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Redakteure von „Berliner Zeitung“ planen Redaktionsstatut

Vor Tagen wurde bekannt, dass der neue Eigentümer Holger Friedrich in der DDR zeitweise Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi war. Die Redaktion der „Berliner Zeitung“ will dies nun selbst recherchieren und aufarbeiten.

Berlin (dpa) − Redakteure von „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ planen die Einrichtung eines gemeinsamen Redaktionsstatuts und die Gründung eines Redaktionsbeirats. Am Donnerstag wurde bei der Redaktionskonferenz beider Zeitungen dazu eine Arbeitsgruppe gegründet, wie der Leiter der Konferenz und Redakteur im Ressort Gesellschaft, Christian Schlüter, der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.

 

Unter einem Redaktionsstatut versteht man eine Vereinbarung: Darin kann es etwa um Grundzüge der redaktionellen Arbeit gehen und um Abgrenzungen von Kompetenzen zwischen Redaktion und zum Beispiel Geschäftsführung.

 

Schlüter zufolge gab es bereits zwischen 2006 und 2017 ein Redaktionsstatut bei der „Berliner Zeitung“. Seither sei immer wieder überlegt worden, so etwas wieder zu etablieren. Die Nachfrage der dpa, ob die Vorfälle um den neuen Verleger mit dem jetzigen Vorhaben in direktem Zusammenhang stehen, kommentierte Schlüter nicht.

 

Nach dem Verkauf des Berliner Verlags, zu dem die Zeitungen gehören, geriet das Medienhaus zuletzt wegen seiner neuen Eigentümer − dem Unternehmerehepaar Silke und Holger Friedrich − in die Schlagzeilen. Vor Tagen wurde nach einer Rechercheanfrage der „Welt am Sonntag“ bekannt, dass Holger Friedrich in der DDR zeitweise Inoffizieller Mitarbeiter der Stasi war. Die Redaktion der „Berliner Zeitung“ will dies nun selbst recherchieren und aufarbeiten.

 

Auch ein Bericht der „Berliner Zeitung“ zu einem ostdeutschen Biotech-Unternehmen wurde vom Magazin „Spiegel“ deshalb kritisch aufgegriffen, weil Holger Friedrich in dessen Aufsichtsrat sitzt sowie laut US-Börsenaufsicht im Juni über eine in Berlin ansässige Firma 3,27 Prozent an dem Unternehmen hielt − und das nicht im Artikel stand.

 

Die Zeitung erklärte daraufhin, dass Friedrich dem Herausgeber und der Chefredaktion den Hinweis gegeben habe, dass Centogene Weltmarktführer in der gentechnischen Analyse sei und dessen Börsengang ein Anlass zur Berichterstattung sein könnte. „Weder der Chefredaktion noch den beiden Wissenschaftsredakteuren war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass Holger Friedrich an dem Unternehmen beteiligt ist. Wäre das anders gewesen, hätte die Redaktion diese Information in den Artikel mit aufgenommen“, hieß es in der Erklärung.