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Nürnberger Medienlandschaft: Die Hoffnung stirbt zuletzt

Während die Nürnberger "Abendzeitung" am Samstag zum letzten Mal erschien, rücken die "Nürnberger Zeitung" und die "Nürnberger Nachrichten" ab Montag noch enger zusammen. Dann erscheint zum ersten Mal "Mein Nürnberg".

Nürnberg - Das hat Raimund Kirch, Chefredakteur von "Nürnberger Zeitung", im Gespräch mit NEWSROOM bestätigt. Federführend bei "Mehr Nürnberg" wird die Redaktion der "Nürnberger Nachrichten" sein. "Mehr Nürnberg" wird ab Montag als lokales Buch und auf sechs Seiten erscheinen, "NZ Plus" und "NN Extra" gehen in "Mehr Nürnberg" auf. Laut Kirch fällt das Erscheinen der neuen, gemeinsamen Seiten (übrigens zwei Seiten mehr als die Sonderbeilagen bislang eigenständig hatten) in den Nürnberger Blättern nur zufällig auf den ersten Tag in Nürnberg ohne "Abendzeitung".

"Das am Montag 'Mehr Nürnberg' zum ersten Mal erscheint, hat nichts mit der Einstellung der Abendzeitung Nürnberg zu tun", betont Chefredakteur Raimund Kirch. Mit "Mehr Nürnberg" rücken die beiden Blätter vom Verleger Bruno Schnell noch enger zusammen. NEWSROOM berichtete exklusiv, dass bei der "Nürnberger Zeitung" bis zu ein Fünftel der Redakteursstellen abgebaut werden sollen. Eine personelle Folge hat das geforderte Sparen im Verlag Nürnberger Presse bereits - ein Volontär wurde vor kurzem nicht übernommen, er wird Online-Redakteur beim "Fränkischen Tag".

Mit einer bunten, lebendigen Ausgabe hat sich die "Abendzeitung" an diesem Wochenende verabschiedet. Nach 93 Jahren hat sie ihr Erscheinen eingestellt. 35 Mitarbeiter sind betroffen, zuletzt hatte das Blatt eine Auflage von rund 14.000 Exemplaren. Zum Vergleich: die Auflage der Bild Nürnberg beträgt rund 60.000 Exemplare, die IVW hat für die "Nürnberger Nachrichten" und die "Nürnberger Zeitung" für das zweite Quartal 2012 eine verkaufte Gesamtauflage von 266.325 Exemplaren gezählt. Zahlen der "NN" und "NZ" werden zwar nicht getrennt ausgewiesen, die "NZ" hat aber nach NEWSROOM-Informationen eine Auflage von rund 28.000 Exemplaren.

Derweil treffen sich am Montag um 10 Uhr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der "Abendzeitung" zur Personalversammlung. Vor Ort werden auch Vertreter der Arbeitsagentur und der Gewerkschaften sein, die berichten werden, welche Unterstützung sie ihnen bieten können.

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Ganz die Hoffnung aufgegeben haben die Redakteure aber die Idee einer links-liberalen, weltoffenen, lokalen Boulevardzeitung aber nicht. Dieser Glaube nährt sich aus dem kolportierten Wissen, dass das Gespräch mit einem bayrisch-westfälischen Investor aus der Medienbranche nur an dem langfristig vergebenen Druckereivertrag gescheitert sei. Bis 2015 hätte die „Abendzeitung Nürnberg“ in der Druckerei der Süddeutschen Zeitung produziert werden müssen. Diesen Vertrag hätte Telefonbuchverleger Gunther Oschmann, der mit seinem Ausflug in den Tageszeitungsjournalismus mit der Einstellung der „Abendzeitung Nürnberg“ eine herbe Niederlage erleidet, an einen neuen Eigner weiterreichen müssen. Den wollte der potente Investor, der über erfolgreiche Boulevard-Erfahrung verfügt, aber nicht erfüllen.

Nachtrag - auch im Internet ist die "Abendzeitung Nürnberg" verschwunden. Wer www.abendzeitung-nuernberg.de eingibt, landet bei den Kollegen in München, die von den Entwicklungen in Nürnberg nicht betroffen sind.


Bülend Ürük

Ihre Meinung zur Entwicklung in Nürnberg und auch über Entwicklungen in Ihrem Haus - gerne auch vertraulich - bitte per Email an chefredaktion@newsroom.de.

Korrektur: In einer ersten Version haben wir geschrieben, dass der lokale Sonderteil "Mein Nürnberg" heißt. Dies ist nicht korrekt. Die gemeinsame Lokalbeilage von "Nürnberger Zeitung" und "Nürnberger Nachrichten" heißt "Mehr Nürnberg". B.Ü.