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Positiv kommunizieren: Wie Medienprofis sich und andere motivieren

Positiv kommunizieren: Wie Medienprofis sich und andere motivieren Attila Albert (Foto: T. Ramsey)

Wie andere einen wahrnehmen und beurteilen, entscheidet über den beruflichen und privaten Erfolg. Das heißt nicht, dass man jedem gefallen und sich verstellen muss. Eine überlegte Wortwahl und Interesse an seinem Gegenüber sind bereits ein guter Anfang. Karrierecoach Attila gibt Tipps.

Auch im Zeitalter digitaler Kommunikation – E-Mails, Chats, Sprachnachrichten – geht es um zwischenmenschliche Beziehungen, im Beruflichen wie im Privaten. Wie andere Menschen einen wahrnehmen und beurteilen, entscheidet über den persönlichen Erfolg. Das heißt nicht, dass man jedem gefallen und sich dafür verstellen muss. Sondern: Ausdrücken, wofür man steht und was einem wichtig ist, damit einen andere verstehen und unterstützen. Gerade in stressigen Phasen, wenn einem eigentlich Zeit und Geduld dafür fehlen, kommt es auf positive Kommunikation an: Sie motiviert einen selbst und andere.

 

Wer kommunikative Schwächen hat, merkt das an einer Vielzahl von unnötigen Konflikten. Sie werden häufig „falsch verstanden“ (oder haben zumindest den Eindruck); andere Menschen verhalten sich Ihnen gegenüber unerwartet oder auf unerwünschte Weise. Gespräche (z. B. Selbstvorstellungen, Bewerbungen, Präsentationen) verlaufen nicht so, wie Sie es erhoffen. Das erschwert Ihr eigenes Leben, auch wenn Sie sich im Recht fühlen, und sollte deshalb auf ein Mindestmaß reduziert bleiben. Wie aber kommuniziert man effektiv? Dazu einige Anregungen, sowohl in Bezug auf die Einstellung dazu wie praktische Tipps.


Effektive Kommunikation beginnt mit genauem Zuhören

Effektive Kommunikation beginnt damit, genau zuzuhören und auf die Zwischentöne bei seinem Gegenüber zu achten, anstatt auf sich fokussiert zu bleiben. Praktisch immer gibt Ihnen Ihr Gesprächspartner recht klar zu verstehen, was er möchte, eventuell nur nicht in jedem Detail ausgesprochen. Beispiel: Sie haben Ihren Chef bereits mehrmals nach der Genehmigung für ein Projekt gefragt, aber immer nur unverbindliche Aussagen erhalten. Damit antwortet er Ihnen klar: Er kann oder will Ihnen aktuell keine Zusage geben, spricht es nur aus bestimmten Gründen nicht offen aus (um z. B. einen Streit zu vermeiden).

 

Aktives Zuhören lässt sich üben, indem Sie – in eigenen Worten – das eben Gehörte kurz wiederholen („Lass mich das noch einmal zusammenfassen…”, „Damit ich dich richtig verstanden habe…”). Das hilft, Missverständnisse direkt auszuräumen, und bestätigt Ihrem Gesprächspartner, dass Sie wirklich zugehört und sich mit dem Gesagten gedanklich auseinandergesetzt haben. Anfangs wirkt diese Methode auf einen selbst ein wenig mechanisch, wenn man bisher dazu tendierte, sofort von sich zu reden oder zu widersprechen. Aber sie trainiert dazu, nicht immer nur an sich zu denken.

(Ausführlich zur wirksamen Kommunikation mit verschiedenen, nicht immer einfachen Typen von Chefs und Kollegen in meinem Ratgeber „Sorry, ihr nervt mich jetzt alle!”)


Dafür sorgen, dass ein echter Dialog entsteht

Ein echter Austausch (Dialog) vereint immer zwei Perspektiven. Sie können durch Ihre Wortwahl viel dafür tun, dass Ihre Gespräche diese Dynamik erhalten. Ihr Gegenüber wird sich verstanden fühlen und ist dann eher geneigt, Ihnen gegenüber offen zu sein und Sie zu unterstützen. Hier einige kommunikative Gewohnheiten, die das fördern:

