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"BZ Berlin" in Zahlen: 140 Jahre Mediengeschichte

"BZ Berlin" in Zahlen: 140 Jahre Mediengeschichte Chefredakteurin Miriam Krekel

Seit 140 Jahren gibt es die größte Zeitung Berlins. 1877 als „Berliner Zeitung“ gegründet, wurde sie 1904 zur ersten Boulevardzeitung Deutschlands. Die "BZ" schrieb im Ullstein-Verlag und seit 1959 im Verlagshaus von Axel Springer Mediengeschichte. Chefredakteurin heute ist Miriam Krekel.

Berlin - Newsroom.de mit den wichtigsten Ereignissen in der Geschichte der "BZ Berlin".

 

1877


Am 1. Oktober 1877, das war ein Montag, erschien die erste Ausgabe der „Berliner Zeitung“ Ihr Gründer: Dr. Peter Langmann. Ein damals bekannter liberaler Journalist, aber lausiger Geschäftsmann. Bereits nach zwei Monaten war die Zeitung pleite. Leopold Ullstein, ein Freund von Langmann, kaufte das Blatt und so erschien sie ab 1. Januar 1878 im Ullstein-Verlag. Als echte „Bleiwüste“, Fotos gab es damals noch nicht in Tageszeitungen.

 

1887


Die „Berliner Zeitung“ war liberal und streitbar. O-Ton: „Die Berliner Zeitung will eine konstitutionelle Regierung, keinen Kanzler-Absolutismus. Sie verlangt, dass das deutsche Volk frei sei und nicht wie eine besiegte Nation behandelt werde.“ Reichskanzler Bismarck war empört. Es kam immer wieder zu Beleidigungsprozessen und Geldstrafen, ja sogar Verhaftungen von Redakteuren.

 

1895

 

Das Ullstein-Verlagshaus, in dem die Redaktion der „Berliner Zeitung“ arbeitete, befand sich ab 1881 an der Kochstraße 23 und wurde drei Jahrzehnte lang ständig erweitert. Schon vor der Jahrhundertwende gab es so etwas wie einen „Newsroom“, denn die Redakteure – damals alles Männer – arbeiteten zusammen in einem ziemlich kleinen Großraumbüro.

 

1904


Am 22. Oktober 1904 wurde die „Berliner Zeitung“ zur „B.Z. am Mittag“. Eine echte Medienrevolution, denn das verwandelte Blatt war nur im Straßenverkauf erhältlich, die erste moderne Boulevardzeitung Deutschlands. Ihr Motto: nicht langweilen und größtmögliche Aktualität. Für einen „Sechser“ (5 Pfennig) bekamen die Leser in der Mittagspause bereits druckfrische Nachrichten vom Vormittag desselben Tages.

 

1911


1911 stiftete die B.Z. am Mittag den ersten Flugwettbewerb Deutschlands: den „B.Z.-Preis der Lüfte“. Ein Mega-Event für das der Ullstein-Verlag ein sagenhaftes Preisgeld in Höhe von 100.000 Mark auslobte. Start in Berlin-Johannisthal, 24 Flieger knatterten auf 17 Etappen kreuz und quer durch Deutschland. Der Sieger nach 1882,5 Flugkilometern hieß Benno König mit seinem Albatros-Doppeldecker.

 

1927


Lange bevor Billy Wilder als Hollywood-Regisseur weltberühmt wurde („Manche mögen’s heiß“), war er als Reporter für die B.Z. unterwegs. Und er hatte auch schon als Journalist einen richtig guten Riecher für richtig gute Storys. Ein Beispiel: Im Januar 1927 berichtete Billie (wie er sich damals noch schrieb) über Eintänzer im Hotel Adlon. „Herr Ober, bitte ein Tänzer“, hieß seine zweiteilige B.Z.-Reportage.

 

1933


Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 mussten alle jüdischen Redakteure das Verlagshaus verlassen. 1934 wurden die Ullsteins zum Zwangsverkauf ihres Verlages gedrängt und faktisch enteignet, denn sie bekamen nur einen Bruchteil dessen, was ihr Verlag wert war. Schließlich wurde ihnen auch dieser Betrag wenig später bei der Emigration als Zwangssteuer abgenommen.

