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Zeitschriftenverband stemmt sich gegen Verbot von Zwei-Jahres-Abos

Werbeerlöse im Print gehen in Zeiten des digitalen Wandels zurück − das spüren auch die Zeitschriftenverleger. Aber auch Pläne im Bund zu verkürzten Abo-Laufzeiten beschäftigen die Branche, die sich am Montag in Berlin trifft.

Berlin (dpa) − Der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) hat Pläne im Bund kritisiert, die eine Verkürzung der Vertragslaufzeit von Zeitschriftenabonnements auf maximal ein Jahr vorsehen. „Die negativen Folgen würden die Verlage hart treffen, die Angebote einschränken oder einstellen müssten, und die Leser, für die diese Angebote nicht mehr verfügbar wären“, sagte VDZ-Präsident Rudolf Thiemann der Deutschen Presse-Agentur.

 

Er ergänzte, es gebe Zeitschriften, die nur zweijährige Laufzeiten anbieten und ohne diese nicht finanzierbar seien. „Zum zweiten gibt es Titel, die zwar unterschiedliche Laufzeiten anbieten, aber nur mit Hilfe der Erlöse aus zweijährigen Laufzeiten schwarze Zahlen schreiben können.»

 

Im März hatte das Bundesverbraucherschutzministerium Eckpunkte für einen stärkeren Schutz vor Kostenfallen vorgelegt. Ein Punkt davon ist, dass Laufzeiten zum Beispiel von Verträgen mit Strom- und Gasanbietern, Fitnessstudios sowie Zeitungs- und Zeitschriftenabonnements nicht länger als ein Jahr möglich sein sollen. Verbrauchern wird laut Eckpunktepapier so ermöglicht, sich schneller von Verträgen zu lösen, die für sie nicht mehr vorteilhaft sind.

 

Das Ministerium teilte auf Anfrage mit, dass der Referentenentwurf eines Gesetzes für faire Verbraucherverträge im August an die Ressorts verschickt worden sei. Derzeit gebe es innerhalb der Bundesregierung Gespräche dazu. Verbraucherschützer hatten die Gesetzespläne begrüßt.

 

Von einem Ministeriumssprecher hieß es, sobald über den Entwurf Einigkeit hergestellt sei, soll dieser an die Länder und Verbände für Stellungnahmen versandt werden. «Bis zu einer solcher Einigung können wir zu einzelnen inhaltlichen Fragen leider noch keine Stellung nehmen“, hieß es.

 

Vor Tagen hatte die SPD-Fraktion im Bundestag dem unionsgeführten Wirtschaftsministerium vorgeworfen, die Pläne aufzuhalten. Das Wirtschaftsressort nahm nicht konkret zu den Vorwürfen Stellung. Für das Ministerium sei der Verbraucherschutz ein wichtiges Anliegen, über die konkrete Umsetzung liefen derzeit die Abstimmungen, hieß es von dort.

 

VDZ-Präsident Thiemann bezeichnete den Vorstoß zu den Abo-Laufzeiten als unverhältnismäßig. Zur deren Bedeutung für viele Zeitschriftentitel sagte er auch, dass ein Abo-Stamm mit einer durchschnittlichen längeren Laufzeit den Häusern in vielen Fällen eine bessere Planbarkeit und den Redaktionen eine verlässlichere Arbeitsgrundlage gebe. In Zeiten „extrem volatiler Werbemärkte“ sei diese Stabilität zentral.

 

Der Verband appellierte an das Bundeskanzleramt, den Bundeswirtschaftsminister und die Kulturstaatsministerin, keinerlei weitere Beschränkungen von Vertragslaufzeiten und Telefonmarketings zuzulassen. Telefonwerbung ist auch ein Teil des Eckpunktepapiers.

 

Das Umsatzvolumen bei Publikumszeitschriften in Deutschland lag nach Verbandsangaben im vergangenen Jahr im Vertriebsmarkt bei rund vier Milliarden Euro. Davon entfielen rund 38 Prozent auf das Abonnementgeschäft. Bei den Fachzeitschriften (1,61 Milliarden Euro) lag der Abo-Anteil sogar bei rund 90 Prozent.

 

Jährlich müssen geschätzt etwa vier bis sechs Millionen neue Abonnements für gedruckte und digitale Publikationen gewonnen werden, um die Abonnenten-Zahlen stabil zu halten, wie es weiter hieß. Die jährliche Fluktuation schwanke je nach Pressesegment zwischen etwa 5 und 30 Prozent. Telefonmarketing sei unverzichtbar.

 

An diesem Montag (4. November) kommen die Zeitschriftenverleger zu einem Branchentreffen in Berlin zusammen. Neben Diskussionsrunden sind auch Reden von Grünen-Parteichefin Annalena Baerbock und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) geplant.

 

Abends ehrt der VDZ auf einer Gala Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble mit einem Ehrenpreis und die Organisation Reporter ohne Grenzen für ihren Einsatz für Pressefreiheit. Das Branchentreffen fällt auf den Tag, an dem sich die größte Massendemonstration in der DDR-Geschichte auf dem Berliner Alexanderplatz für Meinungsfreiheit und Demokratie zum 30. Mal jährt.