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Verlage kämpfen um Leser von morgen

Der "Spiegel" bringt einen Ableger für seine jüngsten Leser heraus, und die Gruner+Jahr-Zeitschrift "GEO" erweitert die "GEOlino"-Familie.

Hamburg (dpa) - An den Kiosken in Deutschland finden sich in dieser Woche gleich zwei neue Zeitschriften aus renommierten Hamburger Verlagen, die sich speziell an die Zielgruppe Kinder richten. Der "Spiegel" bringt einen Ableger für seine jüngsten Leser heraus, und die Gruner+Jahr-Zeitschrift "GEO" erweitert die "GEOlino"-Familie.

Das Magazin "Dein Spiegel - Die Welt verstehen" sei zunächst als einmalige Ausgabe für Mädchen und Jungen zwischen neun und zwölf Jahren geplant, teilte der Spiegel-Verlag in Hamburg mit. Es erscheint in einer Auflage von 150 000 Exemplaren und kostet 3,40 Euro. Das neue "GEOmini" richtet sich dagegen an Erstleser ab fünf Jahren, also im Vorschulalter, und kommt mit einer Startauflage von 90 000 Exemplaren und zu einem Preis von 2,90 Euro an die Kioske. Eine weitere Ausgabe sei im Dezember vorgesehen.

Beim "Spiegel" hat sich schon seit zwei Jahren ein Team mit dem Projekt beschäftigt. "Am Anfang stand der fast private Wunsch einiger Redakteure mit Kindern, die Inhalte des "Spiegel" auch jüngeren Lesern zugänglich zu machen", berichtet Martin Doerry, stellvertretender Chefredakteur des "Spiegel". Ob aus der zunächst einmaligen Ausgabe ein regelmäßiges Produkt werden kann, ist für die "Spiegel"-Leute offen. "Darüber würden wir uns freuen, aber das wird abhängen von der Resonanz der Kinder und Eltern", sagt Doerry. Sowie natürlich von der Wirtschaftlichkeit.

Mit dem Kindermagazin attackiert der "Spiegel" den Marktführer "GEOlino", der monatlich 240 000 Hefte verkauft und damit sogar "Micky Maus" überholt hat. Inhaltlich hebt sich der Kinder-"Spiegel" trotz einiger Überschneidungen deutlich ab von dem Magazin aus dem Verlag Gruner+Jahr. Er setzt stärker auf Themen aus Wirtschaft und Politik, berichtet auf dem Titel über den Wahlkampf und enthält ein von Kindern geführtes Interview mit SPD-Spitzenkandidat Frank-Walter Steinmeier. Aber es fehlen auch nicht Geschichten über Albatrosse und Pferdedressur, wie sie oft in "GEOlino" stehen. "Ich kann ausschließen, dass wir uns "GEOlino" als Vorbild genommen haben", sagt Doerry. "Was vielleicht ähnlich ist: Wir nehmen die jungen Leser ernst und wollen seriöse, gute Informationen für die Altersgruppe aufbereiten."

"GEOlino" selbst nimmt dagegen schon jüngere Leser ins Visier, die kleinen Brüder und Schwestern der eigenen Leserschaft. Mit "GEOmini" wendet sich der Verlag an Fünf- bis Siebenjährige. "Das Fenster zum Lesen muss bei Kindern früh aufgestoßen werden", sagt Peter-Matthias Gaede, Chefredakteur von "GEO" und Herausgeber von "GEOlino". Außerdem will die "GEO"-Gruppe ihre Marke möglichst früh in den Familien positionieren. Immer gehe es stark um Wissenszuwachs und Welterfahrung. Dies Konzept präge die Zeitschriften-Gruppe. Aus der "GEOlino"-Familie gebe es nun drei Bausteine: "GEOlino", "GEOlino Extra" und "GEOmini".

Das Segment der Kinderzeitschriften ist schwierig. Eine langfristige Leser-Blatt-Bindung kann oft nicht entstehen, weil die Kinder aus Titeln wie "Bussi Bär" oder "Benjamin Blümchen" wieder herauswachsen. Rund 200 Titel sind auf dem Markt, schätzen Experten. Davon erscheinen manche nur wenige Male und richten sich an eng begrenzte Zielgruppen, wenn sie sich an aktuellen Filmen oder Spielen für Kinder orientieren. Es gibt immer weniger Kinder, und viele lesen tendenziell auch weniger.

Andere Medien konkurrieren stark mit den Printprodukten: So gehören Computer und Fernsehen zu den liebsten Freizeitbeschäftigungen der 6- bis 13-Jährigen. Nach einer Erhebung im Auftrag des Berliner Egmont Ehapa Verlags schmökern 3,7 Millionen Kinder in Zeitschriften und Comics - 300 000 weniger als vor einem Jahr. Vor wenigen Wochen erst musste "Fix und Foxi" aufgeben, ein wiederbelebter Klassiker des Genres. Gaede schreckt das nicht: "Wir mögen das Kindersegment sehr gerne."