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Anne-Kathrin Gerstlauer

Die 13 wichtigsten Basics für Online-Journalisten

Die 13 wichtigsten Basics für Online-Journalisten Anne-Kathrin Gerstlauer ist Beraterin für Onlinejournalismus. Bild: Carolin Weinkopf

Was junge Onlinejournalistinnen und Journalisten wirklich können sollten – unabhängig davon, ob sie später virale Texte schreiben, Youtube-Formate produzieren oder einen Instagram-Kanal starten.

Hamburg - Onlinejournalismus ist mehr als Datenjournalismus und Storytellingformate. Was junge Journalistinnen und Journalisten können müssen, zeigt Anne-Kathrin Gerstlauer. Die wichtigsten Basics:

 

1. Starke Überschriften und Teaser texten

Eine gute Zeile macht neugierig, ohne zu viel zu versprechen; sagt, worum es geht, aber ist doch keine langweilige Zusammenfassung des Textes; spielt mit Sprache, ohne eine feuilletonistische Ein- Wort-Print-Zeile zu sein. Eine gute Zeile ist inhaltlich korrekt (Ja, das ist schon schwer genug) und passt sich der jeweiligen Plattform an.

 

2. Spaß daran, sich selbst Neues beizubringen

Die meisten jungen Onliner mit speziellen Skills haben sich das meiste selbst beigebracht. Denn auch eine halbwegs moderne Ausbildung kann mit dem Tempo von Trends gar nicht mithalten. Deshalb: Selbst machen! Experimentieren macht Spaß.

 

3. Im Team arbeiten

Wer sich schon früh ein Team sucht – in einer Redaktion oder auch außerhalb –, wird enorm davon profitieren und sich gleichzeitig ein Netzwerk aufbauen. Das funktioniert an der Uni, in Stipendien, über die sozialen Netzwerke oder auf Konferenzen, an denen Studierende übrigens meist kostenlos teilnehmen können, wenn sie im Gegenzug Helferschichten übernehmen. Beispiele sind die Re:publica, die Netzwerk-Recherche- Konferenz oder die Konferenz der Online News Association.

 

4. Redigatur und Abnahme

Apropos im Team arbeiten: Kein Text, kein Video, nicht einmal ein Teaser sollte online gehen, ohne dass vorher mindestens eine zweite Person noch mal ein Auge darauf geworfen hat – egal ob Text oder Video. Das heißt nicht: einmal drüberlesen und drei Kommas korrigieren. Das heißt: Fakten doppelt checken, Strukturprobleme finden, Struktur noch mal ändern, Floskeln streichen, stärkeren Einstieg finden, radikal kürzen, wenn nötig.

 

5. Formatentwicklung

Wie unterscheiden sich Onlinemedien voneinander? Wie schaffen sie es, User an sich zu binden? Wie machen sie sich unabhängig vom schnellen Klick? Die Antwort ist fast immer: mit starken Formaten – egal ob in Textform, als Podcast, als Instagram-Account, als Social Video oder als Youtube- Format. Beispiele für neue, erfolgreiche Formate: die News-WG des BR auf Instagram oder das Youtube-Format „Auf Klo“, produziert von Funk.

 

6. Keine Angst vor Zahlen

Journalisten und Journalistinnen kokettieren gerne damit, kein Mathe zu können. Ein bisschen Spaß an Zahlen hilft aber, um die User zu verstehen. Tools zur Analyse, sei es ein redaktionseigenes oder Google Analytics, zeigen so viel mehr: Wie viel Prozent des Textes die Leser und Leserinnen lesen. An welchen Stellen sie aussteigen. Ob sie auf den nächsten Text klicken. Woher sie kommen. Wohin sie wollen. Welche Überschriften funktionieren. Wie der Teaser auf Facebook performt. Wie viele Slides einer Insta- Story funktionieren. Ob sich bezahlte Ads lohnen. Ob der Trailer im Video ein Rausschmeißer ist.

 

Die weiteren Basics für Onliner von Anne-Kathrin Gerstlauer, Journalistin und Beraterin für Onlinejournalismus und Kommunikation, lesen Sie im neuen "Jahrbuch für Journalisten", welches eben erschienen ist.

 

Das Jahrbuch fasst zusammen, was den Journalismus im vergangenen Jahr prägte und was auch 2020 noch diskutiert werden wird. Weitere Beiträge in diesem Buch beschäftigen sich mit dem „Spiegel“-Skandal. Mit Juan Moreno hat bekanntlich ein Journalist fast im Alleingang für die nötige Selbstreinigung gesorgt. „Ich würde mein letztes Jahr niemandem wünschen“, sagt der Aufdecker im Jahrbuch. Beim Interview wirkte Moreno ziemlich müde, hustete häufig und trug selbst im Büro einen Schal. Auf die Frage, wie ein Zeichner ihn porträtieren sollte, sagte Moreno: „Zeichnet mich als einen derzeit extrem, extrem müden Don Quijote.“

 

Einige exemplarische Beiträge aus dem neuen Journalisten-Jahrbuch:

„Parteiischer Journalismus ist kein Journalismus“, sagt Alexander Kissler. Der Ressortleiter Salon beim Magazin „Cicero“ ist überzeugt, „wo Parteien nicht mehr kritisch befragt werden, schwindet der Sinn für demokratischen Streit“.

 

In den Chefetagen großer Medien sitzen vor allem Männer aus gutem Hause. Dies schade dem Journalismus, ist Michael Hartmann überzeugt. Der Elitenforscher folgert daraus Handlungsbedarf bei der Ausbildung des Nachwuchses.

 

„Welche Rolle spielt die Herkunft eines Täters?“, fragt Ines Pohl. Die Chefredakteurin der Deutschen Welle erklärt, warum es wichtig sei, „die Wahrheit vollständig darzustellen“.

 

„Anglo-amerikanisch“, „Wildwestmethoden“ – wo wir noch reden wie die Nazis — wo nicht und wo Journalisten vorsichtig sein müssen, erklärt Matthias Heine.