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Theodor-Wolff-Preisträgerin Kiyak: „Cicero“ folgt „rechten Gedankenweisen“ - Vize-Chefredakteur Marguier wehrt sich

Schwere Geschütze fährt die Publizistin Mely Kiyak gegen das Debattenmagazin „Cicero“ auf; die Theodor-Wolff-Preisträgerin wirft dem Ringier-Blatt vor, rechte Gedankenweisen zu übernehmen. Der stellvertretende Chefredakteur Marguier wehrt sich. Von Bülend Ürük.

Berlin - Eigentlich wollte „Cicero“-Redakteurin Petra Sorge bei der Mekolab-Podiumsdiskussion nur wissen, warum ihre Redaktion so überhaupt keine Bewerbung von Journalisten mit Migrationshintergrund bekommt; selbst für Praktika würden sich keine junge Kollegen mit Migrationshintergrund bewerben.

Ob es denn sein könne, dass viele Migranten am deutschen Bildungsystem scheitern und so bereits den ersten Schritt in die Medien nicht schaffen? Eine Steilvorlage für die wortmächtige Publizistin Mely Kiyak.

Der Journalistennachwuchs mit Migrationshintergrund „geht gerne zu Blättern, wo ein bisschen mehr Bildung ist, anders kann ich mir Ihren Titel, den aktuellen, nicht erklären, ob der Islam böse ist oder nicht. Wer hat denn da Lust, zu Ihnen in die Redaktion zu kommen?“, sagte Kiyak unter Applaus des Publikums.

Für die streitbare Journalistin Kiyak ist „Cicero, wie man weiß“, ein „sehr konservatives Blatt, dass immer mehr so rechte Gedankenweisen übernimmt. Im aktuellen Titel ist eine verschleierte Eule drauf und in einer ganz gruseligen Typo Ist der Islam böse. Und, ja da kann ich mir gut vorstellen, dass da wenige Volontäre mit Migrationshintergrund Mäppchen einreichen beim Cicero“, sagte sie beim Mekolab in Berlin.

Nachgefragt beim „Cicero“: Wie rechts ist das Monatsmagazin?

Alexander Marguier, stellvertretender Chefredakteur vom „Cicero“, wehrt sich gegen die Vorwürfe von Kiyak: „Um zu erkennen, dass Cicero vielmehr ein vom liberalen Geist getragenes Magazin ist, dass sich schlicht und ergreifend der Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt verpflichtet fühlt, genügt eigentlich schon ein Blick ins Heft", erklärt er.

„Natürlich steht es jedem frei, Kritik an Cicero zu üben. Aber es wäre eben auch gut, wenn diese Kritik mit Fakten unterfüttert werden könnte“, so Alexander Marguier. Der erfahrene Journalist, früher Ressortleiter bei der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, betont gegenüber NEWSROOM, dass Chefredakteur Christoph Schwennicke und er „ganz sicher nicht für rechtskonservative Tendenzen stehen.“

„Also: Worin genau soll sich die angeblich rechtskonservative Haltung von Cicero zeigen? Doch wohl ganz sicher nicht darin, dass Frau Sorge sich ausdrücklich darum bemüht, für die Redaktion von Cicero Online Praktikanten mit Migrationshintergrund zu gewinnen“, zeigt sich Marguier enttäuscht über Kiyaks Einordnung.

„Cicero“, im Frühjahr 2004 von Wolfram Weimer als „Magazin für politische Kultur“ gegründet, erscheint in einer verkauften Auflage von 83.515 Exemplaren (IVW 2/2014) bei Ringier Publishing Deutschland. Sitz der Redaktion ist Berlin.

Bülend Ürük