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Ulrich Wilhelm gegen Öffnung des Rundfunkbeitrags für Private

„Die Privaten haben sehr hohe Gewinne, haben über die vergangenen Jahre sehr gut verdient. Insofern mutet der Ruf nach öffentlichen Geldern merkwürdig an“, sagte der BR-Intendant.

München (dpa) − Der künftige ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm hat den Vorschlag abgelehnt, einen Teil der Rundfunkbeiträge privaten Medienanbietern zu überlassen. Bei den Münchner Medientagen sagte der Intendant des Bayerischen Rundfunks am Dienstag: „Die Privaten haben sehr hohe Gewinne, haben über die vergangenen Jahre sehr gut verdient. Insofern mutet der Ruf nach öffentlichen Geldern merkwürdig an.“ Trotz voller Kassen sei der Anteil politischer Angebote bei den großen Privatsendern gesunken. „Bevor man hier nach öffentlichen Mitteln ruft, könnte die eigene Etatsituation hier durchaus mehr ermöglichen“, sagte Wilhelm, der Anfang Januar den ARD-Vorsitz übernimmt.

Das Angebot von ARD und ZDF unterscheide sich deutlich von den privaten Wettbewerbern, betonte er. Der Anteil der Berichterstattung über Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sei viel höher. Für einen Teuerungsausgleich sei dafür eine Erhöhung des Rundfunkbeitrags nötig. „Wovon ich überhaupt nichts halte: den öffentlich-rechtlichen Rundfunk durch weitere Mittelkürzungen immer schlechter zu machen, dann zu beklagen, dass er qualitative Mängel hat, und immer noch mehr umzuschichten in einen anderen Bereich.»

Der Gastgeber der Medientage München, Siegfried Schneider, hatte am Montag eine Reform des Rundfunkbeitrags zugunsten privater Anbieter vorgeschlagen. „Ein Teil der jährlichen Einnahmen könnte ja ausgeschrieben werden, zum Beispiel für die Produktion eines politischen Magazins. Darauf könnten sich dann private ebenso wie öffentlich-rechtliche Medien bewerben“, sagte Schneider der Deutschen Presse-Agentur. Er ergänzte: „In der Primetime gleichen sich Öffentlich-Rechtliche und Private immer mehr an.»

Schneider ist Präsident der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien und derzeit Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten in Deutschland. Am Dienstag eröffnete er die Medientage.