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„Wir sind in einer neuen Ära“ – Sam Altman über KI, Risiken und Menschlichkeit

„Wir sind in einer neuen Ära“ – Sam Altman über KI, Risiken und Menschlichkeit Mathias Döpfner mit Sam Altman (Foto: Axel Springer)

Axel Springer zeichnet OpenAI-Chef Sam Altman mit dem Axel Springer Award 2025 aus. Im Gespräch mit Vorstandschef Mathias Döpfner erklärte Altman, warum künstliche Intelligenz niemals die menschliche Berührung ersetzen kann.

Mit Sam Altman, CEO von OpenAI, hat Axel Springer am Mittwoch im Berliner Verlagshaus „eine der prägendsten Stimmen des Intelligence Age“ geehrt. Altman erhielt den Axel Springer Award 2025 für seine Rolle, Künstliche Intelligenz aus Forschungslaboren in den Alltag zu überführen – und dabei immer wieder auf die gesellschaftliche Verantwortung zu pochen, die mit dieser Technologie verbunden ist.


Im Gespräch zwischen Mathias Döpfner und Altman sagte der Springer-Chef: „Eines der Hauptanliegen dieses Awards ist es, Unternehmertum zu würdigen – und damit auch eine Kultur des Wagemuts. Du bist bekannt dafür, die größten Risiken einzugehen.“ Davon, das bestätigte Altman, gebe es vor allem in Europa derzeit zu wenig. „Es gibt viele Dinge, die ich an Europa mag – das ist eine Sache, die ich wirklich nicht mag“, sagte Altman über die mangelnde Risikobereitschaft.


Der Preisträger verkündete in der Springer-Zentrale, das neueste Modell von OpenAI bringe zum ersten Mal echtes neues Wissen hervor. Wissenschaftler machten mit der KI Entdeckungen, die bislang nicht möglich waren. „Wir sind jetzt wirklich in einer neuen Ära“, sagte Altman. Und die Technologie stehe gerade erst am Anfang – er sei überzeugt, dass noch eine große Entwicklung folgen werde. Insbesondere in der Medizin erwarte er große Fortschritte. „Viele Forscher sagen, dass wir in den nächsten Jahren viele Krankheiten heilen werden“, so Altman. In den nächsten ein bis zwei Jahrzehnten würden wohl die allermeisten Krankheiten ihren Schrecken verlieren – durch die neuen Erkenntnisse, die KI möglich mache.


Mit Blick darauf, was Künstliche Intelligenz bereits jetzt in Bereichen wie Medizin oder Mathematik zu leisten imstande ist, ohne ihr volles Potenzial überhaupt entfaltet zu haben, betonte Altman: „Ich glaube, man sollte sich niemals gegen die evolutionäre Biologie stellen. Wir sind nun einmal so gestrickt, dass wir uns anderen Menschen verbunden fühlen – und nicht Maschinen. Wir werden zwar froh sein, wenn diese Maschinen Dinge für uns erledigen, die Welt bereichern, neue Wissenschaft entdecken und Krankheiten heilen. Aber: Sie werden niemals im Mittelpunkt stehen.“


Nicht einmal Altman glaubt, dass man die inzwischen 300 Jahre alte Magie von Antonio Vivaldis Vier Jahreszeiten mit Künstlicher Intelligenz hätte verbessern können. „Es ist schwer vorstellbar, dass es besser geworden wäre“, sagte der OpenAI-Chef am Mittwochabend in Berlin, nachdem er gerade einen Teil der Berliner Philharmoniker mit dem „Sommer“ von Vivaldi gehört hatte. Es werde immer einen Unterschied machen, ob Menschen oder Maschinen musizieren. „Wenn das Stück von Robotern vorgetragen worden wäre, hätte es uns nicht berührt“, sagte Altman. „Menschen sind besessen von anderen Menschen.“


Döpfner und Altman zeigten sich beide besorgt über den Zustand der Demokratie weltweit. Der Axel-Springer-Vorstandsvorsitzende fragte: „Sind wir wirklich am Beginn des Endes der offenen Gesellschaften, in denen wir leben wollen?“ Er nannte als Beispiele die Kriege in der Ukraine und Israel, die Bedrohungen durch autokratische Mächte wie China, den Islamismus und wackelnde Demokratien. Altman dazu: „Ich mache mir Sorgen um die Demokratie und ihre Werte – wie Meinungsfreiheit –, die sie erst ermöglichen.“


Hintergrund
Der Axel Springer Award ist ein ideeller Preis ohne Preisgeld. Sam Altman ist der bislang zehnte Preisträger. In der Vergangenheit wurden ausgezeichnet:

  • Mark Zuckerberg (Gründer und CEO von Facebook)
  • Sir Tim Berners-Lee (Erfinder des World Wide Web)
  • Jeff Bezos (Gründer und CEO von Amazon sowie Eigentümer der Washington Post)
  • Shoshana Zuboff (Wirtschaftswissenschaftlerin und Autorin)
  • Elon Musk (Gründer und CEO unter anderem von Tesla und SpaceX)
  • Özlem Türeci und Uğur Şahin (BioNTech-Gründer)
  • Wolodymyr Selenskyj (ukrainischer Präsident)
  • Satya Nadella (CEO von Microsoft)