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Vox ist heute mehr als Reisen, Auto, Kochen

«Die Höhle der Löwen“, „Club der roten Bänder“, „Sing meinen Song“, „Kitchen Impossible“: Dem Sender Vox sind in den vergangenen Jahren überraschende Erfolge gelungen. Geschäftsführer Bernd Reichart vergleicht den Weg dorthin mit einem Fußballer vor dem Torschuss.

Köln (dpa) − Vox feiert Geburtstag. Vor 25 Jahren, am 25. Januar 1993, startete der Sender mit seinem „Ereignisfernsehen“. Von der damaligen Ausrichtung ist man mittlerweile abgewichen − und in der Primetime mit Eigenproduktionen zu einem echten Konkurrenten der großen Sender geworden. Geschäftsführer Bernd Reichart spricht im Interview der Deutschen Presse-Agentur über Fernsehen in Zeiten des Streamings, die Strategie von Vox und wie man in einem Markt, in dem viele Angst vor einem Flop haben, einen Hit entwickelt.

Das klassische Fernsehen hat in den vergangenen Jahren viele neue Konkurrenten bekommen − unter anderem Streamingdienste wie Netflix. Wie macht sich das für Sie bemerkbar?

Bernd Reichart: Ich glaube, dass Gewohnheitsrituale unter Druck geraten. Der Konsument hat heute eine Fülle an Möglichkeiten auf Entertainment zuzugreifen, die er mehr und mehr auch nutzt. Wir sehen das auch bei uns. Vor einigen Jahren konnten wir im Sommer noch dritte oder vierte Wiederholungen von US-Serien in der Primetime spielen. Diese Zeiten sind vorbei. Darauf stellen wir uns aber gerne ein. Es bedeutet für uns, dass wir den Zuschauern noch bessere Inhalte anbieten müssen und wollen.

Vox stand lange vor allem für Reisen, Auto, Kochen.

Reichart: Ja. Aber das hat sich gewandelt. Sie haben Vox für viele Jahre wunderbar definiert, man konnte sich damit etwas absetzen von den ganz großen Flaggschiffen in der privaten Senderlandschaft. Aber in den letzten fünf Jahren haben wir intensiv daran gearbeitet, uns breiter zu machen − und auch ein bisschen größer. Wir wollen die Relevanz eines eigenen, ganzheitlichen Entertainment-Senders. Trotzdem setzen wir dabei auf Thematiken, die uns die Chance geben, Neuartiges zu erschließen. Unsere erste eigenproduzierte Fiction-Serie „Club der roten Bänder“ war eine Geschichte über kranke Kinder − erzählt aus ihrer Perspektive. Mit „Die Höhle der Löwen“ haben wir uns das Thema Business-TV und mit „Ewige Helden“ den Bereich Sport-Dokutainment erschlossen. Es gibt weitere Beispiele. 2018 machen wir die ersten Versuche im Bereich Comedy.

Vieles davon läuft sehr erfolgreich. Hatten Sie keine Angst vor Flops? Ein in Deutschland unbekanntes Genre wie die Gründer-Show „Die Höhle der Löwen“ in die Primetime um 20.15 Uhr zu setzen, war doch sicherlich ein Risiko.

Reichart: Wenn wir solche Formate angehen, müssen wir sie auch in das größte Schaufenster stellen. Die Versuchung, „Die Höhle der Löwen“ um 23 Uhr zu starten, gab es nie. Dafür ist der Einsatz viel zu groß. Generell gilt: Wenn der Sender stabil läuft, kann man sich auch mal etwas trauen. Man erarbeitet sich Möglichkeiten, immer noch ein wenig aggressiver zu entwickeln. Und wenn man das Gefühl hat, dass man auch mal am Tor vorbeischießen kann, trifft man vermutlich häufiger.

 

Interview: Jonas-Erik Schmidt, dpa

ZUR PERSON: Bernd Reichart ist seit Februar 2013 Geschäftsführer von Vox. Davor war er seit 2007 als Managing Director Multichannel bei dem zur RTL Group gehörenden privaten TV-Anbieter Antena 3 in Spanien tätig. In dieser Funktion verantwortete er fünf Free-TV-Sender. Der 1974 geborene Manager studierte einst Sport und Englisch. Während des Studiums lebte er längere Zeit in Spanien und in den USA.