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Premiere streckt Fühler aus - Interesse an Free-TV-Sender Sat.1

Mutterkonzern ProSiebenSat1. will nicht verkaufen.

München (ddp.djn). Vier Monate nach dem Einstieg des Medienunternehmers Rupert Murdoch macht der Bezahlfernsehsender Premiere erstmals seine Ambitionen für die Zukunft deutlich. Am Montag kündigte das Unternehmen an, an einem Kauf des Fernsehsenders Sat.1 interessiert zu sein. Sat.1 würde strategisch gut zu ihnen passen, vor allem durch seine Sport-, Film- und Serienkompetenz, sagte ein Premieresprecher den ddp/Dow Jones Wirtschaftsnachrichten. Eine Sprecherin von ProSiebenSat.1 betonte auf Anfrage diesbezüglich: «Es gibt weder die Absicht, noch werden Gespräche über einen Verkauf von Sat.1 geführt».

Um den Konzern dauerhaft in die schwarzen Zahlen zu führen, strebt Premiere den Zukauf eines der beiden großen werbefinanzierten Sender des Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 Media AG an. «Wir sind daran interessiert, Sat.1 zu kaufen. Der Berliner Sender würde ideal zu uns passen», sagte der Premiere-Vorstandsvorsitzende Michael Börnicke zuvor dem «Handelsblatt» (Montagausgabe).

Premiere hat seit Januar mit dem Medienunternehmer Rupert Murdoch einen neuen Großaktionär. Erst am Freitag kündigte sein Konzern News Corp eine Aufstockung des Premiere-Paketes bis auf 22,7 Prozent an. Im Falle des Falles könne Murdoch einen entsprechenden Kauf von Sat.1 realisieren, sagte der Premieresprecher und bestätigte zugleich, dass es keine aktuellen Verkaufsverhandlungen gibt. Bei Premiere gehe es kurzfristig erstmal um die Schließung der Lücke im Verschlüsselungssystem sowie um ein erfolgreiches Bieten um die Fußball-Bundesligarechte. Mittelfristig müsse sich der Pay-TV-Sender mit einem reichweitenstärkeren Free-TV-Sender zusammentun, um die notwendigen Umsatzzahlen zu erreichen, ergänzte der Sprecher.

Über eine Aufteilung der Sendergruppe ProSiebenSat.1 wird bereits seit längerem spekuliert. Sat.1 kämpft laut dem «Handelsblatt»-Bericht mit schlechten Zuschauerquoten und enttäuschenden Zahlen. Der Konzern hat im vergangenen Jahr wegen der Übernahme der Senderkette SBS und einer Kartellstrafe deutlich weniger verdient und kam nur noch auf einen Konzernüberschuss nach Anteilen Dritter von 89,4 Millionen Euro. Zudem stöhnt der Fernsehkonzern insgesamt unter den hohen Renditeerwartungen der Eigentümer Permira und KKR. Beim ProSiebenSat.1-Anteilseigner KKR wollte man die Aussagen von Börnicke ebenfalls nicht kommentieren.

Auch Premiere befindet sich noch in einer schwierigen Situation. Die Umsätze waren rückläufig und gingen von 1,1 Milliarden Euro im Vorjahr auf 984,5 Millionen Euro in 2007 zurück. Allerdings konnte der Bezahlfernsehsender 2007 seine Verluste von 161,5 Millionen Euro auf 51,6 Millionen Euro reduzieren.

In einem festeren Gesamtmarkt legten die Aktien beider Medienunternehmen am Montag zu. Während Premiere im MDAX bis 14.30 Uhr um 1,4 Prozent auf 14,24 Euro stiegen, kletterten ProSiebenSat.1 um 5,8 Prozent auf 14,94 Euro.