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Stumpi, Lippi und Inka - TV-Gesichter aus dem Osten

Von Rügen bis zum Erzgebirge: Im sozialistischen Mikrokosmos östlich der Mauer gab es viele Stars. Mit dem Mauerfall bekam ihre Karriere meist einen Knick.

Berlin (dpa) - Das DDR-Fernsehen war quasi ihr Zuhause. Viele Zuschauer hatten gar keine andere Wahl - und wuchsen mit ihnen auf. Viele Musiker, Schauspieler, Moderatoren oder Entertainer waren in der DDR quasi rund um die Uhr präsent - bis 1989. Dann bekamen sie über Nacht viel Konkurrenz und mussten sich neu orientieren. Manch Star ist unterdessen wieder einer; andere führen ein Nischendasein. Manchem brachte der Mauerfall aber sogar die große Chance. Fünf Beispiele:

Wolfgang Lippert (62):

Seinen Hit "Erna kommt" kannte jeder. "Lippi", Sohn eines Kapellmeisters, sang aber auch Kinderlieder und Schlager. 1984 bekam er seine erste eigene Samstagabendsendung im DDR-Fernsehen: "Meine erste Show". Es folgten etwa die Kindersendung "He Du" und die Samstagabend-TV-Show "Glück muss man haben". Der Sänger, Entertainer, TV- und Radiomoderator war omnipräsent. Nach dem Mauerfall schaffte er kurzzeitig den Sprung ins gesamtdeutsche TV-Abendprogramm: mit "Wetten, dass..?". Lippert gehört aber seit Jahren schon nicht mehr zu den fest gebuchten Gesichtern der großen Sender. 2011 schrieb er in seiner Autobiografie: "Statt immer im Mittelpunkt zu stehen, habe ich selbst meine Mitte gefunden." Sein Geld verdient der Berliner nun etwa auf der Bühne der Störtebeker-Festspiele auf Rügen.

Wolfgang Stumph (68)

Der Dresdner hat es nach dem Mauerfall nach ganz oben geschafft. Wolfgang Stumph sei einer der "letzten Volksschauspieler, die das deutsche Fernsehen zu bieten hat", sagte ZDF-Programmchef Norbert Himmler vor einem halben Jahr. Der Anlass: Das Ende der erfolgreichen Krimiserie "Stubbe - Von Fall zu Fall", in der "Stumpi" gemeinsam mit Tochter Stephanie fast 20 Jahre vor der Kamera stand. Kurz nach dem Mauerfall hatte Stumph, unüberhörbar Sachse, mit "Go trabi Go" das gesamtdeutsche Kinopublikum erobert. In der DDR war er vor allem als Kabarettist bekannt. Er hatte noch als Student sein Kabarett "Lachkarte" gegründet, später in der Dresdner "Herkuleskeule" agiert - und war in Gunther Emmerlichs Sendung "Showkolade" als "Beutelgermane" mit Dederonbeutel aufgetreten.

Inka Bause (45)

Auf ihre freche Locken-Frisur war so manch junges Mädchen scharf. "Ist das Liebe?" sang Inka, Tochter des erfolgreichen Komponisten Arndt Bause, als Teenie. Die poppigen Ohrwürmer der jungen Komponisten-Tochter wurden zu Hits, als es mit der DDR zu Ende ging. 1988 baute sich Inka ein zweites berufliches Standbein auf - als Moderatorin. Eine kluge Entscheidung: Ihre RTL-Show "Bauer sucht Frau" wurde ein Dauerbrenner. Aber es gab auch so manchen Wermutstropfen für die kesse Entertainerin. Am 8. November vergangenen Jahres etwa musste das Fernsehpublikum gleich zweimal Abschied nehmen von der Moderatorin: Die Talkshow "Inka!" im ZDF und die MDR-Show "Inka Bause Live" wurden beendet.

Hans-Joachim Wolfram (80)

"Bleiben Sie schön neugierig." Mit diesem Satz ging eine der beliebtesten DDR-Fernsehsendungen stets zu Ende - jahrzehntelang. Im Juni 1972 flimmerte die Show "Außenseiter - Spitzenreiter" erstmals über die Bildschirme. Der Moderator war bis dahin unbekannt, wurde aber schnell zum Publikumsliebling. Hans-Joachim Wolfram suchte Antworten auf Fragen wie "Wie viel PS hat eine Kuh?", "Haben Fische Durst?" und "Wie lang dürfen Kurzwaren sein?" Er widmete sich Menschen mit ungewöhnlichen Hobbys, Macken und Vorlieben - auch noch nach dem Mauerfall. Noch immer gibt es die Sendung im Mitteldeutschen Rundfunk. Dieser besetzte die Show 2012 mit einer jüngeren Moderatorin. Er wolle nun nur noch Rentner sein, verkündete Wolfram, der sich herausgedrängt fühlte. Seine Internetseite ist noch auf dem Stand von 2012.

Herbert Köfer (93)

Im Alter von 92 Jahren wurde er noch einmal "Häuslebauer": In Brandenburg errichtete Schauspieler Herbert Köfer mit seiner 41 Jahre jüngeren Ehefrau eine Villa. Der betagte Berliner agiert noch immer im Rampenlicht - zur Not mit Gips wie nach einem Sturz im Sommer 2012. Seit mehr als sieben Jahrzehnten steht Köfer auf der Theaterbühne, seit mehr als 60 Jahren vor der Kamera. Er hat die erste und die letzte Sendung des DDR-Fernsehens moderiert: Die Nachrichten zum Start des Deutschen Fernsehfunks am 21. Dezember 1952 und die Silvestershow 1991. "Ein Motor muss laufen, um gesund zu klingen. Mein Motor sind die Zuschauer", sagte der nimmermüde Senior an seinem 90. Geburtstag.