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Seitenwechsel: Vom Journalismus in die Politik - welche Politiker als Journalisten ihre Brötchen verdienten

"Zeit"-Redakteurin Susanne Gaschke ist nicht die erste Journalistin, die es in die Politik zieht. Alleine im Deutschen Bundestag sitzen zahlreiche Medienmacher. Eine ehemalige Chefredakteurin führt sogar einen Landesverband der CDU.

Berlin - Susanne Gaschke, Herausgeberin des Kindermagazins "Zeit-Leo", möchte in ihrer Heimatstadt Kiel auf dem SPD-Ticket Oberbürgermeisterin und damit Nachfolgerin vom jetztigen Landesvater Torsten Albig werden.

Unterstützung aus ihrer Familie wird sie mit Sicherheit bekommen. Ihr Ehemann Hans-Peter Bartels ist schon seit 1998 Mitglied des Deutschen Bundestages. Bartels ist selbst gelernter Journalist, er war Redakteur bei der regionalen, inzwischen eingestellten Wochenzeitung "Kieler Rundschau".

Welche Politiker sonst noch journalistisch tätig waren - eine kleine Übersicht

 

Auch irgendwie "Kollege": "Grünen"-Fraktionschef Jürgen Trittin hat als freier Journalist gearbeitet. Er ist auch Buchautor.

 

 

Nadine Schön, Jahrgang 1983, ist derzeit das jüngste Mitglied im Deutschen Bundestag. Schön, geboren in Lebach, hat dank eines Stipendiums der Konrad-Adenauer-Stiftung eine journalistische Ausbildung absolviert. Die CDU-Politikerin ist Diplom-Juristin und seit 2009 in Berlin.

Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender der "Grünen"-Bundestagsfraktion, hat nach seinem Abitur 1973 Sozialwissenschaften in Göttingen studiert. Trittin, geboren am 25. Juli 1954, hat als freier Journalist gearbeitet und ist auch Buchautor ("Welt um Welt", Aufbau-Verlag).

Lukrezia "Luc" Jochimsen, geboren am 1. März 1936 in Nürnberg, gehört dem Deutschen Bundestag seit 2005 für die Linkspartei an. Sie arbeitete unter anderem für die Sendung "Panorama", war ARD-Auslandskorrespondentin in London und Chefredakteurin beim Fernsehen des Hessischen Rundfunks (HR).

Julia Klöckner, Jahrgang 1972, ist heute Chefin der CDU in Rheinland-Pfalz und Vorsitzende der CDU-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz. Bevor die Tochter einer Winzerfamilie in die Politik wechselte, arbeitete sie als freie Journalistin unter anderem für den SWR und als Chefredakteurin des "Sommelier-Magazins". Das Verbandsorgan der Deutschen Sommelier-Union erscheint sechs Mal im Jahr im Meininger Verlag, die Druckauflage des Fachmagazins beträgt 4.300 Exemplare.

Christine Buchholz ist die friedenspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linkspartei. Die gebürtige Hamburgerin, Jahrgang 1971, hat als freiberufliche Redakteurin gearbeitet.

Jürgen Koppelin ist seit 2009 stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion. Koppelin, Jahrgang 1945, stammt aus Wesselburen, einem 3000-Seelen-Dorf in Schleswig-Holstein. Er hat als leitender Redakteur für den Norddeutschen Rundfunk in Kiel gearbeitet.

Marco Bülow, geboren am 14. Juni 1971 in Dortmund, ist seit 2002 Mitglied des Deutschen Bundestages. Bülow ist mit der Reise- und Umweltjournalistin Monika Sax verheiratet und hat vor seiner Karriere in der Politik als als freier Journalist und Publizist gearbeitet.

Linkenpolitikerin Sevim Dagdelen, geboren am 4. September 1975 in Duisburg, gehört seit 2005 dem Bundestag an. Dagdelen war neben ihrem Studium für verschiedene türkische und deutsche Publikationen journalistisch tätig.

