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„Hanauer Anzeiger“: Aus für Mantelredaktion

Der „Hanauer Anzeiger“ verliert seine Vollredaktion. Verleger Thomas Bauer will sich zukünftig nur noch auf das lokale Geschehen konzentrieren. Von Bülend Ürük.

Hanau - Deutschland verliert eine weitere publizistische Einheit. Und diesmal trifft es die älteste noch existierende deutsche Tageszeitung mit Vollredaktion.

Die erste Ausgabe vom „Hanauer Anzeiger“ erschien am 27 September 1725, zu dem Zeitpunkt noch als „Wochentliche Hanauer Frag- und Anzeigungs-Nachrichten“. Das Blatt befindet sich im Familienbesitz, die Führung liegt bei Verleger Thomas Bauer. Die verkaufte Auflage beträgt 14.910 Exemplare IVW, 3/2014).

Erst im Oktober 2014 war der „Hanauer Anzeiger“ in die Schlagzeilen geraten. Damals verließ Dieter Schreier, über 14 Jahre lang an der Spitze der Lokalzeitung, das Blatt. Als Chefredakteur fungiert heute Robert Göbel.

@buelend im Prinzip eine höhere Gewichtung der lokalen Themen. Die Mantelinhalte gleichen sich immer mehr. Die Entwicklung geht so weiter

— Markus Schwarz (mac) (@schwarztexte) 19. Januar 2015

Der Verlag, der auch eigene Anzeigenblätter herausgibt und an einem privaten Radiosender beteiligt ist, hat im Frühjahr 2010 seinen traditionsreichen Standort aufgegegeben und Druckereistandort und Verlag zusammengeführt.

Nach Informationen von Newsroom.de soll bereits im ersten Halbjahr 2015 der „Hanauer Anzeiger“ seine überörtlichen Seiten von einem befreundeten Verlag erhalten. Dabei handelt es sich um die „Offenbach Post“ von Verleger Dirk Ippen.

Gegenüber Newsroom.de bestätigte der Hanauer Zeitungsverlag, dass er derzeit mit der „Offenbach-Post“ über eine Mantellieferung verhandele. „Mit den so gegebenenfalls frei werdenden Ressourcen will der Hanauer Anzeiger seinen Lokalteil stärken und weiter ausbauen“, erklärte die Verlagsleitung.

Nach Informationen von Newsroom.de wird die Bande zur „Offenbach-Post“ sogar noch enger werden. Zukünftig soll der „Hanauer Anzeiger“ auch in der Druckerei der „Offenbach-Post“ hergestellt werden.

In Hessen ist auf dem Zeitungsmarkt derzeit unheimlich viel in Bewegung.

So ist die Mediengruppe Madsack („Hannoversche Allgemeine Zeitung, „Leipziger Volkszeitung“) aus der „Oberhessischen Presse“ ausgestiegen und hat ihre Mehrheitsbeteiligung an dem Blatt an die Marburger Verlegerfamilie Wolfram und Luise Hitzeroth veräußert. Am Montag hat die Ippen-Gruppe über ihre Medien Beteiligungsgesellschaft (MBG) Bad Hersfeld die „Waldeckische Landeszeitung“ (Auflage 16 400) in Korbach und die „Frankenberger Zeitung“ (Auflage 5300) von Madsack komplett übernommen.

Die MBG mit ihrem Geschäftsführer Daniel Schöningh hält bereits Beteiligungen an einer ganzen Reihe von Medienbetrieben in Nord- und Osthessen, unter anderem an der „Werra-Rundschau“ in Eschwege und an der "Hersfelder Zeitung" sowie an mehreren Anzeigenblättern.

Daniel Schöning ist ein Neffe des Zeitungsverlegers Dirk Ippen, der in Hessen die "Hessische/Niedersächsische Allgemeine" (HNA) und die "Offenbach-Post" verlegt. Die "HNA" wiederum konkurriert bisher mit eigenen Lokalausgaben mit der "Waldeckische Landeszeitung" und der "Frankenberger Zeitung". In Korbach und in Frankenberg unterhält die HNA Lokalredaktionen und Geschäftsstellen. „Unabhängig davon, ob dieser Wettbewerb bestehen bleibt: Ganz Nordhessen ist jetzt zeitungstechnisch Ippen-Land“, betont Manfred Moos von Verdi Hessen.

Bülend Ürük