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Mediengruppe "Österreich" hat 43 Kündigungen angemeldet

Mediengruppe "Österreich" hat 43 Kündigungen angemeldet Wolfgang Fellner: Zuerst angezeigt, nun zuwenig Anzeigen (Foto: Hans Punz)

Das Wiener Unternehmen war im Umfeld weitreichender Betrugsermittlungen selbst in die Schlagzeilen geraten. Es ist das einzige große Medienhaus in Österreich, das 2022 massiv abbauen wird. Alle anderen halten ihren Stand oder erweitern sogar.

Wien - Die Mediengruppe "Österreich" GmbH sowie zwei ihrer Tochtergesellschaften haben 43 Personen beim Frühwarnsystem des AMS Wien zur Kündigung gemeldet, berichtet die Austria Presse Agentur (APA). Ausschlaggebend seien "notwendige innerbetriebliche Umstrukturierungsmaßnahmen" sowie Auftragsrückgänge.

 

Das Medienunternehmen war im Umfeld weitreichender Betrugsermittlungen zuletzt selbst in die Schlagzeilen geraten. "Österreich" und seinen Eigentümern wird vorgeworfen, gefälschte Umfragen veröffentlicht zu haben. Diese sollten dem ehrgeizigen jungen Außenminister Sebastian Kurz den Aufstieg zum Bundeskanzler ermöglichen. Was bekanntlich auch gelang. An das Finanzamt sollen dabei Scheinrechnungen ausgestellt und von diesem auch bezahlt worden sein. Sebastian Kurz und sein Finanzminister sind inzwischen abgetreten. Das Verfahren läuft. Für alle gilt die Unschuldsvermutung. "Wir sind Opfer, nicht Täter", hatte dazu "Österreich"-Miteigentümer Wolfgang Fellner noch vor kurzem in einem Exklusiv-Interview in "Österreichs Journalist:in" erklärt.

 

Wolfgang Zekert, einer der Geschäftsführer der Mediengruppe "Österreich", bestätigte die "gesetzlich vorgeschriebene Vorsichtsmeldung". Ab 10. Jänner führe man mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dazu Gespräche. "Erst nach Abschluss der Gespräche wird feststehen, wie viele der Kündigungen tatsächlich nötig sind", so Zekert.

 

Der größte Brocken entfällt mit bis zu 18 zu kündigenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf die Media Content and Cityservice GmbH. Sie steht zu 100 Prozent im Eigentum der Mediengruppe "Österreich" GmbH und beschäftigte zuletzt 84 Angestellte. Die oe24 GmbH, die etwa das Onlinenachrichtenportal oe24.at betreibt, wird sich im schlimmsten Fall von elf der insgesamt 57 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trennen. Die Mediengruppe "Österreich" GmbH selbst, welche die Tageszeitung "Österreich" und andere Printmedien herausgibt, meldete 14 der insgesamt 74 Angestellten dem AMS. Treten die Kündigungen tatsächlich ein, sind sie von Ende Jänner bis Ende Februar vorgesehen.

 

Die Mediengruppe "Österreich" ist damit nach heutigem Stand das einzige große Medienhaus, das 2022 massiv abbauen wird. Bei einer Umfrage in der aktuellen Ausgabe von "Österreichs Journalist:in" berichten alle befragten Medienhäuser von gleichbleibenden oder gar steigenden Mitarbeiterzahlen. APA, TT und OÖN wollen den aktuellen Stand beibehalten. Presse, Kleine, Standard, SN, Kurier, Krone und ORF erweitern 2022 sogar ihre Redaktionen. VN und RMA gaben an, dass sie laufend suchen.

 

Welche Jobs in den einzelnen Medienhäusern besonders gefragt sind und wo neue Jobprofile entstehen, steht ausführlich im Beitrag "Stellenpläne 2022 im Journalismus". Weiterlesen hier.