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Starjournalist und Frauenheld - Watergate-Enthüller Bernstein wird 70

Sein Name steht für die Aufdeckung des Watergate-Skandals. Carl Bernstein löste in den 70er Jahren gemeinsam mit seinem Reporter-Kollegen Bob Woodward den Sturz von Präsident Richard Nixon aus. Die Journalisten-Legende feiert jetzt den 70. Geburtstag.

Washington (dpa) - Wenn Carl Bernstein über Amerikas gegenwärtig berühmteste Geheimnisverräter spricht, dann voller Sympathie. Ob Edward Snowden, der die US-Spionagebehörde NSA vor aller Welt entblößte und sich nun als Asylant in Russland vor den amerikanischen Fahndern versteckt. Oder Chelsea Manning (vormals: Bradley Manning), die massenhaft vertrauliche US-Dokumente an die Enthüllungsseite Wikileaks gab und dafür zu 35 Jahren Haft verurteilte wurde. Sie erinnern Bernstein, wie er damals selbst an seine Informationen kam, die einen US-Präsidenten stürzten. Am kommenden Freitag (14. Februar) wird das Vorbild vieler Enthüllungsjournalisten 70 Jahre alt.

Gemeinsam mit seinem damaligen Reporter-Kollegen Bob Woodward deckte er Anfang der 70er Jahre den größten politischen Skandal der jüngeren US-Geschichte auf, die Watergate-Affäre. Das Geflecht aus Verschwörung, Wahlkampfmanipulation sowie Amts- und Machtmissbrauch stürzte das Land in eine nachhaltige politische Vertrauenskrise. Die Enthüllungen trieben den Republikaner Richard Nixon im August 1974 zum ersten und bislang einzigen Rücktritt eines Präsidenten. Ihre Quelle war "Deep Throat", ein FBI-Beamter, der sich erst drei Jahrzehnte später selbst der Öffentlichkeit vorstellte.

Bernstein und Woodward waren beide damals gerade einmal um die 30 Jahre alt, als sie zu Weltruhm und zu Idolen ihres Berufsstandes aufstiegen. 1973 erhielten sie den Pulitzer-Preis. Ihr Buch "All the President's Men" ("Die Watergate-Affäre") von 1974 wurde zum Verkaufsschlager. Zwei Jahre später folgte mit der oscarprämierten Filmversion "Die Unbestechlichen" der Kinoerfolg. Bernstein wurde von Dustin Hoffman gespielt, Woodward von Robert Redford. Noch heute ist der Streifen eine Inspiration für Nachwuchs-Journalisten.

Bernstein wurde am 14. Februar 1944 in der Hauptstadt Washington geboren. Seine Eltern waren - wie er später enthüllte - Kommunisten. Schon mit 16 begann er für Zeitungen zu schreiben. Seine Reporterlaufbahn bei der renommierten "Washington Post" begann er 1966 nach einem abgebrochenen Studium. Heute lebt er mit seiner dritten Frau Christine in New York. Aus einer früheren Ehe hat er zwei Söhne.

Nachdem sich der Wirbel um Watergate damals gelegt hatte, trennten sich die Wege der Starreporter. Woodward machte zunächst bei der "Washington Post" Karriere und wurde zu einer hoch angesehenen Persönlichkeit in Washington, die bis heute politische Bestseller schreibt. Bernsteins Weg war etwas weniger geradlinig.

1976 verließ er die "Post" und machte zuweilen mehr durch außereheliche Affären und Liebschaften mit prominenten Frauen auf sich aufmerksam als mit seiner journalistischen Arbeit fürs Fernsehen und Magazinen. Zuletzt schaffte er es 2007 mit einer Biografie über Hillary Clinton - damals noch Senatorin und Ex-First-Lady - ganz nach oben in den Bestseller-Listen.

Doch bis heute ist er eine prominente Stimme im Journalismus geblieben. Oft klagt er über den qualitativen Niedergang der Medien, die sich immer mehr dem Klatsch und Tratsch widmeten. Wenn er die Pressefreiheit in Gefahr sieht, mischt er sich besonders lautstark ein. In der NSA-Affäre ergriff er sofort die Partei von Snowden und den Zeitungen, die seine Dokumente veröffentlichen. Er spreche schließlich aus eigener Erfahrung, wenn er fordere, dass "einer wahrhaft freie Presse keine staatliche Einschränkung oder Einschüchterung" widerfahren dürfe.