Politik
Newsroom

Zeitungen: Arbeitgeber kündigen Manteltarifvertrag - Gewerkschaften nicht überrascht

Nur einen Tag nach dem großen Interview mit Newsroom.de hat Verhandlungsführer Georg Wallraf im Namen des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) den Manteltarifvertrag für Redakteure an Tageszeitungen zum 31. Dezember 2013 gekündigt. Die Journalistengewerkschaften haben bereits reagiert.

 

Berlin - Jetzt fordert der BDZV die Gewerkschaftsseite auf, zügig die Verhandlungen aufzunehmen.

Oberstes Ziel von Verlegern und Journalistengewerkschaften müsse es sein, den Flächentarifvertrag zu erhalten, erklärte BDZV-Verhandlungsführer Georg Wallraf.

Dies sei nur möglich, wenn sich der strukturelle Wandel sowie die veränderten ökonomischen Rahmenbedingungen in der Zeitungsindustrie tatsächlich in den Tarifverträgen widerspiegele. "Wir wollen mit den Journalistengewerkschaften gemeinsam ein Tarifwerk entwickeln, das in die Zukunft weist", so Wallraf.

Dabei sollten Besitzstände durchaus berücksichtigt werden.

Es geht nicht um Abbau, sondern um einen Umbau und eine Anpassung an die Regeln in einem veränderten Medienmarkt, in dem immer mehr Player um die Aufmerksamkeit von Lesern und Nutzern sowie von Werbekunden kämpften: "Wir leben und arbeiten in neuen Zeiten, deshalb müssen wir auch in der Tarifpolitik neue Wege gehen", erklärte Verhandlungsführer Wallraf.

Der Deutsche Journalisten-Verband hat das Bekenntnis der Zeitungsverleger zum Flächentarifvertrag begrüßt. Das sei die wichtigste Voraussetzung für konstruktive Tarifverhandlungen, sagte DJV-Verhandlungsführer Kajo Döring.

Die von den Verlegern in dem Zusammenhang erwähnte Kündigung des Manteltarifvertrags für die Redakteurinnen und Redakteure an Tageszeitungen komme nicht unerwartet, so der DJV-Verhandlungsführer: „Auch wir sind an einer Modernisierung der Tarifverträge interessiert.“ Beispielsweise sei es mit der heutigen Arbeitswirklichkeit in den Redaktionen nicht mehr vereinbar, dass Gehälter und Arbeitsbedingungen der Print-Redakteure in Tarifverträgen geregelt seien, die Kollegen der Online-Redaktionen im gleichen Verlag jedoch tariflos arbeiteten.

„Für die Tarifverhandlungen mit den Zeitungsverlegern lautet unsere Maxime: Umbau ja, Abbau nein“, sagte Döhring. Wenn dies die Verleger genauso sähen, sei der Weg zu konstruktiven Verhandlungen offen.

Der stellvertretende Vorsitzende der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di), Frank Werneke, erklärte: „Mit diesem Schritt, der leider erwartbar war, eskaliert die Tarifauseinandersetzung für die Tageszeitungsredaktionen. Die Kolleginnen und Kollegen haben in den vergangenen Jahren Reallohnverluste und mehrfach Verschlechterungen ihrer Arbeits- und Einkommensbedingungen hinnehmen müssen. Diese Beiträge der Beschäftigten werden von den Verlegern nicht gewürdigt, der Druck in den Redaktionen steigt immer weiter. Und nun sollen den Kolleginnen und Kollegen weitere Tarifverschlechterungen zugemutet werden“.

Werneke: „Der BDZV versucht mit blumigen Worten zum Umbau und zur Modernisierung des Flächentarifvertrages zu ummänteln, dass erneut eine Verschlechterung von Arbeitsbedingungen und Einkommen gefordert wird.“

Bereits 2011 hätten die Redakteurinnen und Redakteure gemeinsam mit den Freien in einem erfolgreichen Arbeitskampf unter Beweis gestellt, dass sie sich wirksam gegen die Angriffe ihrer Verleger zur Wehr setzen können: „ver.di dokumentiert täglich in Tarifrunden mit ähnlich gelagerten Arbeitgeberforderungen, dass wir kampagnenfähig und stark sind. Diese Kompetenz werden wir auch in die jetzt beginnende Tarifrunde für Zeitungsredaktionen einbringen“, kündigte Werneke an.

Die Deutsche Journalisten-Union fordere eine angemessen Gehalts- und Honorarerhöhung: „Dazu haben wir eine Forderung nach 5,5 Prozent mehr Geld für fest Angestellte und Freie gleichermaßen aufgestellt“, unterstrich Werneke.

Der bereits durch den BDZV-Verhandlungsführer geforderten weiteren Streichung von Urlaubstagen und der Kürzung von Urlaubsgeld sowie der tariflichen Jahresleistungen erteilte Werneke eine Absage.