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Krieg in Syrien: Steffen Schwarzkopf über bedrückende Momente in Homs

Nur wenige ausländische Journalisten dürfen im Moment in Syrien recherchieren. NEWSROOM hat mit N24-Chefreporter Steffen Schwarzkopf gesprochen, der gerade zurück ist aus der umkämpften Stadt Homs. Am Freitagabend zeigt N24 seine bedrückende Reportage.

Berlin - Schwarzkopf, Jahrgang 1973, wirkt übernächtigt, seine Zeit verbringt der Vollblut-Journalist im Moment im Schneideraum von N24. „Syrien – Reportereinsatz im Krieg“ heißt der Film, der am Freitag, 20. Juli, um 19.05 Uhr beim Nachrichtensender N24 zu sehen ist.

Dem N24-Team – gemeinsam mit Schwarzkopf war sein Kollege Jakob Bienheim vor Ort - gelang es unter schweren Bedingungen, Bilder bei Anti-Assad-Demonstrationen einzufangen und sich mit Kämpfern der Freien Syrischen Armee zu treffen.

 

Steffen Schwarzkopf beim Einsatz in Syrien.

 

Die beiden Profis konnten Zerstörungen, menschliches Leid und Folterzellen mit eigenen Augen sehen.

NEWSROOM: Herr Schwarzkopf, Sie sind gerade zurück von einem Dreh in Syrien. Was haben Sie erlebt?

Steffen Schwarzkopf: Vor der Reise war ich sehr skeptisch. Ich hatte befürchtet, wenig Eindrücke von der Situation in Syrien sammeln zu können; das Gegenteil war dann der Fall: Wir hatten die Möglichkeit, in Homs zu drehen, völlig zerstörte Stadtteile in Augenschein nehmen zu können, angebliche Folterzentren, Munitionslager, Tunnelanlagen. Wir konnten mit den Vereinten Nationen in Douma drehen, haben aber auch die Hilflosigkeit der Blauhelme erlebt. Über Umwege gelang es uns außerdem, Kämpfer der Freien Syrischen Armee zu treffen, Anti-Assad-Demonstrationen zu filmen.

NEWSROOM: Syrien lässt im Moment nur wenige ausländische Berichterstatter ins Land. Haben Sie sich sicher gefühlt?

Steffen Schwarzkopf: Da wir keine Kampfhandlungen unmittelbar erlebt haben, hatte ich - anders als beispielsweise im Libyenkrieg - nicht das Gefühl der ständigen Bedrohung. Unter enormer Anspannung standen wir dennoch, denn der Geheimdienst versuchte uns zu verfolgen, wo immer möglich. Wir wurden von Militärs vorübergehend festgenommen, weil wir "verbotene" Aufnahmen von Sicherheitskräften gemacht hatten.

NEWSROOM: Sie haben jetzt selbst vor Ort gedreht. Haben Sie jetzt ein anderes Verhältnis zu den Bildern, die vor allem übers Internet auch in Deutschland zu sehen sind?

Steffen Schwarzkopf: Ein klares Ja. Beispiel Homs: Mein Kenntnisstand war, dass die gesamte Stadt mehr oder minder ein Trümmerfeld ist, doch das ist mitnichten der Fall. Es gibt komplett zerstörte Bezirke wie Baba Amr oder Bab Sbaa, es gibt viele Stadtteile, in denen gekämpft wird, es gibt aber auch Bezirke, in denen die Menschen spazieren gehen, ihre Einkäufe erledigen, Restaurants geöffnet sind. Und ich habe auch den Eindruck gewonnen, dass Gräueltaten ebenfalls von der Opposition begangen werden. Unterm Strich muss ich aber offen zugeben: Es gibt viele Wahrheiten in Syrien, abhängig davon, wen man fragt.  Schwarz-weiß funktioniert nicht. Ein objektives Bild der Lage können wir weiterhin nicht zeichnen

NEWSROOM: Welche Momente haben Sie in Syrien besonders berührt?

Steffen Schwarzkopf: Eine Szene in Homs, im Stadtteil Baba Amr. Alles erscheint unwirklich, wie eine Kinokulisse. Die Verwüstungen sind unvorstellbar. Und in dieser Trümmerlandschaft haben wir plötzlich eine Frau entdeckt, die ihre Wäsche aufhängte. Als wir näher kamen, sahen wir,  dass es eine komplette Familie war, Vater, vier Kinder. Die Familie hatte kein Strom, Wasser sporadisch. Sie erzählten uns, dass sie nicht wüssten, wohin sie gehen sollen. Sie seien hier geboren, und hier würden sie auch sterben.

Mit Steffen Rainer Schwarzkopf, Chefreporter bei N24, sprach NEWSROOM-Chefredakteur Bülend Ürük.