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400 Mal "frau TV" - Ortgies: "Viel Psychologie" Von Yuriko Wahl

Das einzige Frauen- Fernsehmagazin innerhalb des ARD-Verbunds kommt feministisch, aber nicht männerfeindlich daher, ist humorvoll, nicht verbissen.

Köln (dpa) - Viele Männer wünschen sich Frauen mit natürlicher Körperbehaarung, manche Frauen haben Angst vorm U-Bahnfahren. Das sind Kostproben aus 400 Sendungen "frau TV". Das einzige Frauen- Fernsehmagazin innerhalb des ARD-Verbunds kommt feministisch, aber nicht männerfeindlich daher, ist humorvoll, nicht verbissen. Bei der Jubiläumssendung an diesem Donnerstag (22.00 Uhr) im WDR-Fernsehen verrät Moderatorin Lisa Ortgies, worauf Männer bei der Partnersuche achten, wie Mütter mit dem Kontakt-Abbruch ihrer Kinder klarkommen und dass keine Creme der Welt ernsthaft etwas gegen Cellulite ausrichten kann. "Für uns gibt es wirklich etwas zu feiern, der Zuschauerkreis erweitert sich ständig und wir treffen mit unseren Themen voll ins Schwarze", sagt Ortgies (42).

Als "frau TV" Anfang 1997 auf Sendung ging, war die Journalistin bereits an Bord, in den ersten beiden Jahren moderierte sie im Wechsel mit Inge von Bönninghausen. Im Startjahr schalteten nach Angaben des Westdeutschen Rundfunks (WDR) durchschnittlich 330 000 Zuschauer ein, heute eine Million. "Eigentlich sind wir das einzige wirkliche Frauenmagazin bundesweit, denn das ZDF hat "Mona Lisa" neu definiert als eine gesellschaftspolitische Sendung", meint Ortgies. "Dass wir die richtigen Themen besetzten, zeigt sich auch daran, dass die Konkurrenzsender schon mal bei uns klauen."

Zu den Merkmalen gehörten "viel Psychologie und viele Beziehungsthemen" - niemals abstrakt dargeboten. So berichten türkische Frauen über Sexualität, es werden Hausmänner im Wandel oder die neuen Väter präsentiert. "20 Prozent der Zuschauer sind Männer, die auch alleine gucken", freut sich Ortgies. "Es melden sich auch viele männlichen Autoren mit Beiträgen bei uns. Wir schlagen uns nie stereotyp auf die Seite der Frauen", betont die Journalistin, die mit Mann und zwei Kindern in Hamburg lebt. Sie sieht sich "durchaus als Feministin", was aber nicht bedeute, dass sie Einwände gegen einen kritischen Bericht über gluckenhafte Mütter erheben würde.

Schiffbruch hatte die Moderatorin im vergangenen Jahr als Chefredakteurin bei dem feministischen Magazin "Emma" in Köln erlitten. "Ich bereue dieses Intermezzo nicht, denn damals habe ich eine Chance von 50 zu 50 gesehen und habe zugegriffen." Ortgies hatte als "Emma"-Kolumnistin für ihre humorvollen Beiträge positive Kritiken erhalten, als Chefredakteurin und damit Nachfolgerin für Alice Schwarzer fiel sie aber nach einigen Monaten durch. Die Kollegin eigene sich nicht für den Posten, hatte "Emma"-Gründerin Schwarzer in einem öffentlich ausgetragenen Streit erklärt. "Nach solchen Angriffen herrscht Funkstille", erzählt Ortgies.

"Frau TV" wurde zwischenzeitlich kurz von Christine Westermann, dann von Angelika Maas präsentiert, seit Ende Februar 2009 ist Ortgies wieder jeden Donnerstag auf Sendung. Aktueller Schwerpunkt ist die Wirtschaftskrise, die Frauen - als Teilzeitkräfte und oft nur mit befristeten Arbeitsverträgen - reihenweise arbeitslos und zu besonderen Verlierern mache. "Da gucken wir genau drauf, aber wir lamentieren nicht. Wir zeigen auch immer Wege auf, beraten, stellen Frauen vor, die ihre Chancen sehen und nutzen", betont Ortgies.

Großer Wunsch von "frau TV" ist eine Verlängerung der 30-Minuten Sendung und eine Platzierung im "Ersten". "Dazu kriegen wir jede Woche dazu Mails und Anfragen von Zuschauern." Weiterer Wunsch: "Ein "mann TV" fände ich hervorragend", sagt Ortgies. "Schon in der Zeitschriften-Landschaft zeigt sich: Da finden nur Autos und Titten statt, es gibt kein wirklich gutes Magazin für die neuen und anderen Männer, die längst unterwegs sind. Da müsste auch das öffentlich- rechtliche Fernsehen ran."