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Warum in die Ferne schweifen: Verleger Dirk Ippen wird 70

Mit der Spezialisierung auf Lokal- und Regionalzeitungen ist Ippen gut gefahren - und hat auch die Medienkrise ohne nennenswerte Blessuren überstanden.

München (dpa) - Das klare Bekenntnis zum Heimatinteresse seiner Leser ist die Grundlage seines publizistischen Erfolges. Verleger Dirk Ippen zählt in seiner Verlagsgruppe 22 Regionalblätter neben Radiostationen und Beteiligungen. Obwohl seine Gruppe zu den fünf größten Zeitungsverlagen Deutschlands gehört, gibt sich Ippen stets bescheiden und relativiert die eigene Größe: "Wir sind ja nur eine Lokalzeitungsgruppe." Am kommenden Mittwoch (13. Oktober) wird der in Rüdersdorf bei Berlin geborene Regionalzeitungsfürst 70 Jahre alt.

Mit der Spezialisierung auf Lokal- und Regionalzeitungen, darunter als auflagenstärkste die "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (HNA) und der "Münchner Merkur", ist Ippen gut gefahren - und hat auch die Medienkrise ohne nennenswerte Blessuren überstanden. "Wir müssen kämpfen, sind aber durchaus zufrieden", sagte er wenige Tage vor dem runden Geburtstag der Nachrichtenagentur dpa in seiner Wahlheimat München. Um die Zukunft ist ihm nicht bange. In Zeiten der Multimedialität werde sich zwar der Stellenwert des gedruckten Wortes relativieren, aber nicht verschwinden. Und längst sind seine Zeitungen auch auf anderen Kanälen präsent. Da hält es Ippen - leicht abgewandelt - mit Goethe: "Nur was sich ändert, das bleibt".

Den Grundstein des heute weit verzweigten Verlagshauses legte die vom Vater ererbte Zeitung im westfälischen Hamm. In den folgenden Jahrzehnten kaufte Ippen hinzu, stets kleine und sanierungsbedürftige Zeitungen. "Andere konnte ich ja nicht bezahlen", begründete er dies in einem Interview der "Süddeutschen Zeitung" (2007). Denn in einen Bieterwettstreit mit enormen Summen tritt der Kaufmann Ippen damals wie heute nicht ein - weder bei Zeitungen, noch bei Onlineportalen. "Keiner weiß, ob sich das je auszahlen wird. Das machen wir nicht."

Die Attribute für Dirk Ippen sind zahlreich und vielfältig - er wird wechselweise "knallharter Sanierer", "stiller Riese" oder "König der Käseblätter" genannt. Doch der promovierte Jurist ist auch Schöngeist und Stifter - als Herausgeber von Gedichtbänden produziert er Bestseller, als Förderer von Kulturprojekten und journalistischem Nachwuchs pflegt er Mäzenatentum ohne großes Aufhebens. Als Schlüssel seines Erfolges und als Ratschlag für Medienunternehmen im Zeitalter der Digitalisierung nennt er schlicht: "Verstand und Redlichkeit".

Mit Blick auf seine Nachfolge hält Ippen indes wenig von Stiftungen, sondern setzt auf seine Familie und "verdiente Mitarbeiter". So hat er bereits seinem Neffen Daniel Schöningh die Geschäftsführung einiger Blätter anvertraut und der älteste seiner drei Söhne ist im Onlinebereich der Gruppe tätig.

Geografische Erdung und Leserbegleitung "von der Geburtsannonce bis zur Todesanzeige" sind für den Großen im Kleinen die zentrale Aufgabe der Tageszeitung. Bis ins Ausland - etwa in spanischen Urlaubsregionen - ist der Lokalzeitungsverleger mit deutschsprachigen Blättern am Markt. "Für uns ist jeder Ort, an dem wir erscheinen, der Mittelpunkt der Welt", ist eines von Ippens Bekenntnissen ("Die Zeit"). Niemand wohne schließlich im "globalen Dorf". Daher lässt er den Regionalblättern meist ihre Eigenständigkeit: "Ippen ist ein Schutzpatron der Redakteure", lässt sich vereinzelt aus Redaktionsstuben vernehmen. Er schreibt auch selbst gern und meldet sich immer wieder mit Verleger-Beiträgen zu aktuellen Themen zu Wort.

Dirk Ippen, der als Hobbys schlicht "Berge und Bücher" angibt und sich zudem für Geschichte interessiert, gilt in der Branche als Mann mit Weitblick. Für seine vorausschauende Verlegerpolitik zeichnete die Stadt München Ippen 2004 mit dem Publizistik-Preis aus. Er habe seine Münchner Blätter "auf kommende schwere Zeiten vorbereitet", urteilte die Jury, und so Arbeitsplätze erhalten. Einen Preis war Ippen auch schon dem Bund der Steuerzahler in Bayern wert, der ihm den "Sparlöwen" zuerkannte. Er habe sich "um die Interessen des Steuerbürgers und des Mittelstandes verdient gemacht", hieß es.