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Christiane Schulz verlässt Weber Shandwick

Christiane Schulz verlässt Weber Shandwick

Das Personalkarussell bei den globalen Agenturriesen dreht sich weiter: Nun wird Deutschland-Chefin Christiane Schulz Weber Shandwick verlassen. Wie sie ihren Abgang erklärt.

Schulz steht seit Juli 2013 hierzulande an der Spitze der Agentur – und hört jetzt auf eigenen Wunsch auf, wie sie sagt. „In Deutschland sagen wir ,wenn es am schönsten ist, soll man gehen‘. Aus meiner Sicht ist jetzt so ein Höhepunkt“, so die 50-Jährige. „Nach sechs Jahren einer tollen Erfolgsstory mit meinem Team war es der richtige Zeitpunkt innezuhalten und mich zu fragen: What’s next? Es ist Zeit für eine neue Herausforderung außerhalb des Networks.“

 

Ihr letzter Arbeitstag ist an diesem Freitag. Die Mitarbeiter wurden heute über den Abgang informiert. Über eine Nachfolge ist nichts bekannt. Wohin es Schulz ziehen wird, ist offen. Aber sie sagt: „Eine Netzwerkagentur wird mit recht großer Wahrscheinlichkeit nicht meine nächste Station sein.“

 

Schulz nannte Antje Neubauer und Babette Kemper als Inspiration für ihren Schritt. Neubauer kündigte Anfang des Jahres ihren Abschied bei der Deutschen Bahn an, Kemper hat im Sommer 2018 als Deutschland-Chefin von Ogilvy PR aufgehört und zum Jahreswechsel zusammen mit Mirko Kaminski die Agentur Achtung Mary gegründet.

 

Weber Shandwick schickte auf Nachfrage des PR Reports eher kühle Abschiedsworte per E-Mail: "Christiane hat in ihren sechs Jahren als CEO von Weber Shandwick Deutschland geholfen, dass die Agentur gewachsen ist und ihre Fähigkeiten weiterentwickelt hat. Wir danken ihr für all ihre Beiträge und wünschen ihr alles Gute." Weiter wollte sich die Agentur nicht äußern.

 

In der Zeit von Schulz, auch Mitglied im europäischen Führungsteam der Agentur, lag Weber Shandwick hierzulande kontinuierlich auf Wachstumskurs. Die frühere Pleon-Managerin konnte laut Pfeffer-Ranking den Honorarumsatz verdoppeln: 2012 – im letzten vollen Jahr unter Schulz-Vorgängerin Astrid von Rudloff – lag dieser bei zehn Millionen Euro, bis 2017 kletterte die Zahl auf mehr als 20,3 Millionen Euro (145 Mitarbeiter). Auch im vergangenen Jahr dürfte die Agentur noch einmal gewachsen sein.

 

Warum Schulz geht

 

Doch offenbar sieht Schulz das Ende der Fahnenstange bei Weber Shandwick nun erreicht. Bei einem Gespräch mit dem PR Report vor einigen Wochen wirkte sie recht pessimistisch in Bezug auf die Perspektiven der Netzwerk-Ableger insgesamt - rückblickend klingt das wie Kritik an ihrem eigenen Netzwerk: Diese müssten sich schneller und konsequenter verändern, um weiter organisch profitabel in Deutschland wachsen zu können.

 

Das breit angelegte Agenturmodell mit einer einheitlichen, stundenbasierten Vergütungsstruktur, das verschiedene Kundenbedürfnisse und Beratungsangebote sowie Dienstleistungen bedient, führe „zu Herausforderungen bei der Profitabilität“. „Nur ein klarer Fokus auf ein Portfolio von Spezialagenturen sichert zukünftiges Wachstum“, sagte sie. „Man muss den Mut haben, mit einigen Marken zu schrumpfen, um am Ende mit dem Portfolio zu wachsen. Full-Service funktioniert nur, wenn man eine entsprechende Größe im deutschen Markt hat. Aus meiner Sicht muss man dazu zu den Top-5-Agenturen gehören.“

 

WS rangierte mit 20,3 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf Platz 7 des Agenturrankings – der Rückstand auf den Fünftplatzierten Oliver Schrott betrug rund acht Millionen Euro.

 

Schulz fordert von den Netzwerken „ein konsequentes Leben der Matrixorganisation mit einem einheitlich definierten globalen Rahmen“. Nur das sichere Effizienzgewinne. Zudem bedürfe es „vor allem transformativer Führung auf internationaler Ebene“, um künftig auch national weiter erfolgreich sein zu können und den nötigen Wandel zu schaffen.

 

Indes: Womöglich hängt der Abgang von Schulz auch mit einem Wechsel auf europäischer Ebene zusammen. Vor rund einem Jahr war der langjährige Europa-Chef Colin Byrne abgetreten, der Schulz zu Weber Shandwick gelotst hatte. Nachfolger wurde Tim Sutton im Range des Chairman, der sich den Schweden Jonas Palmqvist als COO an die Seite holte. In der Branche ist zu hören, dass Schulz mit Palmqvist menschlich überhaupt nicht harmoniert haben soll.

 

Jedenfalls dreht sich das Personalkarussell bei den internationalen Agentur-Netzwerken munter weiter:

 

- Im vergangenen Jahr hat WPP seine beiden PR-Töchter Burson-Marsteller und Cohn & Wolfe (C&W) fusioniert, an der Spitze steht seitdem der bisherige C&W-Frontmann Wolfgang Lünenbürger.

- Kurz vor Ostern des vergangenen Jahres erfolgte der Knall-auf-Fall-Abgang von Susanne Marell bei Edelman. Marell wurde durch Ernst Primosch ersetzt.

- Bei Ketchum Pleon ersetzte vor rund einem Jahr Sabine Hückmann ihre Vorgängerin Victoria Wagner.

 

Erst Ende März wurde Schulz turnusgemäß als Präsidentin des Agenturverbands GPRA bestätigt – und diese Rolle wird sie zunächst auch behalten. Anders als früher muss das Ehrenamt nicht mehr zwingend sofort aufgegeben werden, wenn ein Präsidiumsmitglied keine Funktion in einer GPRA-Agentur mehr hat. Das wurde auf der letzten Mitgliederversammlung beschlossen. Sollte Schulz in der Zwischenzeit außerhalb der GPRA-Agenturen einen neuen Job antreten, müsste eine außerordentliche Mitgliederversammlung einen neuen Verbandschef bestimmen.

 

 

Von Daniel Neuen

 

Update: 13:16 Uhr

 

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