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Doku-Tipp: "Wer steckt hinter Miss Marple?"

Vor gut vierzig Jahren starb die erfolgreiche Miss-Marple-Darstellerin Margaret Rutherford. Unvergessen bleibt ihre Rolle als Hobbydetektivin, die skurrile Mordfälle aufdeckt. Ihr eigenes Leben war ebenso kurios, wie eine Arte-Doku zeigt.

 

Berlin - Die biedere schrullige alte Dame, die sich direkt an die TV-Zuschauer richtet und "Niemand glaubt uns" sagt, ist keine andere als die Hobbydetektivin Miss Marple. Verkörpert wurde die kauzige Protagonistin des britischen Krimi-Klassikers von der Schauspielerin Margaret Rutherford (1892-1972). Der Kultursender Arte widmet ihr an diesem Sonntag, 17. Juni, einen Themenabend und zeigt in der Erstausstrahlung die Dokumentation "Die wahre Miss Marple. Der kuriose Fall Margaret Rutherford" um 21.40 Uhr. Sie ist eine gemeinsame Produktion von Arte und dem ORF.

Der Themenabend beginnt bereits um 20.15 Uhr mit dem Krimi "16.50 Uhr Ab Paddington" der Agatha-Christie-Verfilmungen, Regie führte George Pollocks. In dem Klassiker aus dem Jahr 1961 wird die Kultfigur Miss Marple Zeugin, wie in einem vorbeifahrenden Zug eine junge Frau erwürgt wird. Doch keiner glaubt ihren Schilderungen, auch die Polizei nicht. Also macht sich die gewiefte Krimileserin daran, selbst den Fall aufzuklären.

Doch nicht nur die Fälle, die Rutherford als TV-Detektivin löste, waren kurios. Ihre Biografie war es ebenfalls, wie die knapp 90 Minuten lange Dokumentation von Rieke Brendel und Andrew Davies aus diesem Jahr herausstellt. Ihr Vater brachte ihren Großvater mit einem Nachttopf um, wie Rutherfords Großcousin in dem Film erzählt. Als Rutherford zwei Jahre alt ist, bringt sich ihre Mutter um.

Rutherford, die 1972 im Alter von 80 Jahren starb, wurde erzählt, dass sie eine Waise sei. Sie wuchs bei ihrer Tante auf, die ihr verheimlichte, dass ihr Vater noch lebte und in einer psychiatrischen Klinik untergebracht war. Ihre Familiengeschichte sei für Rutherford sicher eine schwere Last gewesen, sagt ihr Großcousin Tony Benn, ein britischer Politiker. "Sie hatte auch eine sehr ernste Seite", sagt ihre Biografin Gwen Robyns, die ein halbes Jahr mit Rutherford verbrachte, um ihre Geschichte zu hören.

Für die Marple-Rolle, die Rutherford sehr berühmt machen sollte, musste sie damals erst überredet werden. Ihre Mitmenschen beschreiben sie als exzentrische, aber liebenswürdige Frau mit einem kindlichen Verständnis vom Leben. Ihre beste Freundin und Kollegin, Dameris Hayman, sagt in der Doku: "Margaret hatte unglaubliches Charisma. Sie war einzigartig, es wird niemals wieder jemanden wie sie geben."

Özlem Yilmazer