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dpa

Steinmeier appelliert an publizistische Verantwortung der Verlage

Die Medienkonzentration in Deutschland wächst. Und gleichzeitig steht die Glaubwürdigkeit der klassischen Medien infrage. Bundespräsident Steinmeier sieht die Verlage vor großen Herausforderungen.

Hannover (dpa) − Die wachsende Konzentration auf dem Medienmarkt hat nach Ansicht von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine höhere publizistische Verantwortung der großen Medienhäuser zur Folge. Sie müssten dafür sorgen, dass Zeitungen und Online-Portale unabhängig und verlässlich berichten könnten, sagte Steinmeier am Freitag bei einem Festakt zum 125-jährigen Bestehen der Madsack Mediengruppe in Hannover. „Unsere Demokratie braucht freie und unabhängige Medien in möglichst großer Vielfalt.»

Steinmeier bemängelte mit Blick auf die sozialen Medien, dass heute „alles Kritikwürdige zum Skandal befördert“ werde. „Im Schutz der Anonymität wächst die Hemmungslosigkeit. Die Grenze zwischen dem Sagbaren und dem Unsäglichen verschwimmt zunehmend.“ Viele Menschen kapselten sich heutzutage in Echokammern ab und bestätigten sich gegenseitig in ihren „gefühlten Wahrheiten“.

Die Journalisten forderte Steinmeier auf, sich mit dem Vorwurf der „Lügenpresse“ auseinanderzusetzen. „Das alles beiseite zu legen, nicht zu lesen, ist vielleicht gesünder, aber auch keine Lösung“, sagte er mit Blick auf sogenannte Hassmails, die an Redaktionen geschickt werden.

„Die Zukunft des Journalismus ist eine Schicksalsfrage für die Gesellschaft“, sagte Madsack-Konzernchef Thomas Düffert. Mit Blick auf das Wachstum der Gruppe sagte er: „Uns ist bewusst, dass das eine riesengroße Verantwortung ist.“ Die Pressevielfalt sei aber durch Zusammenschlüsse wie das RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) von Madsack nicht gefährdet. Mit Hilfe überregionaler Netzwerke könne Lokaljournalismus gestärkt werden. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) appellierte wie Steinmeier an die Verantwortung der Medien. „Ohne eine freie Presse ist Demokratie nicht denkbar.»

Madsack gehört mit 15 regionalen Tageszeitungen (unter anderem „Hannoversche Allgemeine Zeitung“, „Leipziger Volkszeitung“, „Märkische Allgemeine») zu den größten Mediengruppen in Deutschland. Darüber hinaus versorgt das RND auch Zeitungen, die nicht zum Konzern gehören, mit überregionalen Inhalten. Ab Herbst werden in Hannover Politik- und Wirtschaftsseiten auch für sechs DuMont-Tageszeitungen produziert. Die Gesamtauflage der Blätter, die vom RND dann ganze Seiten oder einzelne Inhalte beziehen, beträgt nach Madsack-Angaben 2,3 Millionen Exemplare.

Madsack erzielte 2016 einen Umsatz von 661 Millionen Euro (plus 12,1 Millionen Euro). Angaben zum Nettogewinn macht die Mediengruppe nicht. Den Grundstein für den Konzern legte der Verleger August Madsack mit dem „Hannoverschen Anzeiger“ im Jahr 1893.