CDU-Politiker Thomas Dörflinger, Jahrgang 1965, hat nach dem Studium sein Volontariat bei RTL Radio absolviert und 1997 und 1998 als Redakteur beim "Schwarzwälder Boten" gearbeitet. Von dort wechselte er 1998 direkt in den Deutschen Bundestag.

Karin Evers-Meyer, Jahrgang 1949, vertritt ihre Heimat Friesland, Wittmund und Wilhelmshaven im Bundestag. Sie hat für Radio und Fernsehen als freie Journalistin gearbeitet und war Autorin für Industriefilme.

Sein Volontariat hat Martin Gerster beim privaten Sender "Radio 7" in Ulm absolviert. Während seines Studiums war er unter anderem freier Mitarbeiter von ZDF und "Schwäbische Zeitung". Gerster, Jahrgang 1971, ist seit 2005 Mitglied im Deutschen Bundestag.

Herbert Behrens, geboren 1954 in Osterholz-Scharmbeck und seit 2009 Mitglied im Bundestag, hat als freier Journalist und PR-Autor gearbeitet und war Gewerkschaftssekretär im Bereich Medien, Kunst und Industrie.

Reinhard Grindel, Jahrgang 1961, arbeitete nach dem Studium erst als Redakteur für Landespolitik bei Radio Schleswig-Holstein (RSH) in Kiel, später als Korrespondent für RSH und "Neue Osnabrücker Zeitung" in Bonn, war danach für Sat1 und ZDF tätig, zuletzt sogar Leiter des ZDF-Büros in Brüssel. Seit 2002 ist gehört das CDU-Mitglied dem Deutschen Bundestag an.

Seit 2002 ist auch Gabriele Hiller-Ohm, geboren am 28. Februar 1953 in Lübeck, Mitglied des Deutschen Bundestages. Sie war Redakteurin und später Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an die Fachhochschule Lübeck.

Dorothee Bär, Jahrgang 1978, geboren in Bamberg, hat als Journalistin bei verschiedenen Radiostationen, Tageszeitungen und Agenturen gearbeitet. Die Diplom-Politologin sitzt seit 2002 mit kurzer Unterbrechung für die CSU im Deutschen Bundestag.

Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft ist Kersten Artus. Die Politikerin der Linkspartei wurde 1964 in Bremen geboren. Sie hat 1998 volontiert und ist seitdem als Redakteurin bei der Zeitschrift "Fernsehwoche" tätig; beim Hamburger Bauer-Verlag ist sie seit 2004 auch Konzernbetriebsratsvorsitzende.

Grünen-Politiker Thilo Hoppe, geboren 1958 in Einbeck, hat bei der "Allgemeinen Zeitung" in Uelzen volontiert und später unter anderem für die "Evangelische Zeitung" als Redakteur und für NDR und Radio Bremen als freier Reporter gearbeitet. Er ist seit 2002 Mitglied im Deutschen Bundestag.

Die Hamburgerin Ulla Jelpke, Jahrgang 1951, war Ressortleiterin für Innenpolitik bei der Tageszeitung "Junge Welt". Sie gehört seit 1990 mit Unterbrechung dem Deutschen Bundestag an, heute ist sie auch innenpolitische Sprecherin der Linksfraktion.

Jürgen Klimke, Jahrgang 1948, geboren in Hamburg, ist seit 2002 Mitglied im Deutschen Bundestag. Er hat volontiert und als Journalist gearbeitet. Neben seiner Tätigkeit als Volksvertreter, und dies hat zumindest ein "Geschmäckle", ist er weiterhin Vorstandsvorsitzender der PR-Agentur Industrie-Contact Public Relations Hamburg.