 

1943


Am 28. Februar 1943 stellte die B.Z. am Mittag ihr Erscheinen ein. Das alte Ullstein-Verlagsgebäude an der Kochstraße wurde am 3. Februar 1945 durch einen Fliegerangriff völlig zerstört. An diesem Sonnabend warfen 939 Flugzeuge der 8. US-Airforce zwischen 11.02 und 11.52 Uhr rund 2250 Tonnen Bomben auf Kreuzberg und Mitte ab. Es war das Ende des alten Berliner Zeitungsviertels.

 

1953


Nach langen Verhandlungen erfolgte 1952 die Rückgabe des Verlags an die Ullsteinfamilie. Ein Jahr später, am 19. November 1953, das Comeback der B.Z. Nun als Morgenzeitung, daher ohne den alten Zusatz „am Mittag“. Da ist sie wieder, hieß es. Berlin hatte eine alte Bekannte wieder. Der erste Eyecatcher auf dem ersten Nachkriegstitel war die Schauspielerin Audrey Hepburn.

 

1956

 

Im Jahr 1956 kommt es zu einer Beteiligung Axel Springers am Ullstein-Verlag. Im Jahr 1959 übernimmt Axel Springer die Mehrheit an der "BZ".

 

1963


Am 26. Juni 1963 wurde US-Präsident John F. Kennedy jubelnd in West-Berlin empfangen. Über eine Million Berliner winkten JFK an den Straßen und vor dem Rathaus Schöneberg zu. Viele von ihnen mit Kennedy-Fähnchen der B.Z. Sie wurden aus diesem Anlass hergestellt, genau wie zwei Jahre später für die Queen, als die junge Elisabeth II. zum ersten Mal nach Berlin reiste.

 

1972


In der Saison 1966/67 vergab die B.Z. erstmals eine neue Sporttrophäe: den goldenen Torjäger-Töppen. Ein kiloschwerer Wanderpreis, der natürlich meist bei Gerd Müller zu finden war. 1972 wurde die Auszeichnung zum letzten Mal vergeben, natürlich wieder an den „Bomber der Nation“ und seine sensationellen 40 Saison-Tore.

 

1989


Von 1961 bis 1989 trennte das Verlagshaus von Axel Springer nur wenige Meter von Mauer und Todesstreifen. Der Verleger starb am 22. September 1985. Den glücklichen Moment des Mauerfalls durfte Axel Springer nicht miterleben. Die B.Z. titelte am 10. November 1989: „Die Mauer ist weg! Berlin ist wieder Berlin!“

 

1997


Seit dem 2. Mai 1997 ist die B.Z. online, aber eigentlich war sie das schon 1912. Damals stellte sie einen Rekord auf: Von der Nachricht zur gedruckten Zeitung in acht Minuten. Sie galt als schnellste Zeitung der Welt. Tempo, Tempo! Heute in der digitalen Welt, aber auch schon in den Zwanzigerjahren. Damals wurde die B.Z. mit Flugzeugen in halb Europa ausgeliefert, in Berlin betrieb sie Elektromobile und auf dem Wannsee kam die frische Zeitung im Boot zu den Badegästen.

 

2017


Seit Anfang November 2013 läuft ununterbrochen der Liveticker der B.Z. auf bz.de. 24 Stunden Nachrichten aus Berlin und der Welt. Die Kollegen aktualisieren rund um die Uhr, in Text, Foto und Video. Wer wissen will, wie die Stadt tickt, der muss den Liveticker der B.Z. checken. Am PC, via Tablet oder Smartphone.


Chefredakteure seit 1953

 

1953 Karl-Heinz Hagen
1960 Malte-Till Rogge
1973 Wilhelm Pannier
1991 Claus Larass
1992 Wolfgang Kryszohn
1996 Manfred von Thien
1998 Franz-Josef Wagner
2001 Georg Gafron
2003 Florian von Heintze
2004 Walter Mayer
2008 Peter Huth
2017 Miriam Krekel

 

Newsroom.de-Tipp: Lesen Sie hier das große Interview mit Chefredakteurin Miriam Krekel. Die Geburtstagsbeilage der „BZ Berlin“ erscheint am Dienstag, 4. Oktober 2017.