gibt es im Formatradio nicht unbedingt. Da hört jemand zufällig beim Autofahren oder Kochen zu – und schaltet nach wenigen Minuten weg, wenn es ihn nicht interessiert. Bei uns im Netz ist das anders: Die Leute gehen ganz bewusst auf eine Adresse, suchen sich die Formate, die Podcasts raus.

 

Newsroom.de-Hinweis: Das Interview ist ein Auszug aus einem ausführlichen Gespräch, das Tim Farin mit Marcus Engert vom Sender detektor.fm für das neue Portal „Alles über Interviews“ geführt hat. Hier geht es zum kompletten Interview mit Marcus Engert!