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Wegen Disney: Bundeskunsthalle in Bonn wird erneut für Ausstellung kritisiert

Linke hält Intendanten einseitige Werbung für Walt Disney vor.

Bonn/Berlin - Neue Debatte um die Bundeskunsthalle Bonn: Nach der umstrittenen Anselm-Kiefer-Ausstellung steht das renommierte Ausstellungshaus wegen einer weiteren Schau in der Kritik.

Die Linke wirft dem Intendanten Robert Fleck vor, in einer neuen Ausstellung über die Pixar Animation Studios (Walt Disney) einseitig Werbung für das US-Filmunternehmen zu machen. "Man kann ein Haus wie die Bundeskunsthalle nicht dem Konzern Walt Disney exklusiv zur Verfügung stellen", sagte die kulturpolitische Sprecherin der Linke-Fraktion im Bundestag, Luc Jochimsen, im dapd-Interview.

Unter dem Titel "Pixar - 25 Years of Animation" präsentiert die Bundeskunsthalle seit Freitag (6. Juli) mehr als 500 handgefertigte Skizzen, Zeichnungen und Grafiken, die im Schaffensprozess der Animationsfilme ("Findet Nemo", "Toy Story") in den kalifornischen Studios entstanden sind.

Die Filmemacher von Pixar, die seit 2006 zu Walt Disney gehören, seien zwar die Vorreiter computeranimierter Spielfilme, sagte Jochimsen am Freitag. "Aber wenn wir von Animationskunst sprechen, reden wir über mehr als Disney." Auch anderen und kleineren Produzenten müsse Platz eingeräumt werden. "Das macht es interessant für den Zuschauer."

Fleck hatte die Ausstellung am Donnerstag vor Journalisten verteidigt. "Es ist eine künstlerische Ausstellung und nicht eine kommerzielle Veranstaltung", sagte er. Es sei eine Aufgabe der Bundeskunsthalle, "populäre Bilderwelten" zu zeigen. Die Pixar-Studios hätten ein "neues Zeitalter der Bildkünste eröffnet".

Rückendeckung erhielt Fleck vom Deutschen Kulturrat. "Es ist nicht allein verwerflich, wenn man sich auf ein Unternehmen konzentriert", sagte Geschäftsführer Olaf Zimmermann in Berlin. Bei anderen Ausstellungen würden häufig auch nur die Werke eines einzelnen Künstlers gezeigt. Zimmermann unterstrich, dass die Pixar-Schau unter anderem auch schon im prominenten Museum of Modern Art in New York zu sehen war.

"Was ist die Leistung des Intendanten?"

Linke-Kulturexpertin Jochimsen spricht nach der kritisierten Anselm-Kiefer-Ausstellung, in der aktuell allein Arbeiten aus dem Privatbesitz des Sammlers Hans Grothe präsentiert werden, von einer "Duplizität der Fälle". "Ein prominenter Platz wird von Geldern des Steuerzahlers hoch bezahlt und dort tummeln sich dann Privatinteressen unterschiedlicher Schattierung", sagte sie. "Ich frage mich: Was ist die Leistung des Intendanten?"

Wenige Tage nach der Eröffnung der Kiefer-Ausstellung hatte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) mitteilen lassen, dass der Vertrag von Fleck nicht über 2013 hinaus verlängert werde, sondern auslaufe. Jochimsen forderte einen Neuanfang. Der Bund müsse über ein Controlling nachdenken, wodurch die Ausstellungen in der Bundesinstitution mehr hinterfragt werden sollten.

Fabian Wahl