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medium magazin / Charlotte Theile

Redaktion zweifelt an der Führung der "Stuttgarter Zeitung"

Redaktion zweifelt an der Führung der "Stuttgarter Zeitung" Gelingt das Stuttgarter Experiment? Foto: W. Rothermel

Während die Geschäftsführung davon spricht, das Medienhaus in eine „digitale Zukunft“ führen zu wollen, dominieren in der Redaktion Angst und Unsicherheit. Kann es gelingen, eine "hochwertige Zeitung" mit 55 Redakteuren weniger im bisherigen Niveau zu machen?

Stuttgart - Bei der stolzen „Stuttgarter Zeitung“ fallen mehr als 50 Stellen weg. Ein Fünftel der Redaktion. Thementeams sollen die Ressorts ersetzen, neue Schwerpunkte entstehen. Was als Innovation verkauft wird, führt in der Redaktion zu Angst, Unsicherheit – und großen Zweifeln an der Führung des Hauses.


Während die Geschäftsführung davon spricht, das Medienhaus in eine „digitale Zukunft“ führen zu wollen, dominieren in der Redaktion Angst und Unsicherheit. Wie tief das Misstrauen sitzt, zeigt ein Protestbrief an die Geschäftsführung, den im Februar mehr als 220 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterzeichneten. Darin heißt es: „Wir halten das Streichen von 55 Stellen und den Umbau der Redaktion für ungeeignet, die Zukunft zu sichern.“ Der „Kahlschlag“, den die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner beschreiben, sei für die Außenwirkung des Blatts verheerend und in der Lage, „die ökonomische Grundlage des Hauses“ zu beschädigen.


„Ich habe aufgehört, die Sparrunden zu zählen“, sagt eine Redakteurin aus dem mittleren Management, die seit gut zehn Jahren bei der „Stuttgarter Zeitung“ arbeitet. Früher habe sie die „Weltuntergangsstimmung“derÄlterengenervt, „ich wollte immer anpacken, statt mich zu beklagen“.


Inzwischen habe sie ihren Optimismus verloren. „Das, was jetzt passiert, hat einfach eine andere Dramatik“, sagt sie nachdenklich. „Ich glaube nicht, dass diejenigen, die sich das überlegt haben, wirklich durchschauen, was sie da anrichten.“


Auch ein jüngerer Kollege mit Online-Erfahrung sieht die Neustrukturierung in düsterem Licht .„Ich verbringe einen beträchtlichen Teil meines Arbeitstags in Meetings – und das, ohne dass ich eine Leitungsfunktion habe. Ich kann mir schwer vorstellen, wie das gehen soll, wenn noch die nötigen Absprachen zwischen den Thementeams an uns zerren.“


Kann es gelingen, eine "hochwertige Zeitung" mit 55 Redakteuren weniger im bisherigen Niveau zu machen? "Medium Magazin" stellt in der aktuellen Ausgabe die neue Strategie der "Stuttgarter Zeitung" ausführlich vor. Weiterlesen hier.