Recht
DDP

Ex-"Bild"-Chef Tiedje verteidigt Berichterstattung über Kachelmann

Einem Bericht vom Wochenende zufolge fordern Kachelmanns Anwälte von "Bild" Schmerzensgeld in Höhe von zwei Millionen Euro und begründen dies mit wiederholten Persönlichkeitsrechtsverletzungen.

Köln/Berlin (ddp). Nach der angekündigten Schmerzensgeldklage des Wettermoderators Jörg Kachelmann gegen die "Bild"-Zeitung hat deren früherer Chefredakteur Hans-Hermann Tiedje die Berichterstattung des Boulevardblatts und anderer Medien verteidigt. "Ich glaube nicht, dass sie eine Grenze überschritten haben", sagte Tiedje am Montag im Deutschlandfunk. Jedem Redakteur stelle sich die Frage, wie er mit Informationen wie Aktenauszügen umgehe, dann "sehen sie die Grenze wahrscheinlich etwas anders". Es sei "völlig weltfremd" zu glauben, dass ein Redakteur von der Veröffentlichung absehe.

Zwar sei es verboten, über Details laufender Ermittlungen zu berichten, allerdings seien sich die Redaktionen bewusst, dass sie mit Strafandrohungen zu rechnen hätten. Entsprechende Verstöße gebe es immer wieder. "Eine Zeitung, die sich darüber hinwegsetzt, kennt das Prozessrisiko", sagte der Medienberater, der von 1989 bis 1992 Chefredakteur der "Bild" war.

Früher hätten Anwälte die Medien mit Informationen versorgt, inzwischen machten dies auch Staatsanwälte, "um Stimmung zu machen". Im Fall Kachelmann habe die Staatsanwaltschaft Mannheim eine "zweifelhafte Mitteilung" herausgegebenen, in der sie über die Verhaftung eines bekannten Moderators informierte. Es dauere dann keine Stunde, "bis klar ist, wer das ist".

Hier sei mit der Verletzung von Amtsgeheimnissen gegen geltendes Recht verstoßen worden, "dem höherem Zweck dienend, Kachelmann zu überführen". Staatsanwälte erhofften sich von diesem Vorgehen, den vermeintlichen Täter "weichzukochen".

Einem Bericht des Branchendienstes "Kress" vom Wochenende zufolge fordern Kachelmanns Anwälte von "Bild" Schmerzensgeld in Höhe von zwei Millionen Euro und begründen dies mit wiederholten Persönlichkeitsrechtsverletzungen.

Tobias Fröhlich, Sprecher der Axel Springer AG, bestätigte am Montag auf ddp-Anfrage den Eingang mehrerer "Forderungen an verschiedene Titel unseres Hauses". Diese würden vom Verlag "allesamt zurückgewiesen".

Gegen Kachelmann wird wegen des Verdachts der besonders schweren Vergewaltigung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung ermittelt. Nach mehr als vier Monaten wurde der 52-Jährige am vergangenen Donnerstag aus der Untersuchungshaft entlassen. Der Prozess gegen ihn soll im September beginnen.