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dpa

Ermittlungen zu Caruana Galizia − Stabschef in Malta zurückgetreten

Eine spektakuläre Festnahme in der vorigen Woche, nun der Rücktritt eines Spitzenpolitikers im kleinsten EU-Land. In die Ermittlungen zum Mord an einer prominenten maltesischen Journalistin kommt Bewegung. Nach mehr als zwei Jahren.

Valletta (dpa) − Nach lautstarken Rücktrittsforderungen hat in Malta der Stabschef von Premierminister Joseph Muscat, Keith Schembri, das Handtuch geworfen. Er war zuletzt im Zuge der Ermittlung zum Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia 2017 wieder in die Schlagzeilen geraten. Muscat bestätigte am Dienstag den Rücktritt, sagte aber nichts zu den Gründen. Die Polizei des kleinsten EU-Landes teilte am Dienstag mit, dass zum Mordfall Caruana Galizia weitere Personen vernommen würden. Ermittlerkreise bestätigten der „Times of Malta“, dass Schembri unter ihnen sei.

 

Der Druck auf Muscats rechte Hand war in der vorigen Woche gestiegen, als ein als Hintermann des Mordes verdächtigter Geschäftsmann festgenommen wurde. Er wurde am 20. November von der Küstenwache abgefangen, als er Malta in aller Frühe auf seiner Jacht verlassen wollte. Schembri sowie der frühere Energie- und heutige Tourismusminister Konrad Mizzi werden verdächtigt, von dem Mann Geld erhalten zu haben. Beide haben dies zurückgewiesen. Neben den Angehörigen der Ermordeten hatte vorige Woche auch der Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Europäischen Parlament, Sven Giegold, den Rücktritt beider Politiker gefordert.

 

Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 nahe ihrem Haus in Bidnija in ihrem Auto in die Luft gesprengt worden. Die damals 53-Jährige hatte unter anderem über Korruption bei Regierung und Geschäftsmännern auf Malta und deren Verwicklung in den Skandal um die „Panama Papers“ recherchiert. Drei Männer wurden festgenommen und angeklagt. Sie sollen den Sprengsatz gebaut und gezündet haben. Wer hinter ihnen steckte, ist bislang unklar.

 

Der festgenommene Geschäftsmann ist Direktor eines Konsortiums, das 2013 von der Regierung einen Auftrag für den Bau eines Gaskraftwerks erhalten hatte. 2018 kam heraus, dass ihm auch eine geheime Offshore-Gesellschaft namens „17 Black“ gehörte. Diese soll enge Verbindungen zu Mizzi und Schembri gehabt haben. Caruana Galizia hatte unter anderem enthüllt, dass Mizzi und Schembri Briefkastenfirmen in Panama unterhielten, und sie hatte über die Aktivitäten des festgenommenen Geschäftsmanns geschrieben.

 

Am Samstag hatte die Polizei auch Wirtschaftsminister Chris Cardona vernommen. Auch ihn hatte die streitlustige Journalistin angegriffen. Cardona sagte nach der Vernehmung, die Polizei habe ihm vier Fragen gestellt, darunter auch, ob er in den Mord verwickelt sei. „Meine Antwort war „Nein»“, zitierte ihn die Zeitung „Malta Today“.

 

Der festgenommene Geschäftsmann war am Samstag zeitweilig ins Krankenhaus gebracht worden, nachdem er über Schmerzen im Brustkorb geklagt hatte. Er ist weiter in Polizeigewahrsam, aber noch nicht formell angeklagt worden. Laut „Times of Malta“ lieferte er den Ermittlern Informationen, die Schembri belasten.