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Exklusiv: Nachrichtenagentur dapd legt rechtliche Schritte gegen AP-Kündigung ein

Die insolvente Nachrichtenagentur dapd kämpft um die Lizenz, auch weiterhin die Nachrichten der Associated Press in Deutschland verbreiten zu dürfen. Insolvenzverwalter Wolf-R. von der Fecht hat jetzt rechtliche Schritte gegen die Kündigung des Exklusivvertrages eingelegt. Das erfuhr NEWSROOM aus Unternehmenskreisen.

Berlin - Die geplante und bereits vertraglich vereinbarte Zusammenarbeit von Associated Press und dem deutlichen Marktführer im Nachrichtengeschäft, der Deutschen Presse-Agentur (dpa), erwischte den Insolvenzverwalter unvorbereitet mit voller Wucht. So einfach will er die Trennung aber nicht zulassen, Wolf-R. von der Fecht kämpft um die Existenz der dapd.

"Wir haben die Kündigung eingehend geprüft und halten sie sowohl aus insolvenzrechtlicher Sicht als auch aufgrund der konkreten vertraglichen Kündigungsregelungen für unwirksam", hatte Wolf-R. von der Fecht in seiner bislang einzigen Stellungnahme zu den AP-dpa-Plänen gesagt. Anfang dieser Woche dann kam die deutlich Erklärung von AP-Sprecher Paul Colford.

"Die Kündigung, die unmittelbar in Kraft getreten ist, erfolgte entsprechend den Bestimmungen des Vertrages zwischen AP und dapd", sagte Colford. AP sei sich seiner rechtlichen Position sicher.

Die rechtlichen Schritte, die dapd jetzt gegen die AP-Kündigung eingelegt hat, könnten mehrere Gründe haben:

1. Insolvenzverwalter von der Fecht glaubt tatsächlich, dass den Juristen bei der Associated Press ein Fehler unterlaufen ist und sie eine Klausel im Vertrag übersehen haben. Möglich, aber eher unwahrscheinlich.

2. Jurist von der Fecht muss die rechtlichen Schritte einleiten, um das Insolvenzrecht nicht zu verletzen. Im bisherigen Sanierungsplan spielt die enge Zusammenarbeit mit der Associated Press eine ganz entscheidende Rolle. Würde dapd die Kündigung akzeptieren, könnte der Geschäftsbetrieb schon ab dem 1. Dezember nicht mehr aufrecht erhalten werden. Denn zum jetzigen Zeitpunkt gibt es keinen Vertrag mit einem möglichen Partner, der AP ersetzen kann. Wahrscheinlich.

kann. Wahrscheinlich.

Die Nachrichtenagentur dapd war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar, am späten Abend erklärte eine dapd-Sprecherin dann auf NEWSROOM-Nachfrage, dass "wir unsere Rechte wahren werden. Herr von der Fecht ist davon überzeugt, dass die Kündigung nicht rechtens ist", er werde alles dafür tun, um Schaden von der dapd abzuwenden.

Hintergrund

Deutschland gilt als einer der weltweit am härtesten umkämpften Märkte für Nachrichtenagenturen. Neben dem Marktführer dpa und der dapd, die einzigen Voll-Agenturen in Deutschland, konkurrieren noch die britische Agentur Reuters, die deutsche Tochter der französischen Nachrichtenagentur AFP, die kirchlichen Agenturen epd und KNA, die zur AFP-Gruppe gehörende Sportagentur SID, sowie Spezialdienste für Wirtschaftsnachrichten wie Dow Jones oder Bloomberg um Kunden aus dem Medienbereich.

Die Insolvenz von dapd war der Auftakt zu einer ganzen Reihe von negativen Nachrichten für die Medienbranche. So wird es ab Januar 2013 keine gedruckte Ausgabe des Stadtmagazins "Prinz" mehr geben, die linksliberale "Frankfurter Rundschau" hat ebenfalls Insolvenz angemeldet und die Wirtschaftsmedien von Gruner + Jahr werden in ihrer jetztigen Form nicht überleben.

Doch der Flächenbrand bei den Tageszeitungen geht weiter - so erwartet Götz Hamann, stellvertretender Wirtschafts-Chef der "Zeit", bei der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" in diesem Jahr ein Millionenloch und bei der "Süddeutschen Zeitung" geht er davon aus, dass sie große Einsparungen vorbereitet.

Die deutschen Medienlandschaft - sie ändert sich.

Bülend Ürük

Auf dem Agenturmarkt passiert unheimlich viel. Ihre Einschätzungen - natürlich auch vertraulich - bitte per Mail direkt an chefredaktion@newsroom.de.