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ZDF-Chef Norbert Himmler für journalistische Allianzen gegen KI-Fake-News

„Es wird ein Jahr, in dem unabhängiger Journalismus und verlässliche Nachrichten von großer Bedeutung sein werden", sagte Himmler der dpa.

Mainz (dpa) − ZDF-Chef Norbert Himmler sieht mit Blick auf mehrere Wahlen in 2024 die Gefahr von einer steigenden Zahl an Falschnachrichten im Netz. Der Senderchef des öffentlich-rechtlichen Medienhauses in Mainz sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Es wird ein Jahr, in dem unabhängiger Journalismus und verlässliche Nachrichten von großer Bedeutung sein werden. Meine Sorge ist, dass wir bei der Europa- und den Landtagswahlen eine nie da gewesene Welle von Beeinflussungsversuchen insbesondere auf den Social-Media-Plattformen erleben werden.“ In Thüringen, Brandenburg und Sachsen werden neue Landtage gewählt.

 

Himmler ergänzte: „Es wird immer schwerer, zwischen Fakten und Fälschung zu unterscheiden.“ Deshalb sei es die Aufgabe, mit einer guten Nachrichtenberichterstattung und der kritischen Prüfung von Quellen verlässliche Informationen zu bieten. „Darin investieren wir, von der Stärkung des Auslandskorrespondenten-Netzes bis hin zu eigener KI, mit der wir Fake News identifizieren können. ZDF-Studios hat gerade eine KI-Agentur gegründet. Wir dürfen nicht von internationalen Anbietern abhängig sein.“

 

KI bedeutet Künstliche Intelligenz. Diese wird gerade in vielen Branchen auf ihre Anwendungsmöglichkeiten hin erprobt. KI bezeichnet meist Anwendungen auf Basis maschinellen Lernens, bei denen eine Software Datenmengen nach Übereinstimmungen durchforstet und Schlussfolgerungen zieht.

 

Himmler sprach sich für mehr Kooperation aus. „Es wäre gut, wenn die deutschen Qualitätsmedien in diesem Feld gemeinsam agieren würden. Gegen die schiere Menge, aber auch die neue Qualität von Falschmeldungen mithilfe von Künstlicher Intelligenz braucht es eine journalistische Allianz. Hier bin ich offen für Kooperationen.“

 

Im ZDF-Programm berichtet der Sender im nächsten Jahr breit über die Wahlen in den Ost-Bundesländern. Hinzu kommt die US-Wahl. Das ZDF zeigt eine lange Wahlnacht live aus Berlin und aus Washington. Zudem steht im Sommer die Europawahl an. Das Jahr wird auch von großen Sportereignissen bestimmt sein: Handball-EM im Januar in Deutschland, Olympische Sommerspiele in Paris und Fußball-Europameisterschaft im Sommer in Deutschland.

 

Auch im Fiktionalen sieht ZDF-Chef Himmler, der früher Programmdirektor des Senders war, ein starkes 2024. Es wird eine Vampir-Serie für ein junges Publikum geben: Die ZDFneo- und Mediatheksserie „Love Sucks“. Es geht um zwei junge Erwachsene, die sich unsterblich ineinander verliebt haben. Eine alte Familienfehde steht dem im Weg − wie bei Romeo und Julia. Der Sender zählte auch den Thriller „Concordia“ auf, der im Herbst folgt. In sechs Folgen geht es um eine Überwachungsgesellschaft.

 

Zudem setzt das ZDF weiter auf Satiriker Jan Böhmermann. Im Januar wird es über seine Satire-Show „ZDF Magazin Royale“ hinaus auch ein eher fiktionales Format geben. Es handelt sich um den Animationsfilm „Das Grundgesetz der Tiere“ nach einer Idee von Böhmermann und Miguel Robitzky.