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US-Journalistin Marie Colvin in Syrien getötet: "Sie war mehr als eine Kriegsberichterstatterin"

Ihr letzter Bericht aus der seit Wochen von der syrischen Armee belagerten Rebellenhochburg Homs war schauderhaft. "Heute habe ich einem Kleinkind beim Sterben zugesehen. Absolut schrecklich", sagte die US-Journalistin Marie Colvin per Telefon dem britischen Sender BBC und schilderte die Geschichte eines von einem Granatsplitter schwer verletzten Zweijährigen.

London (AFP) - Jahrelang berichtete sie als Reporterin von vor Ort über zahlreiche der blutigsten Konflikte weltweit. Am Mittwoch wurden sie und der französische Fotograf Rémi Ochlik in Homs getötet.

30 Jahre lang berichtete Colvin, die mit mehreren Journalistenpreisen für ihre Arbeit ausgezeichnet wurde, von den Schrecken des Krieges und der Gewalt. Zunächst arbeitete die in den USA geborene Journalistin als Büroleiterin der Nachrichtenagentur United Press International in Paris. 1986 wechselte sie als Nahost-Korrespondentin zur "Sunday Times".

Im Jahr 2001 verletzte die erfahrene Kriegsreporterin im Bürgerkrieg in Sri Lanka ein Bombensplitter am Auge. Seither fiel ihr mittellanges blondes Haar seitlich über eine schwarze Augenklappe. Vor ihrem Einsatz in Syrien berichtete sie über den Arabischen Frühling in Tunesien, Ägypten und Libyen.

Colvin habe voller Überzeugung daran geglaubt, mit der Berichterstattung über Konflikte die Zahl der brutalen Gewaltexzesse senken zu können und die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft erregen zu können, sagte John Witherow, Chefredakteur der "Sunday Times". "Sie war mehr als eine Kriegsberichterstatterin", ergänzte er. Sie sei eine mutige Frau mit immenser Lebensfreude, mit viel Humor und Schalkhaftigkeit gewesen.

Rupert Murdoch, der Besitzer der Zeitung, erklärte, ihre Augenverletzung habe sie nicht davon abgehalten, auf "noch gefährlichere Missionen" zu gehen.

In der als "Journalistenkirche" bekannten St. Bride's Church in London wurden zum Gedenken an die beiden am Mittwoch Fotos von Colvin und ihrem französischen Kollegen Ochlik aufgestellt. In einer Ansprache hatte Colvin dort im November 2010 über ihren Beruf gesagt, es sei ihre Aufgabe, über die Gräuel des Krieges mit Genauigkeit und ohne Vorurteile zu berichten. "Wir müssen uns immer fragen, ob die Geschichte das Risiko wert ist." Niemals zuvor sei es so gefährlich gewesen, als Kriegsberichterstatter zu arbeiten, weil Journalisten in der Kampfzone selbst zur Zielscheibe geworden seien, sagte sie damals.

Derweil will Paris nach dem Tod der Journalisten Antworten aus Syrien.

Syriens Behörden sind nach Ansicht der französischen Regierung verantwortlich für den Tod der westlichen Reporter, die bei einem Granatenangriff in der umkämpften Oppositionshochburg Homs ums Leben kamen. "Damaskus schuldet uns eine Antwort", betonte der französische Außenminister Alain Juppé am Mittwochabend.

Er forderte nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP erneut einen Sicherheitskorridor, um den Verletzten mit Unterstützung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) medizinische Hilfe leisten zu können. Ihr Zustand sei besorgniserregend, betonte er. Die Reaktion der syrischen Regierung auf diesen Appell sei bisher nicht zufriedenstellend gewesen.

 

 

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