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NDR verschärft Regeln nach Heinze-Skandal

Doris J. Heinze droht der Verlust von Pensionsansprüchen.

Hamburg (dpa) - Der Drehbuch-Skandal um die suspendierte NDR- Fernsehspielchefin Doris J. Heinze sorgt weiter für Wirbel: Der Sender zieht erste Konsequenzen und verschärft die Regeln bei Pseudonymen. Ihr selbst droht der Verlust von Pensionsansprüchen. Die fristlose Kündigung ist auf den Weg gebracht, ihr Arbeitsplatz wurde abgeriegelt. Inzwischen ermittelt die Hamburger Staatsanwaltschaft gegen die 60-Jährige wegen Betrugsverdachts. Es geht dabei um drei Betrugsfälle - zwei Drehbücher und ein Treatment (Ideenskizze), die sie dem NDR unter Pseudonym angeboten hat. 94 000 Euro soll sie angeblich kassiert haben. Als Fernsehspielchefin hatte Heinze 18 Jahre lang die Hoheit über einen Millionenetat.

Festangestellte NDR-Mitarbeiter müssten bereits seit längerem Pseudonyme offenlegen, aber: "Wir werden unsere Regeln noch mehr verschärfen, so dass es in Zukunft an keiner Stelle ein Pseudonym ohne Angabe des Klarnamens gibt", sagte Sender-Sprecher Martin Gartzke am Sonntag. Er bestätigte damit einen Bericht der "Bild am Sonntag". Die Zeitung berichtete außerdem, dass Heinze der Verlust von Pensionsansprüchen drohe. "Diese Frage prüfen wir", sagte Gartzke. Heinze hat inzwischen keinen Zutritt mehr zu ihrem einstigen Büro, das im Rahmen der Revisionsprüfung verschlossen wurde.

Laut einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Focus" hat Heinze 94 000 Euro für unter falschem Namen geschriebene Drehbücher vom NDR erhalten. Die Hälfte des üblichen Honorarsatzes hätte ihr bei korrekter Abrechnung unter Nennung ihres eigenen Namens zugestanden. Dem NDR sei dadurch ein Schaden von 47 000 Euro entstanden. "Für den NDR können wir das nicht bestätigen", sagte Gartzke. "Wir gehen derzeit für den NDR von einer eher etwas niedrigeren Summe aus." Genaue Zahlen könne er mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht nennen.

Nach Angaben von Oberstaatsanwalt Wilhelm Möllers bewegt sich der durch Heinze verursachte Schaden für den NDR "mutmaßlich im mittleren fünfstelligen Bereich". Möllers: "Sie gilt jetzt offiziell als Beschuldigte."

NDR-Sprecher Gartzke erklärte, dass es einzelne Zahlungen gab, die ausschließlich von der Produktionsfirma AllMedia angewiesen und dem Sender nicht in Rechnung gestellt worden sind. Zudem enthalte die Schadenssumme nicht nur Entgelte für Drehbücher, sondern auch Zahlungen für Wiederholungsrechte.

Der NDR hatte Heinze vor gut einer Woche suspendiert. Damals war bekanntgeworden, dass sie Drehbücher ihres Mannes Claus Strobel angenommen und verfilmt hatte, die dieser unter dem Pseudonym "Niklas Becker" eingereicht hatte. Den NDR-Vorschriften zufolge dürfen Mitarbeiter des Senders aber keine Arbeiten von Angehörigen ankaufen und betreuen.

Unterdessen behauptet Drehbuchautor Felix Huby ("Tatort") im Nachrichtenmagazin "Der Spiegel": "Es haben immer alle gewusst." Er ärgere sich, die Affäre nicht öffentlich gemacht zu haben. Huby geht davon aus, dass Heinze "in dieser Dreistigkeit" ein Einzelfall sei. "Aber es kommt öfter vor, dass Leute, die im Sender sitzen und dort ein hohes Gehalt beziehen, sich die Geschichten von Autoren unter den Nagel reißen."

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