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Rabbi Marvin Hier zum Ende von "Der Landser": "Das ist ein großer Sieg"

Es ist eine große Geste, die die Hamburger Bauer Media Group am höchsten jüdischen Feiertag zeigt. Heute begehen Juden in der ganzen Welt Jom Kippur, den Versöhnungstag.

Hamburg - Und der deutsche Medienkonzern verkündet, dass die kriegsverherrlichende Heftreihe "Der Landser" eingestellt wird. "Das ist ein großer Sieg", sagt Rabbi Marvin Hier, Gründer und Vorstand vom Simon Wiesenthal Center, im Gespräch mit Newsroom.de.

In einer Stellungnahme hatte die Bauer Media Group am Freitagnachmittag erklärt, dass die Geschäftsleitung entschieden habe, die Reihe mit Soldatengeschichten aus dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr fortzuführen.

 

Rabbi Marvin Hier: "Das ist ein großer Sieg".

 

Für ein Gutachten hatte der Verlag den Juristen Otmar Kury, der eine wirtschaftsstrafrechtliche ausgerichtete Kanzlei in Hamburg führt und als Präsident der Hanseatischen Rechtsanwaltskammer amtiert, verpflichtet. Der sei laut Bauer zu dem Ergebnis gekommen, dass in den Heften der Nationalsozialismus weder verherrlicht noch verharmlost werde.

Die Geschäftsführung um Verlegerin Yvonne Bauer habe die Prüfung jedoch zum Anlass genommen, das bislang wöchentlich erscheinende Heft unter dem Aspekt der "Portfolio-Strategie" zu bewerten. Der Schluss ist eindeutig, zu einem gerade im angelsächsischen Raum prosperierenden Medienkonzern passt diese Reihe nicht mehr.

Rabbi Marvin Hier, Gründer und Vorstand vom Simon Wiesenthal Center, freut sich: "Gerade weil wir in einer Zeit leben, in denen Antisemitismus ein beispielloses Niveau in vielen Teilen Europas erreicht, ist die Entscheidung von der Bauer Media Group die richtige Entscheidung."

Rabbi Marvin Hier widerspricht aber Bauer im wichtigsten Punkt. Zu Newsroom.de sagt er: "Wir gehen davon aus, dass die deutschen Behörden reagiert hätten, wenn Bauer nicht selbst die Entscheidung getroffen hätte, das Erscheinen des Magazins sofort einzustellen." Die deutsche Bundesregierung habe die Eingabe des Simon-Wiesenthal-Zentrums sehr ernst genommen.

In "Der Landser" sei die Wahrheit verzerrt dargestellt worden, "sie haben eine Linie überschritten und behauptet, dass die Waffen-SS und die Totenkopf-Einheiten nur einfache Soldaten im Krieg gewesen sind".

Das Simon-Wiesenthal-Center warf der Bauer Media Group erstmals Ende Juli die Verherrlichung des Nationalsozialismus vor. In einer eigens angefertigten Studie, die der deutsche Journalist und Historiker Dr. Stefan Klemp erstellt hatte, kam das Simon Wiesenthal Center zu dem Schluss, dass "Der Landser", der im Bauer-Verlag Pabel-Moewig erscheint, Paragraph 86 des Strafgesetzbuches verletzt, der unter anderem auch die Verherrlichung des Nationalsozialismus verbietet.

Mit dem Ende von "Der Landser" befreit sich die international stark auf Expansion setzende Bauer Media Group mit einem Schlag von enormem Ballast, unter dem vor allem die Niederlassungen in den USA, in Australien und in Großbritannien gelitten haben.

Bülend Ürük