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dpa

Birthler hilft bei Sichtung der Stasi-Akten von Verleger Friedrich

Die Zeitungen des Berliner Verlags wollen die Vergangenheit ihres neuen Verlegers als Inoffizieller Stasi-Mitarbeiter journalistisch aufarbeiten. Dazu bekommen sie nun Hilfe von ausgewiesenen Experten.

Berlin (dpa) − Nach Bekanntwerden der Stasi-Kontakte ihres neuen Verlegers Holger Friedrich bekommen die Zeitungen des Berliner Verlags prominente Unterstützung bei der journalistischen Aufbereitung des Falls. Die frühere Leiterin der Stasi-Unterlagen-Behörde, Marianne Birthler, und der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk werden der „Berliner Zeitung“ und dem „Berliner Kurier“ bei der Sichtung der Stasi-Akten Friedrichs helfen. Das teilten Birthler und Kowalczuk den Redaktionen mit, wie beide Blätter am Montagabend „in eigener Sache“ auf ihren Online-Seiten mitteilten. Der Historiker Kowalczuk ist ein Experte auf den Gebieten SED-Diktatur und Stasi.

 

Holger Friedrich war am vergangenen Freitag in die Schlagzeilen geraten, als durch eine Recherche der „Welt am Sonntag“ bekannt wurde, dass er in der DDR zeitweise Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit (Stasi) war. Friedrich erklärte seine handschriftliche Verpflichtungserklärung mit einer Notsituation, um nach einer Verhaftung einer befürchteten Gefängnisstrafe zu entgehen. Der Verlag hatte daraufhin angekündigt, den Fall journalistisch aufbereiten zu wollen.

 

Wie die Zeitungen des Berliner Verlags weiter mitteilten, wurde ein fünfköpfiges Reporter-Team für die Aufarbeitung des Fall Friedrichs benannt. Die Journalisten sollen die entsprechenden Täter- und Opferakten der Stasi vor einer Veröffentlichung gemeinsam prüfen. Dabei würden sie von Birthler und Kowalczuk fachlich unterstützt.

 

Der Berliner Unternehmer Friedrich hatte mit seiner Frau Silke unlängst den Berliner Verlag mit der „Berliner Zeitung“ und dem „Berliner Kurier“ von der DuMont-Mediengruppe übernommen. Die Veröffentlichungen über Friedrichs Stasi-Kontakte war überraschend für die Redaktionen gekommen.

 

Unterdessen erteilte die Stadt Berlin Überlegungen des Unternehmerpaars über die künftige Ausrichtung des Hauptstadtportals „berlin.de“ eine Absage. „Wir sind weit davon entfernt, einem privaten Unternehmen tiefere Einblicke in die sensiblen Daten der Berlinerinnen und Berliner zu gewähren“, teilte Sabine Smentek, Staatssekretärin für Informations- und Kommunikationstechnik in der Senatsverwaltung, am Montag mit.

 

Smentek reagierte damit auf eine Äußerung der neuen Verleger in der „Neuen Züricher Zeitung“ (NZZ). Das Unternehmerpaar hatte den Willen geäußert, das Portal zusammen mit der Stadt zu modernisieren. „Da können wir prinzipiell jede Dienstleistung ausspielen“, sagte Silke Friedrich.

 

Ihr Mann skizzierte die Möglichkeit einer behördlichen Anmeldung via „berlin.de“. „Man lädt sich die App der Stadt herunter, scannt seinen Ausweis ein, dann wird in wenigen Sekunden verifiziert, ob das Dokument valide ist oder irgendetwas juristisch vorliegt. Als Nächstes wird die Steueridentifikationsnummer abgeglichen, auch die Rückmeldung erfolgt binnen Sekunden. Fertig.»

 

Das Portal wird von einem Tochterunternehmer des Verlags mit der Investitionsbank Berlin in einer öffentlich-privaten Partnerschaft betrieben. Wie Staatssekretärin Smentek weiter mitteilte, hat der Berliner Senat den Vertrag allerdings bereits 2018 gekündigt − schon bevor die neuen Eigentümer den Verlag übernommen hatten. „Die Zusammenarbeit endet im Dezember 2021.»