Unternehmen
Newsroom

„Kieler Nachrichten“: Betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen

Erneut wissen die Eigentümer eines Traditionshauses nicht, wie sie auf den Medienwandel anders als mit einem massiven Personalabbau antworten sollen. Von Bülend Ürük.

Kiel - Die Zeitungskrise hat jetzt auch die „Kieler Nachrichten“ erreicht. Das Medienhaus in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt will massiv Personal abbauen.

Wie am Mittwochabend bekannt wurde, sollen alleine im redaktionellen Bereich mittelfristig 30 Prozent aller Arbeitsplätze verschwinden. Von aktuell mehr als 100 sollen dann noch rund 70 Redakteurinnen und Redakteuren für das Haus tätig sein.

 

Fällt jemand noch was ein dazu? “@buelend: Krise erreicht „Kieler Nachrichten“: 30 % der Redaktion muss gehen http://t.co/L4RT4q5GHw

— Christian Jakubetz (@cjakubetz) 26. November 2014

Betriebsbedingte Kündigungen hat die Geschäftsführung gegenüber der Belegschaft nicht ausgeschlossen. Zeitnah sollen Verhandlungen mit den Journalistengewerkschaften DJU und DJV aufgenommen werden.

Gesellschafter der Kieler-Nachrichten-Gruppe sind die Gesellschaft der Erben des im Februar 2012 verstorbenen Verlegers Christian Heinrich - Christian Tobias, Olaf und Björn Heinrich (CTOB/51 Prozent) - sowie die Verlagsgesellschaft Madsack aus Hannover mit 49 Prozent.

Madsack, das erst in der vergangenen Woche das in Hannover angesiedelte RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) offiziell vorgestellt hat, also seine Zentralredaktion zur Belieferung seiner Zeitungen mit überregionalen Inhalten, wird dann auch inzwischen von der Gewerkschaft Verdi für den Kahlschlag in Kiel verantwortlich gemacht: „Auch wenn die lokale Geschäftsführung die Maßnahmen verkündet - deutlich spürbar ist die Handschrift des Madsack-Konzerns", sagte am Abend Verdi-Fachbereichsleiter Martin Dieckmann. Für Dieckmann ist der massive Stellenabbau ein "Kahlschlag ohne publizistische und wirtschaftliche Perspektive".

Die „Kieler Nachrichten“ (verkaufte Auflage: 96.256 Exemplare, laut IVW 3/2014) erschienen das erste Mal am 3. April 1946 als CDU-Lizenzzeitung.

Der Verlag sieht sich aber in der Tradition der „Kieler Zeitung“. Deren Erstausgabe wurde bereits 1864 veröffentlicht. Deshalb hat das Medienhaus in diesen Tagen mit einigem Aufwand „150 Jahre Kieler Nachrichten“ gefeiert.

 

@buelend Großer Mist

— Klaus Schrage (@hirnduebel) 26. November 2014

Im Leitartikel der Jubiläumsausgabe hoben die beiden Chefredakteure Klaus Kramer und Christian Longardt noch hervor: „Die Zukunft kann nur gewinnen, wer um seine Vergangenheit weiß, diese Erkenntnis ist nicht neu. Andersherum gilt aber auch: Wer nur in der Vergangenheit lebt, wird die Zukunft nicht meistern können. In diesem Sinne blicken wir auf den folgenden Seiten fröhlich zurück und mit viel Zuversicht nach vorn. Pünktlich zum Jubiläum nehmen unsere Gesellschafter viel Geld in die Hand, um die Redaktion für die Herausforderungen des digitalen Zeitalters fit zu machen. Unser Crossmedialer Produktionsdesk, der im Dezember eingeweiht wird, ist ein starkes Signal an die Mitarbeiter: Geschäftsführer und Eigentümer glauben an die Zukunft des regionalen Medienhauses, an die Zukunft des Lokaljournalismus. Wir Chefredakteure haben da ohnehin keine Zweifel.“

Die Geschäftsführung der "Kieler Nachrichten" war am Abend für eine Stellungnahme nicht erreichbar.

Bülend Ürük

Sie wissen mehr? Schreiben Sie mir persönlich an chefredaktion@newsroom.de.