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Gespaltenes Echo auf ZDF-Moderator Steffen Seibert als künftiger Regierungssprecher

Während sich Vertreter der Bundesregierung auf den Nachfolger des scheidenden Ulrich Wilhelm freuen, kritisierten Opposition und Verbände die Personalie.

Berlin (ddp). Der Wechsel des ZDF-Nachrichtenmoderators Steffen Seibert auf den Posten des Regierungssprechers hat ein gespaltenes Echo ausgelöst. Während sich Vertreter der Bundesregierung auf den Nachfolger des scheidenden Ulrich Wilhelm freuen, kritisierten Opposition und Verbände die Personalie. Auch die Diskussion um die Staatsferne im öffentlich-rechtlichen Rundfunk erhält durch Seiberts Seitenwechsel neuen Zündstoff.

Regierungssprecher Wilhelm zeigte sich am Montag von der Kompetenz seines Nachfolgers überzeugt. "Ich halte das für eine sehr glückliche Wahl", sagte er in Berlin. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) freue sich über Seiberts Zusage. Sie werde dem Journalisten sicher Zugang zu allen wichtigen Terminen gewähren, wie sie es auch bei ihm getan habe, sagte Wilhelm. Merkel kenne Seibert schon seit vielen Jahren. "Ich glaube, dass sie ihn für die geeignetste Persönlichkeit gehalten hat", sagte Wilhelm.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) zeigte sich überzeugt, dass der neue Regierungssprecher seine Arbeit "sehr gut" machen werde. Wilhelm hinterlasse "sehr sehr große Fußstapfen", sagte der Vizekanzler. Er sei aber "absolut davon überzeugt, dass Herr Seibert diese Fußstapfen ausfüllen wird". Der Entscheidungsprozess für Seibert sei "sehr kollegial gehandhabt" worden, sagte Westerwelle. Dabei habe er der Kanzlerin "zugeraten".

Nach kritischen Stimmen aus den Reihen der Opposition vom Wochenende sprach die medienpolitische Sprecherin der Grünen, Tabea Rößner, am Montag von einem "faden Nachgeschmack", der "das Bild eines staatsfernen öffentlich-rechtlichen Rundfunks ein weiteres Mal" beschädige.

"Als Moderator der Nachrichtensendung 'heute' und damit als Anchorman des ZDF hat Seibert Überparteilichkeit repräsentiert", sagte Rößner, die mit ihrer Fraktion nach der Demission des damaligen ZDF-Chefredakteurs Nikolaus Brender durch den ZDF-Verwaltungsrat den Staatsvertrag des Senders durch eine Normenkontrollklage vor dem Verfassungsgericht prüfen lassen will und dafür seit Wochen auf Stimmen aus den anderen Fraktionen hofft.

Mit Sarkasmus reagierten die bei ver.di organisierten ZDF-Mitarbeiter, die den Wechsel Seiberts "ganz ausdrücklich" begrüßten und eine Rückkehr nach Mainz nicht ausschlossen: "Ihr Vorgänger wurde zum Intendanten des Bayerischen Rundfunks gewählt. Wir freuen uns auf eine Rückkehr, Intendanten werden immer wieder gesucht."

Das ZDF hatte am Samstag mitgeteilt, dass Seibert den Mainzer Sender verlässt, um am 11. August in Berlin die Nachfolge von Wilhelm anzutreten. Der bisherige Sprecher geht den umgekehrten Weg und wechselt in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Im Februar 2011 tritt er sein neues Amt als Intendant des Bayerischen Rundfunks an.

Seibert moderierte im Zweiten die 19.00-Uhr-"heute"-Nachrichten und seit 2007 auch das "heute-journal". Sein Wechsel auf den Posten als Regierungssprecher sorgte - wie zuvor Wilhelms Wechsel zum Rundfunk - auch in verschiedenen Medien für Kritik. Die "taz" (Montagausgabe) schrieb, es könne kein "absurderes Signal für fehlende Staatsferne" geben.

Auch ZDF-Chefredakteur Peter Frey verhehlte seinen Unmut nicht, als er sagte, Seibert nehme "die bundesweite Bekanntheit, die er auf dem Schirm als Moderator von 'heute' und 'heute-journal' erworben hat, und die damit verbundene Kompetenz und Glaubwürdigkeit mit in seine neue Aufgabe".