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Medienexperte Jo Groebel: Großes Bedauern über Insolvenz von Ballungsraumsender tv.berlin - Axel Springer wollte Fernsehsender retten

Jo Groebel, Direktor des Deutschen Digital-Instituts, bedauert die Pleite von tv.berlin. Im Gespräch mit NEWSROOM erklärt der Medienpsychologe, der auf tv.berlin eine eigene Sendung moderiert, dass die Pleite nicht an Managementfehlern, sondern an der generell schwierigen Situation von Lokalfernsehen liegt. Mit-Eigentümer Axel Springer wollte den Berliner Sender vor der Insolvenz bewahren.

Berlin – Groebel, einer der bestvernetzten Fachleute in der Hauptstadt, erklärt im NEWSROOM-Gespräch, dass die wirtschaftliche Situation für lokale, privat finanzierte Fernsehsender schwierig sei. Wer sich im Lokalfernsehen engagiert, muss Ausdauer beweisen.

Zudem sei es für Lokalfernsehsender schwierig, bundesweite Werbepartner zu gewinnen. „Es wurde viel gesetzt auf das Volks-TV von Helmut Thoma“, so Groebel.  „Leider, leider“ habe der frühere RTL-Chef sein Rahmenangebot für deutsche Lokalsender immer noch nicht realisiert. Jetzt müsse geschaut werden, wie sich langfristig die Konstellation im Gesellschafterkreis ändere.

An tv.berlin sind laut der Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) die Germany 1 Media AG zu 53.5 Prozent, die Axel Springer AG mit 27,4 Prozent, die Triangle Medien Beteiligungs GmbH mit 13 Prozent und die Media Management AG mit 6,1 Prozent. Eigentümer von Germany 1 Media sind unter anderem Corinna von Schönau, Nikolaus Broschek und Frank Otto, der als einer der Pioniere bei Privatradios und Privatfernsehen in Deutschland gilt und dessen Familie den Otto-Versand gehört. Hinter Triangle steckt Frank Otto und Nikolaus Broschek auch Farhad Vladi, der als Immobilienmakler im großen Stil Luxus-Inseln vermarktet. Die Media Management AG gehört komplett dem Luxemburger Investor Andreas Fellmann.

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Im Gespräch mit NEWSROOM betont Jo Groebel, dass in Deutschland Lokaljournalismus mehr Beachtung bedarf. „Unabhängig und losgelöst von Berlin glaube ich, dass Lokaljournalismus in der Öffentlichkeit mehr Aufmerksamkeit finden muss. Wir brauchen gute Lokaljournalisten“, so Groebel.

Groebel, der seit gut einem Jahr seine eigene Talksendung auf tv.berlin moderiert, lobt die Professionalität der tv.berlin-Mitarbeiter. „Bei tv.berlin arbeiten exzellente Journalisten, technisch läuft alles absolut professionell, es herrscht immer ein außerordentlich positives, unkompliziertes und tolles Arbeitsklima.“

„Die Medienvielfalt nimmt mit der Insolvenz von tv.berlin erneut Schaden. Der Verlust der redaktionellen Arbeitsplätze ist einfach schlimm“, erklärt Hendrik Zörner vom Deutschen Journalisten-Verband zu NEWSROOM.

Mit-Eigentümer Axel Springer bedauert die Insolvenz des lokalen Ballungsfernsehsenders: "Axel Springer war bereit, seinen Beitrag zur Finanzierung von tv.berlin zur Vermeidung einer Insolvenz zu leisten. Einige andere Gesellschafter leider jedoch nicht", erklärte ein Sprecher des Medienkonzerns auf NEWSROOM-Anfrage.

Laut "Berliner Morgenpost" sind von der Insolvenz 26 Mitarbeiter direkt betroffen, "tv.berlin" bleibt aber vorerst auf Sendung.

Bülend Ürük

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