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Von Haushaltstipps zur "Work-Life-Balance" - die "freundin" wird 60

"Die "freundin" hat die Leserinnen auf dem Weg in die Emanzipation begleitet", sagt Chefredakteurin Ulrike Zeitlinger

München (dpa) - Kochtipps, Kosmetik oder "Kaffeesatz vertreibt Fischgeruch": Frauenzeitschriften sind seit Jahrzehnten Ratgeber, Modejournal und ein Fenster in die Welt der Schönen und Reichen. Und doch hat sich das Themenspektrum mit der Leserschaft auch gewandelt. 60 Jahre nachdem die älteste der drei großen Generalisten, "freundin" (1948), "Brigitte" (1954) und "Für Sie" (1957), in Druck gegangen ist, trifft sie heute auf selbstbewusstere und kritische Leserinnen. "Die "freundin" hat die Leserinnen auf dem Weg in die Emanzipation begleitet", sagt Chefredakteurin Ulrike Zeitlinger wenige Tage vor dem Jubiläumsfest des Burda-Blattes in München (4. September).

Der Beratungsbedarf sei zwar noch immer da, konzentriere sich aber auf andere Themen, da die Auswahl der Lebensmodelle für Frauen sich in den vergangenen Jahrzehnten erweitert hat. So geht es längst auch um Patchwork-Familien oder Arbeitsleben und die "Work-Life-Balance" der Frau. Waren Leserinnen in den 50er Jahren noch vorrangig mit Haushalt und Familie beschäftigt und offen für Themen wie "Hausarbeit für die schlanke Linie - Gymnastikübungen im Alltag" oder "Mein Mann dreht sich nach anderen Frauen um", so stünden sie heute emanzipiert im Leben. "Wir sind Fußballweltmeister und Kanzler, was will man mehr", beschreibt Zeitlinger das neue Selbstbewusstsein der Frauen.

Wie die unangefochtene Marktführerin "Brigitte" (Gruner + Jahr) mit Verkaufsauflage von mehr als 756 000 Exemplaren erscheinen auch die "freundin" (546 000) und "Für Sie" (Jahreszeitenverlag, 476 000) im Zweiwochenrhythmus und können sich weitgehend auf eine feste Stammleserschaft verlassen. "Von den drei Großen ist die "freundin" die Jüngste", sagt Zeitlinger mit Blick auf das Alter der Zielgruppe von Frauen ab 25 Jahren. Nachdem der Burda-Verlag im Jahr 2005 den Titel "Journal für die Frau" von der Axel Springer AG übernommen und mit der "freundin" verschmolzen hat, leitet Zeitlinger die Redaktion mit insgesamt rund 60 Festangestellten für Heft und Online-Auftritt.

Gedruckt wurde die damals noch unter dem Titel "Ihre Freundin" von der Neuen Verlagsgesellschaft herausgegebene Zeitschrift schon seit 1948 bei Burda, doch erst 1962 kaufte der Offenburger Verlag die "freundin" gemeinsam mit der "Film Revue" und legte beide zusammen. Zu den Stammthemen der Frauenblätter - Mode, Schönheit, Ratgeber, Liebe, Partnerschaft, Wohnen, Psychologie und Reisen - kamen Film, Stars und Arbeitsleben hinzu. Verleger Hubert Burda selbst verordnete dem Blatt Ende der 60er Jahre laut Redaktion eine Verjüngungskur: Unter dem Titel "freundin - Leben im jungen Stil" wandte sich die Zeitschrift auch an Mädchen ab dem 16 Lebensjahr. Laut "freundin" stellten 14- bis 29-Jährige in den Folgejahren 42 Prozent der Leser.

Nach den 70er Jahren machten zunehmend neue und spezialisierte Frauenzeitungen den Großen die Vorrangstellung schwer. Je nach Alter, Lifestyle- oder Fitness-Interessen entstanden Zeitschriften wie "Glamour", "Amica", "Maxi", "Petra", "InStyle", "Joy", "Madame", "Gala" oder "myself". Auch die deutschen Ausgaben internationaler Hochglanztitel wie "Cosmopolitan", "Elle" oder "Vogue" tummeln sich in den Auslagen für Frauenzeitschriften. Die "Brigitte" reagierte auf den wachsenden Wettbewerb mit eigenen Spezial-Ablegern wie "Brigitte Young Miss", "Brigitte Woman" oder "Brigitte Balance" und auch die "freundin" ist seit dem Jahr 2000 mit dem Ableger "Wellfit" am Markt.

Angst vor der Zukunft haben die Topseller der Frauenzeitschriften denn auch nicht. Längst sind sie mit einem umfangreichen Angebot auch im Internet aktiv und haben die Marke auch mit einem breiten Online- Angebot etabliert. Während sich "Brigitte"-Chefredakteur Andreas Lebert zum 50. Geburtstag des Blattes im Mai 2004 wünschte, "dass "Brigitte" sich selbst immer wieder zeitgemäß verändert, also auf der Höhe der Zeit bleibt" hofft auch "freundin"-Chefin Zeitlinger, "dass man ihrem Blatt im Jahr 2020 das Alter noch immer nicht ansieht".