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Rolf Eden - der Mann mit der richtigen Meinung

Rolf Eden ist der Mann, den die Journalisten lieben. Seit 1957 dominiert der letzte Playboy der Republik vor allem die Boulevardmedien. Wie hat der 81-Jährige das geschafft?

Berlin - Ein Thema, zu dem Rolf Eden von Journalisten nicht gefragt wird? Gibt es nicht. Eden ist die Rettung für jeden verzweifelten Planungsredakteur. Wer besorgt einen Promi mit einem schillernden Zitat, einen Lebemann, dem so gut wie nichts zu peinlich zu sein scheint? Wer kann einen Talkshowgast organisieren, der bestimmt eine andere Meinung vertritt? Die Rettung naht in Gestalt des erblondeten, siebenfachen Familienvaters, der ohne und ohne den die Medien nicht können. Das wird auch 2012 so bleiben.

Rolf Eden ist ein Charmeur der alten Schule. Als Newsroom zum Frühstück in seiner Villa im alten West-Berliner Design im Grunewald erscheint, will er selbstverständlich aus der Winterjacke helfen. Na, das klappt noch alleine.

Aber diese kleine Szene ist es, die sich durch das Leben von Rolf Eden zieht. Er war und ist immer höflich, immer freundlich, immer gutherzig - ob zu den Reportern oder zu den unzähligen Frauen, zu denen ihm Affären nachgesagt werden. In "The Big Eden", dem fröhlichen, sympathischen Dokumentarfilm über den Mann mit dem gewinnenden Gemüt, der aktuell im Kino gezeigt wird, porträtiert Regisseur Peter Dörfler den ehemaligen Star-Gastronomen in den unterschiedlichsten Lebenslagen. Nie vergisst der inzwischen 81-Jährige dabei, sich gekonnt in Szene zu setzen.

 

Der Mann, den die Medien lieben: Playboy Rolf Eden. Foto: Gloria Frimpong für Newsroom

 

Später kramt der Playboy im Wohnzimmer dann bestimmt 20 Alben mit Zeitungsausschnitten heraus. Wer reinblickt, glaubt fasst, dass die Berliner Medien das Leben des Eden in der heutigen Bundeshauptstadt in Gänze aufgeschrieben haben, ihn ständig um Tipps, Stellungnahmen und Storys gebeten haben. Rolf Eden, heute Vater von sieben Kindern (natürlich von sieben unterschiedlichen Frauen) und bedeutender Immobilienbesitzer an der Spree, war für das alte West-Berlin so wichtig wie Gunter Sachs für München und Hugh Hefner für Los Angeles.

Rolf Eden hat keine Geheimnisse - und er hat kein Problem damit, eine Meinung zu vertreten, die ihn in der Gesellschaft zwar angreifbar macht, dafür aber direkt in die Medien bringt. Oder der Thesen in den Raum wirft, die so skurril und lustig sind, dass - kombiniert mit der Bekanntheit dieser Berliner Persönlichkeit - die Medien mit Kusshand berichten. Eden weiß - er kommt vor allem dann in die Medien, wenn er die Meinung vertritt, die die Journalisten hören möchten. Dann kommen auch solche Schlagzeilen wie "Ich hatte schon 2000 Frauen - Und jede war eine Granate" zustande, bei denen man sich tatsächlich fragt, wer jetzt eigentlich wen vorführt, wer der einfallsreichere Kreativkopf ist, der Medienmacher oder Rolf Eden?

Der Playboy hat Mediengeschichte in Berlin erlebt und gemacht. Er kennt sie noch, die Berliner Zeitungen Der Tag und Der Kurier. Die CDU-nahen Blätter verschwanden nach der Fusion Anfang 1967 für immer vom Markt. Dann, Mitte 1972, gingen die SPD-Blätter Telegraf und Nachtdepesche ein, die Berliner Zeitungslandschaft wurde ärmer, als Der Abend - trotz Darlehens vom Senat - des iranischen Verlegers Hossein Sabet am 23. Januar 1981 zum letzten Mal erschien. Auch in allen diesen Blättern war Eden, der Mann, der Berlin den Glamour zurückbrachte, mit seinen Partys, Diskotheken und Nachtclubs ständig zu finden.

Täglich liest Eden heute die Berliner Springer-Zeitungen, ganz vorne die BZ Berlin, die Berliner Morgenpost, die Bild, die Welt, regelmäßig natürlich die Bunte, die Gala. Und auch den Tagesspiegel.

 

Erinnerungsbild mit Rolf Eden, Deutschlands Playboy Nr. 1.                    Foto: Bülend Ürük

 

Also, wie sollte man mit Medien umgehen, wie hat er es geschafft, über Jahrzehnte nicht in Vergessenheit zu geraten? "Wissen Sie, seit meinem ersten Laden, dem Old Eden, habe ich mich immer um die Journalisten gekümmert. Jeden Abend war ein Tisch nur für Journalisten reserviert, die den ganzen Abend lang umsonst trinken konnten. Das hat die Presse natürlich angezogen. Und ab und zu haben sie halt über mich geschrieben, es war ja bei uns auch immer viel los", erinnert sich Eden. Und sie waren alle da, die Stars wie die Rolling Stones, Jane Mansfield oder Harald Juhnke und auch die Journalisten wie Oswalt Kolle, Christiane Höllger, Wolfgang Rademann, Will Tremper oder Fotografen wie Rainer Adolph, Walter Becher oder Frank Quade. Kritik, auch die gibt es in der Berichterstattung über Rolf Eden, prallt an ihm ab, die nimmt er nicht wahr.

Im kommenden Jahr erscheint ein Spielfilm über Edens Leben, in dem er von seinen Söhnen gespielt wird, und seine Biografie, die er gemeinsam mit Peter Dörfler schreibt. Seine Memoiren "Das ganze Leben nur Glück gehabt" werden im Verlag Bastei-Lübbe veröffentlicht. Spätestens dann wird er die Medien wieder mit furchtlosen Zitaten beglücken, mit offenherzigen Thesen, über die die Republik so gerne staunt.

Die Berliner Medien können nicht ohne Eden, Eden kann aber auch ohne die Medien nicht, Aufmerksamkeit ist sein Lebenselixier und der Saft, den die Medien natürlich benötigen - auch 2012. So einfach ist das.

Bülend Ürük