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Vom Europameister zum Fernsehjournalisten: Was Thomas Helmer als Fußballer störte

Wie „nervig“ Journalisten sein können, die auf der Jagd nach der besten Geschichte sind, weiß Thomas Helmer. „Ich habe die Presse sogar mal boykottiert“, sagt der Fußball-Europameister von 1996. Von Bülend Ürük.

München - Seit dem Jahr 2002 arbeitet Thomas Helmer als Sportjournalist, aktuell für den Privatsender Sport 1. Als Fußballer hat Helmer oft keine gute Erfahrung mit Journalisten gemacht: „Da wurden zum Beispiel Aussagen von mir verdreht und in falschen Kontexten zitiert, sodass sie nachteilhaft für mich waren. Und es wurden stilistische Mittel benutzt, um Thesen zu belegen, die nur der subjektiven Sicht des Journalisten entsprachen, ohne meine Sicht der Dinge ausgewogen einzubeziehen.“

Im Gespräch mit Mario Müller-Dofel, der das ABZV-Portal zur Gesprächsführung verantwortet, öffnet sich der 68-malige Nationalspieler Helmer und bietet einen Einblick, was ihn als Fußballer im Umgang mit den Journalisten gestört hat.

 

Noch mehr Fußball: „Leit-Medium oder Leid-Medium? - Die Fußballberichterstattung im deutschen Fernsehen“ soll am 1. September um 18 Uhr im Best Western Hotel Steglitz International in Berlin thematisiert werden. Der Verband der Sportjournalisten Berlin-Brandenburg möchte mit Experten wie WDR-Sportchef Steffen Simon oder Stephan Gollnick, bei Sky verantwortlich für Internationalen Fußball, der Frage nachgehen, ob den Fernsehsendern, die für Übertragungsrechte viele Millionen Euro zahlen, eine kritische Distanz fehlt. Die Diskussion wird Hanns Ostermann, Journalist beim Deutschlandradio Kultur und 1. Vorsitzender vom VDSBB, moderieren.

 

„Während meiner Zeit als Kapitän des FC Bayern München zog ein Journalist des Privatsenders Premiere nach einem Spiel mal über unseren Mittelfeldspieler Mario Basler her. Dabei ging es nur um Privates – wie etwa Marios Zigarettenkonsum. Weil wir als Mannschaft der Meinung waren, dass das mit Sportberichterstattung nichts mehr zu tun hatte, habe ich als Kapitän dem Sender erst einmal keine Interviews mehr gegeben. Fortan stand ich dort auf der roten Liste“, so Thomas Helmer.

Was das für ihn bedeutete, will Mario Müller-Dofel wissen.

Helmer: „Zum Beispiel, dass die Reporter in ihren Spielkommentaren besonders genüsslich auswerteten, wenn mir mal Fehlpässe unterliefen. Also die Quittung für meinen Boykott habe ich doppelt und dreifach bekommen.“

Im lesenswerten Interview spricht Thomas Helmer auch über Per Mertesackers Klartext bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien, seine eigenen Erfahrungen mit dem Nachrichtenmagazin „ Der Spiegel“ und den Boulevardzeitungen in München und über Interviewfragen, die er als unpassend betrachtet.

Hier geht es zum Interview auf dem ABZV-Portal Gesprächsführung: „Jetzt kann ich die blöden Fragen selbst stellen, statt sie beantworten zu müssen“

Bülend Ürük