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"Die Jahrhundertfälschung": ZDF-Film erzählt die Geschichte der Hitler-Tagebücher

Einem der größten Medienskandale der Nachkriegszeit widmet sich das ZDF in einer Dokumentation. "Die Jahrhundertfälschung", am Dienstag um 20.15 Uhr im Zweiten zu sehen, erzählt die bizarre Geschichte der gefälschten Hitler-Tagebücher.

Berlin (dpa) - Es war im April 1983, als die Chefredaktion des "Stern" in Hamburg vor 250 Journalisten die Mediensensation des Jahrzehnts präsentierte: Adolf Hitlers geheime Tagebücher, aufgespürt vom "Stern"-Reporter Gerd Heidemann, angeblich über einen Mittelsmann. Nun müsse die Geschichte des Nazi-Staates "in großen Teilen neu geschrieben werden", war im Magazin zu lesen. Zwei Wochen später flog alles auf. Die angeblichen Tagebücher des Diktators waren als Fälschung entlarvt und der "Stern" stürzte in eine Ansehens- und Auflagenkrise, von der er sich erst nach Jahren erholte. "Das ist ein Schandfleck unserer Geschichte", sagt Chefredakteur Thomas Osterkorn in der Doku.

"Es gab nie eine Sekunde des Zweifels", erinnert sich der damalige "Stern"-Redakteur Leo Pesch vor der ZDF-Kamera. Er sagt: "Man wollte den Jahrhundert-Coup." Wie bizarr die für mehr als neun Millionen D-Mark gekauften, erfundenen Tagebuchnotizen sind, verdeutlicht in dem ZDF-Film eine schnarrende Rezitation des Schauspielers Christoph Maria Herbst: "Oktober 1936. Morgens gegen 11 Uhr gründliche Untersuchung. Mache den Ärzten große Vorwürfe, da meine Schmerzen immer größer werden. Nun habe ich schon Schmerzen im Gedärm."

30 Jahre nach dem Skandal erzählt ZDF-Autor Jörg Müllner die Geschichte des beispiellosen Betrugs neu. Bislang unveröffentlichte Tonbandmitschnitte von Telefonaten des "Stern"-Reporters Gerd Heidemann sind zu hören: "Was hast du da bloß gemacht, Conny?", fragt Heidemann seinen Mittelsmann am Telefon, der in Wirklichkeit der Fälscher war. "Ich kann doch nichts dafür", beteuert Konrad Kujau scheinheilig. "Ich kann mir im Grunde nur 'ne Kugel in den Kopf schießen, es ist alles aus", erwidert darauf Heidemann. Für die ZDF-Dokumentation gab Heidemann ein mehrstündiges Interview. Im Film wird klar: Noch immer sieht er sich als Sündenbock.