Von 1998 bis 2010 war Martina Krogmann, geboren am 10. Juli 1964 in Hannover, Mitglied des Deutschen Bundestages. Seit 2010 leitet die gelernte Journalistin (Axel-Springer-Journalistenschule, Praktika bei "Bild" und "Welt") die Vertretung des Landes Niedersachsen beim Bund in Berlin. Die promovierte Journalistin, Mitglied der CDU, ist mit dem Sportjournalisten Alfred Draxler aus Gelsenkirchen, dem stellvertretenden Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, verheiratet. Draxler wird mit seiner Kollegin Marion Horn, der ehemaligen Chefredakteurin der "Hamburger Morgenpost", "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann vertreten, wenn der sich in Sachen neue Geschäftsfelder für den Axel-Springer-Verlag in Kalifornien schlau macht.

 

Auch sie ist irgendwie "Kollegin": Gabriele Molitor sitzt seit 2009 für die FDP im Bundestag. Sie hat davor als Pressereferentin und Journalistin gearbeitet.

 

 

Gabriele Molitor, geboren 1962 in Köln, ist seit 2009 Mitglied des Deutschen Bundestages. Die FDP-Politikerin war in verschiedenen Positionen als Pressereferentin für die FDP tätig und hat seit 1998 auch als freiberufliche Journalistin gearbeitet.

Rita Pawelski, geboren 1948 in Rössing/Landkreis Hildesheim, gehört seit 2002 dem Deutschen Bundestag an. Sie hat als freie Journalistin unter anderem für die "Bild"-Zeitung und das ZDF gearbeitet.

Seit 2009 sitzt Tabea Rößner im Deutschen Bundestag. Rößner, Jahrgang 1966, stammt aus Sassenberg und hat als freie Redakteurin und Autorin für den öffentlich-rechtlichen und privaten Runkfunk gearbeitet, unter anderem für die Kindernachrichtensendung "logo!" und andere Sendungen beim ZDF.

Auch Deutschlands bekanntester Oberbürgermeister hat seine Brötchen einst als Journalist verdient. Christian Ude, seit 1993 Oberbürgermeister der bayerischen Landeshauptstadt München und im kommenden Jahr Herausforderer von Horst Seehofer bei der Landtagswahl in Bayern, gründete 1980 als Redakteur die "Stadtillustrierte". Der Jurist, der auch Buchautor ist, schreibt heute Kolumnen für die "Abendzeitung München" und den "Münchener Merkur".

Den Weg in die Politik geht auch Doris Schröder-Köpf. Genau, die Ehefrau von Alt-Bundeskanzler Gerhard Schröder ist auch gelernte Journalistin. Sie hat bei der "Augsburger Allgemeine" volontiert, war dort Redakteurin; später arbeitete sie als Parlamentskorrespondentin aus Bonn für die "Bild"-Zeitung, schrieb dann noch für Helmut Markworts "Focus" in der Innenpolitik. Doris Schröder-Köpf, Jahrgang 1963 im Örtchen Neuburg an der Donau, die auch Bücher veröffentlicht hat, will in den niedersächsischen Landtag. Im Wahlkreis Hannover-Döhren wird sie 2013 für die SPD antreten.

Auch inzwischen in der Politik angekommen ist Steffen Seibert. Der ehemalige ZDF-Journalist verantwortet das Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, sein Amt als Regierungssprecher übt er im Rang eines beamteten Staatssekretärs aus. Im engeren Sinne ist er kein Politiker, muss aber die Politik von Frau Merkel "verkaufen". Steffen Seibert ist am 7. Juni 1960 geboren, er ist dreifacher Familienvater und lebt in Wiesbaden. Im Jahr 1989 begann er sein Volontariat beim Zweiten Deutschen Fernsehen und war dort in den unterschiedlichsten Funktionen tätig. Interessant - Steffen Seibert hat die Tellkampfschule in Hannover besucht, zu seinen Klassenkameraden gehörte der heutige "Zeit"-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo.

Wie spannend wäre es eigentlich, wenn man diese und weitere Politiker, die einst als Journalisten gearbeitet haben, dazu aufrufen würde, gemeinsam ein Blatt zu machen?

Was dabei wohl herauskommen würde?

Bülend Ürük, Vera Demmel

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