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Kommunikation im New-Work-Zeitalter

Kommunikation im New-Work-Zeitalter Martin Frommhold

New Work scheint auf dem besten Weg, die Arbeitswelt zu erobern. Doch ohne eine die Unternehmens- und Innovationskultur unterstützende Kommunikation wird New Work schnell alt aussehen, sagt Martin Frommhold.

Corona hat die Arbeitswelt durchgeschüttelt und alte Denkmuster konterkariert. Die Präsenzpflicht am Arbeitsplatz ist – zumindest temporär – maximalem Vertrauen als dem Leitwert einer neuen Arbeitskultur gewichen. Zudem hat die Homeoffice-Effizienz viele Vorurteile gegen flexible Arbeitsformen widerlegt. New Work scheint auf dem besten Weg, die Arbeitswelt zu erobern. Mit der Erfolgsformel: persönliche Haltung, soziale Verhaltensformen und empathische Führung machen den perfekten Mix! Mag sein. Doch ohne eine die Unternehmens- und Innovationskultur unterstützende, ja orchestrierende Kommunikation, wird New Wok schnell alt aussehen.

 

Damit das nicht geschieht, lohnt ein Blick auf die Inhalte der New-Work-Idee. Vom Sozialphilosophen Prof. Dr. Frithjof Bergmann entwickelt, fokussiert sie sich primär auf die Frage nach der Freiheit des Menschen. Und um diese steht es im konventionellen Arbeitsleben eher schlecht. Wobei Globalisierung und Digitalisierung inklusive Disruption dazu führen, dass sich immer mehr Menschen fragen, wie, warum und wann sie zukünftig eigentlich arbeiten möchten. Dazu kommen die wachsende räumliche bzw. organisatorische Flexibilität bei gleichzeitig steigendem Interesse an einer ausgeglichenen Work-Life-Balance. Insofern transportiert New Work viele liberale und die persönliche Freiheit fördernde Aspekte jenseits tradierter Standards. Selbstständig arbeiten? Wie es persönlich zeitlich passt? Eigene Projekte leiten und Lernziele selbst festlegen? Klingt doch prima!

 

Ohne Kommunikation kein Wandel

 

Von allein stellt sich New Work trotz des Katalysators Corona und bester Absichten aber sicher nicht ein. Gleiches gilt für eine Kultur, die auf agil-demokratischen Führungsstrukturen basiert, flexible Organisationsformen unterstützt und Change positiv begleitet. Eine echte Herausforderung also für die Unternehmenskommunikation! Denn die informiert, motiviert und schafft Nähe. Doch wie gelingt das, wenn sich der neue Arbeitsalltag auf tausende Orte sowie zu unterschiedlichen Zeiten besetzte Home-Offices ausdehnt und immer weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich noch regelmäßig zum gleichen Zeitpunkt auf den Büroflächen begegnen?

 

Vorreiter der Veränderung werden

 

Ergo: New Work macht vor der Kommunikation nicht halt und stellt klassische Einbahnstraßen- Intranet-Berichterstattung oder Town-Hall-Präsenz-Formate in Frage. Und wo perspektivisch immer mehr Unternehmen Demokratie wagen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Verantwortung übernehmen und eine bis dahin unbekannte Vielfalt an neuen Arbeits-Lebenswelten entsteht, hat die interne Kommunikation als bloße Schreibwerkstatt definitiv ausgedient. Stattdessen gilt es die Menschen, egal wo sie gerade arbeiten, als große Community zu begreifen, die sich selbst informiert und kommuniziert.

 

Den gelernten Kommunikatoren fallen damit neue Rollen zu: die der Community Manager, die den Gesamtüberblick behalten, wo nötig beraten, mit Beispielen animieren und so die Community am Laufen halten. Und die der Enabler, die allen helfen, ihre Kommunikationsbedürfnisse zu ermitteln und selbst Beiträge zu erstellen.

 

Unrealistisch? Nein! Denn genauso sieht das private Kommunikationsverhalten von Milliarden Menschen aus. Wir kommunizieren nahezu jederzeit, sind in Chat-Gruppen organisiert, schicken einander Sprachnachrichten und Fotos. Es ist daher nur konsequent, dieses Verhalten auch auf den beruflichen Kontext zu übertragen. Denn die Fähigkeit zu kommunizieren macht mündig. Und befähigt zur Selbstverantwortung, die ein elementarer Bestandteil von New Work ist. Genau wie Mut. Und mutig sollte moderne Kommunikation sein.

 

Autor: Martin Frommhold leitet die Unternehmenskommunikation von OTTO (GmbH & Co. KG). 


Dieser Beitrag erschien erstmals im DPRG Journal 05/2020 - Beilage zum PR Report 05/2020

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