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"German World" - Stars und Steckrüben im Hochglanz-Magazin

Was treibt Daniel Brühl in Hollywood? Wie kocht man einen Steckrübeneintopf? News, Geschichten und Tipps rund um die deutsche Kultur will "German World" den Lesern in den USA schmackhaft machen.

Los Angeles (dpa) - Heidi Klum, Sandra Bullock, Wim Wenders, Christoph Waltz aber auch Fußball-Fans und deutsche Schlösser haben es schon auf das Titelblatt von "German World" geschafft. Für das Cover der laufenden Sommerausgabe des Hochglanzmagazins fiel die Wahl auf den Schauspieler Daniel Brühl. Dazu die zweisprachige Bildunterschrift: "Catnip for Hollywood/Hollywoods deutsche Lieblingsbesetzung".

Dirndl und Lederhosen haben es bei "German World" schwer. "Ich möchte weg von diesen ganzen Klischees, es ist nicht alles bayrisch in Deutschland", betont die Gründerin und Herausgeberin Petra Schürmann. "Ich will dafür sorgen, dass ein breiteres Spektrum von deutscher Kultur hier in den USA bekannt wird".

Dafür legt sich die resolute Bielefelderin seit über 15 Jahren in ihrer kalifornischen Wahlheimat ins Zeug. Ihre Wohnung, die zugleich als Büro dient, liegt in East-Hollywood, "nahe der Paramount Studios, wo Marlene Dietrich lange unter Vertrag stand", erklärt die 51-Jährige. 1996 zog die gelernte Übersetzerin zu einem Freund nach Los Angeles, die Beziehung platzte, doch sie blieb.

Aus einem anfangs zwölfseitigen Newsletter in 1000facher Auflage wurde 2002 ein Farbdruck-Magazin. Inzwischen ist "German World" über 50 Seiten stark, es erscheint vierteljährlich, von jeder Ausgabe werden 15 000 Exemplare gedruckt. 5000 Deutsche und Amerikaner haben die Zeitschrift zum Jahrespreis von knapp 13 Dollar fest abonniert, rund 50 000 Leser hat das zweisprachige Blatt, schätzt Schürmann. Es liegt an Konsulaten, Schulen, in deutschen Geschäften und in Restaurants aus. Allein bei der traditionellen Steubenparade in New York werden 5000 Hefte gratis verteilt.

Dazu kommen Online-Abonnenten, über 70 000 Webseitenbesucher und etwa 500 000 Klicks monatlich. Auf Facebook hat "German World" mehr als 11 000 Fans. Schürmann setzt auf griffige Suchworte, um Internetsurfer zur Webseite www.germanworldonline.com zu locken. "Am besten macht man Geschichten, in denen Angelina Jolie, Brad Pitt oder German Shepard (Deutscher Schäferhund) vorkommen, das bringt viele Zugriffe", witzelt die Verlegerin.

Auch Steckrüben- und Grünkohleintopf ziehen. "Liebe geht auch bei der Zeitung durch den Magen", sagt Schürmann. Eine frühere Ausgabe mit Hausmannskost-Rezepten sei ganz schnell vergriffen gewesen. Dazu liefert das Blatt Reisetipps, Nachrichtliches, Kommentare, Trends und Feature-Geschichten mit deutschem Bezug. So erfährt man etwa, dass Hollywood-Star Katherine Heigl eine deutsche Mutter hat. Die deutsche Schauspielerin Julia Biedermann spricht über ihr Leben in Kalifornien. 25 Jahre Mauerfall ist eine größere Story wert, ebenso der Tod von Winnetou-Darsteller Pierre Brice und die Heilmethoden von Sebastian Kneipp.

Das stemmt Schürmann mit einem bunt gemischten, weit verstreuten zehnköpfigen Team. Ihre Geschäftsführerin, eine iranisch-deutsche Jüdin, lebt in Los Angeles, andere Mitarbeiter in Beverly Hills, Texas und in Mainz.

"Es gibt viele schlaflose Nächte", gesteht Schürmann. "Wir müssen eine große Bandbreite abdecken. Unsere Leser sind zwischen 18 und 80 Jahre alt, da ist es schwer, einen gemeinsamen Nenner zu finden". Als Zielgruppe nennt sie vor allem Amerikaner mit Interesse an deutscher Sprache und Kultur und zweisprachige Familien.

Eine Goldgrube ist "German World" nicht, räumt die Herausgeberin ein. Sie habe treue Anzeigenkunden, darunter Fluggesellschaften, Firmen, Restaurants, aber auch hohe Kosten. "Wir brauchen 250 000 Dollar im Jahr, damit wir über die Runden kommen". In den USA würde man sie ständig anspornen, was für eine "tolle Idee" ihr Magazin sei. "In Deutschland hätte ich mich bestimmt nicht auf dieses schwierige Geschäft eingelassen", glaubt Schürmann.

"'German World' ist mein Kind", sagt die kinderlose, ledige Wahlkalifornierin. "50 Millionen Amerikaner haben deutsche Wurzeln, das motiviert mich, ihnen die Sprache ihrer Vorfahren näher zu bringen". Dabei gehen ihr nicht die Ideen aus. Neuerdings hat das Magazin auch sechs Lokalseiten, darunter Germany in San Francisco, Chicago und Washington. "Dadurch ist die Zahl der Anzeigen und der Abos nochmal hochgegangen", freut sich die Bielefelderin.

Von Barbara Munker, dpa