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Schließung "Mainzer Rhein-Zeitung": Oberbürgermeister "befremdet" über Umgang mit Mitarbeitern

Einen offenen Brief an Walterpeter Twer, Verleger der "Rhein-Zeitung", hat Michael Ebeling, Oberbürgermeister der Stadt Mainz, verfasst.

Mainz - Dabei geht Ebeling auf die überraschende Ankündigung der "Mainzer Rhein-Zeitung" ein. Wir dokumentieren das Schreiben von Ebeling an Twer im Original.

Sehr geehrter Herr Twer,

gestern am frühen Abend erreichte mich unter anderem über Twitter die Nachricht Ihres Chefredakteurs Christian Lindner, dass die Mainzer Ausgabe der Rhein-Zeitung nach über fünfundzwanzig Jahren praktisch über Nacht eingestellt werden soll - und dass den sechzehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Redaktion und Sekretariat, von denen viele über all die Jahre einen guten Job gemacht haben, zum Jahresende gekündigt wird.

Noch im April diesen Jahres hatte Christian Lindner im Zusammenhang mit Umstrukturierungen und Einsparungen gegenüber der Zeitschrift „journalist“ geäußert: „Wir machen aus der sehr großen Redaktion in Mainz eine große Redaktion. Sie wird auch dann noch die größte Lokalredaktion der RZ sein.“

Unabhängig von möglicherweise nachvollziehbaren wirtschaftlichen Gründen halte ich daher - offen gesagt - die Art und Weise, in der die aktuelle Entscheidung gefällt und der Öffentlichkeit übermittelt wurde, für befremdend.

Die Landeshauptstadt verdankt der Mainzer Rhein-Zeitung einen wertvollen Beitrag zur Meinungsvielfalt und Meinungsbildung. Über 25 Jahre hinweg brachte die Redaktion „Farbe in die Mainzer Medienlandschaft“, wie es in ihrer Jubiläumsausgabe vom 11. Oktober 2007 hieß. Sie ist ein Stück Mainz geworden, und das ist vor allem der professionellen Arbeit der hiesigen Lokalredaktion zu verdanken.

Sehr geehrter Herr Twer, es bleibt zunächst die Hoffnung, dass Ihr Haus die betroffenen Kolleginnen und Kollegen intensiv bei der Arbeitsplatzsuche unterstützt.

Vielleicht gibt es aber auch noch andere Optionen. So könnte ich mir beispielsweise vorstellen, dass die Rhein-Zeitung - vergleichbar mit den Strukturen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung - mittels einiger Korrespondenten in Mainz präsent bleibt und weiterhin über die sicher auch im Hunsrück oder in Koblenz interessanten Ereignisse aus der Landeshauptstadt berichtet.

Gerne stehe ich Ihnen oder auch der Chefredaktion für ein vertiefendes Gespräch zur Verfügung. Wegen der großen Bedeutung der Entwicklung für den Medienstandort Mainz erlaube ich mir, mein Schreiben der Öffentlichkeit und Ihrer Lokalredaktion zur Kenntnis zu geben.

Mit freundlichen Grüßen


Michael Ebling 

Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Mainz