  • Aussprechen, was andere wahrscheinlich denken oder fühlen, selbst aber nicht äußern: „Ich kann mir vorstellen, dass dich das jetzt nervt…“, „Du hast sicher schon genug zu tun und denkst dir jetzt…“ Auch wenn Sie nicht jeden Wunsch erfüllen und nicht immer Hilfe anbieten können, zeigen Sie damit, dass Sie die Bedürfnisse anderer zumindest wahrnehmen und sie ihnen wichtig sind.
  • Selbst eingestehen, was andere eventuell über Sie denken: „Tut mir leid, ich war vorhin ein bisschen scharf im Ton, das war nicht so gemeint…“, „Ich bin mit der Planung selbst etwas durcheinander gekommen, danke für den Hinweis…“ Damit zeigen Sie Selbstreflexion und Bescheidenheit. Sie halten sich nicht für fehlerfrei und können eigene Fehler und Versäumnisse ohne großes Drama eingestehen.
  • Spannungen und Konflikte von allein ansprechen: „Ich habe das Gefühl, du bist nicht ganz zufrieden…”, „Das ist wahrscheinlich für uns beide nicht ideal. Wollen wir uns das mal zusammen anschauen?“ Ehrlichkeit und Offenheit entzieht Gerüchten und Intrigen zu einem gewissen Grad den Boden. Sie zeigen damit Selbstsicherheit und die aktive Bereitschaft, das Problem gemeinsam anzugehen.
  • Sich Pausen erbitten, wenn Sie sie brauchen: „Bei dem Thema muss ich kurz nachdenken, ich melde mich noch einmal zurück…“, „Ich weiss das im Moment nicht sicher und erkundige mich lieber erst noch einmal…“ Hier geht es darum, sich auch in Momenten äußeren Drucks (z. B. kritische Fragen) und Unsicherheit immer die Selbstbestimmung zu erhalten: Sie entscheiden, wann Sie was sagen.


Neue Überzeugungen verändern die Wortwahl

Das Einüben bestimmter neuer Begriffe und Redewendungen ist dabei immer nur der erste Schritt. Er hilft dabei, bisherige sprachliche Gewohnheiten zu hinterfragen und zu verändern. Aber wer es dabei belässt, wirkt schnell einstudiert und unecht. Eine echte Veränderung tritt erst ein, wenn Ihnen die Überzeugung, die hinter einem bestimmten Ausdruck steht, klar wird und Sie sich eine passende neue erschließen. Dann sprechen Sie bald ganz von selbst anders, ohne dass Sie erst überlegen und sich dazu ermahnen müssten. Sie wirken authentisch und überzeugend, weil Sie sagen, was Sie (nun) denken.

 

Beispiel: Wenn Sie das Wort „Probleme“ im beruflichen Kontext als negativ empfinden, wird das nicht anders, nur weil Sie sich dazu zwingen, stattdessen von „Herausforderungen“ zu sprechen. Das wirkt nur gestelzt, und man rechnet Ihnen im besten Fall an, dass Sie sich wohl nun „konstruktiv“ äußern wollen. Eine wirkliche Veränderung wäre die Einsicht, dass Probleme für Unternehmen völlig normal sind und es immer welche geben wird. Es kann Spaß machen, sie zu identifizieren und ihre Lösung anzugehen. Auf einmal klingt „Problem“ nicht mehr negativ, sondern wie eine knifflige, spannende Aufgabe. 


Vertrauensperson um Feedback bitten

Häufig fallen einem wiederkehrende Verhaltensweisen oder Redewendungen, die man ständig benutzt, selbst gar nicht auf. Beispiel: Sie antworten auf Fragen anderer, etwa in Konferenzen, fast immer mit „Ich sage mal…“, ohne es zu merken. Das wirkt auf andere unvorbereitet und improvisiert, auch wenn Sie voll im Thema sind. Möglicherweise ist es Ihnen nur unangenehm, wenn alle Sie ansehen und auf Ihre Antwort warten, die Sie noch gedanklich formulieren müssen. Oder: Sie widersprechen anderen ständig, weil Sie den Eindruck haben, sich verteidigen zu müssen, wirken dadurch aber verbissen oder verbittert.

 

Hier hilft es, das Feedback einer Vertrauensperson (z. B. Mentor, Coach) einzuholen: Wie drücken Sie sich aus, was sind Ihre Stärken, und welche Gewohnheiten haben Sie eventuell beim Sprechen, mit denen Sie sich bisher selbst sabotieren, auch in Bezug auf Mimik, Gestik und Körperhaltung? Andere erkennen das oft sofort, aber es geht auch darum, dass Ihnen das sensibel und mit einem sinnvollen Verbesserungsvorschlag vermittelt wird. Später können Sie sich beim Sprechen (z. B. Üben einer Selbstvorstellung oder Präsentation) auch einmal filmen lassen und es gemeinsam auswerten.

 

Positive Kommunikation ist das Gegenteil von Pseudo-Achtsamkeit, etwa dem manipulativen Verschleiern von Anordnungen („Ich möchte dich dazu einladen…“, „Du darfst gerne…“). Sie nimmt die eigenen Bedürfnisse und den Gesprächspartner ernst, drückt Interesse und Respekt aus, erwartet beides aber auch von anderen. Damit schafft sie die Basis für eine gute Zusammenarbeit und fördert bei den gelegentlichen Konflikten den Willen, sie pragmatisch und schnell zu lösen.


Zum Autor: 

Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org