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Bundeskartellamt betont Unabhängigkeit: "Haben Zeit für Überprüfung" - Anträge für Gemeinschaftsunternehmen Funke/Springer werden erst Anfang 2014 gestellt

Unter Druck lassen setzen will sich das Bundeskartellamt auf keinen Fall. "Sobald wir einen Antrag vorliegen haben, beginnt die erste Frist, die einen Monat dauert. Benötigen wir mehr Zeit, verlängert sich die zweite Frist um drei Monate", erklärt Kay Weidner.

Berlin - Gegenüber Newsroom.de betonte der Sprecher des Bundeskartellamtes beim Gespräch über den geplanten Verkauf der Springer-Titel an den Essener Familienverlag Funke, dass auch diese Frist verlängert werden könne, falls es nötig sei.

Eine schnelle Entscheidung über den größten Mediendeal in der Nachkriegsgeschichte wird in Bonn nicht erwartet.

 

Kay Weidner, Pressesprecher Bundeskartellamt. Foto: Archiv

 

Erst Anfang der Woche hatten die Axel Springer AG und die Funke Mediengruppe gemeinsam bekannt gegeben, dass sie ihren einen Antrag beim Bundeskartellamt am 18. November zurückgezogen haben und mit gleich vier Anträgen ersetzen wollen.

"Mit einer ersten Entscheidung ist noch in diesem Jahr zu rechnen, mit den übrigen Entscheidungen im nächsten Jahr. Der Vollzug der Vereinbarungen wird weiterhin im Frühjahr 2014 erwartet", so die Unternehmen in ihrer Presseaussendung, die in Bonn teils mit Überraschung aufgenommen wurde.

Formal drücken Springer und Funke damit auf den Resetknopf, jetzt geht wieder alles zurück auf Start.

In vier Einzelpakete wollen die Unternehmen ihre Anträge nun zerstückeln, um das Bundeskartellamt von ihrem Vorhaben zu überzeugen: Regionalzeitungen und Frauenzeitschriften ("Berliner Morgenpost", "Hamburger Abendblatt", "Bergedorfer Zeitung", Europas auflagenstärkste Frauenzeitschrift "Bild der Frau" sowie dessen Billigableger "Frau von Heute"); Programmzeitschriften ("Hörzu", "TV Digital", "Funk Uhr", "Bildwoche" und "TV Neu") sowie die beiden komplexesten Bereiche, die geplanten Gemeinschaftsunternehmen Vertrieb und Gemeinschaftsunternehmen Vermarktung.

Zur Erinnerung - der Essener Familienkonzern Funke legt für den Erwerb der Springer-Titel 920 Millionen Euro auf den Tisch.

Die Aufsplittung in vier Bereiche habe "verfahrensökonomische Gründe", so Kay Weidner im besten Bürokratendeutsch im Newsroom.de-Gespräch.

Die Beamten in Bonn hätten es nun leichter, die Verfahren zu unterscheiden und einzuordnen, schließlich handele es sich bei "den Anträgen um unterschiedliche Märkte und völlig andere Marktteilnehmer."

Noch haben die Vertragspartner in Essen und Berlin allerdings keinen neuen Antrag gestellt.

Während die Unterlagen für die Regionalzeitungen sowie Frauenzeitschriften und die Programmzeitschriften "sehr rasch" eingereicht werden sollen, benötigen die Entscheider im Hintergrund für die Anträge für die beiden Gemeinschaftsunternehmen noch Zeit. Die Anträge sollen Anfang 2014 beim Bundeskartellamt eingehen, sagte Funke-Pressesprecher Gunther Fessen zu Newsroom.de.

Gunther Fessen betont: "Wir werden sehr genau vorbereitete Anträge einreichen und den weiteren Entscheidungsprozess des Kartellamts aufmerksam verfolgen."

Selbst wenn das Bundeskartellamt einzelne Anträge eher positiv entscheiden sollte, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass beispielsweise die Zeitungen und Zeitschriften schon früher den Verlag wechseln. Im Gegenteil, nach Newsroom.de-Informationen bleibt es beim angekündigten Fahrplan, das so genannte Closing, der finale Schritt der Übernahme, erfolgt nur komplett.

Bülend Ürük